„Es kann sein, dass sich unsere Wege nochmal kreuzen“: Ernährungsberaterin Esma aus Istanbul

Wie viel Zucker man am Tag essen darf, welche Zutaten aus der Ernährung einer Diabetikerin verschwinden sollten oder worauf man bei der Wahl der Lebensmittel achten muss – diese Themen füllen den Berufsalltag von Esma aus Istanbul. Sie ist Ernährungsberaterin und ehemalige Praktikantin bei den DRK Kliniken Berlin. Was eine Studentin motiviert, ihr Praktikum 2000 Kilometer entfernt von der Heimat zu absolvieren, erzählt sie im Interview.

Hallo Esma, kannst Du Dich kurz vorstellen?

Mein Name ist Esma Nur Kilic. Ich bin 23 Jahre alt. Von Beruf bin ich Ernährungsberaterin. Meinen Abschluss habe ich an der Istanbul Medipol Universität im Bereich Ernährungswissenschaften gemacht. Aktuell lebe ich in Istanbul.

Wieso hast Du Dich für ein Praktikum so weit von Deiner Heimat entschieden?

Ernährung ist ein relativ großer Themenbereich. Verschiedene Kulturen, Lebensgewohnheiten sowie Lifestyles wirken sich auf die Ernährungsgewohnheiten der Menschen aus. Mein Ziel war es, die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Ernährungsgewohnheiten und Gesundheitszuständen kennenzulernen und zu erforschen. Darüber hinaus habe ich in der Türkei bereits einige Praktika in dem Bereich absolviert. Das hat mich auf Methoden in anderen Ländern neugierig gemacht. Ich wollte über meinen Horizont schauen und meinen Blickwinkel erweitern.

Wieso hast Du Dich für Deutschland entschieden?

Deutschland gehört zu den Ländern, die von Ökotrophologiestudenten aus der Türkei bevorzugt werden. Im Rahmen des Gesundheitswesens gehört Deutschland zur absoluten Spitze. Ich habe mir gedacht, dass ich mich in Deutschland besser weiterentwickeln kann. Nach einer ausführlichen Recherche bin ich schließlich auf die DRK Kliniken Berlin gestoßen und war der Meinung, dass sie mir eine super Entwicklungsmöglichkeit bieten.

Was hat Dir am meisten in Berlin und an den DRK Kliniken Berlin gefallen?

In Berlin haben mir insbesondere die zahlreichen Museen gefallen. Sowohl die Architektur als auch die Geschichte spielen hier eine sehr wichtige Rolle. Die Museen sind relativ nah beieinander, das fand ich auch gut. Ich muss gestehen, dass die Kunst mir sehr am Herzen liegt. In der Umgebung der Klinik in Mitte haben mir die Straßenkünstler und -musiker sehr gefallen. Sehr beeindruckend! Bezüglich der DRK Kliniken Berlin möchte ich erwähnen, dass ich mich hier wie zu Hause gefühlt habe. Ob beruflich oder sozial, alle waren sehr freundlich und hilfsbereit zu mir. Nicht einmal habe ich mich fremd unter den Mitarbeitenden gefühlt. Insbesondere meine Betreuerin Gulcan Celen hat einen großen Teil dazu beigetragen. Auch außerhalb der Arbeit haben wir uns getroffen und Zeit miteinander verbracht. An dieser Stelle möchte ich mich nochmal ganz herzlich bei ihr bedanken.

Kannst Du uns bisschen mehr zu Deinem Praktikum erzählen?

In den DRK Kliniken Berlin habe ich zwei Praktika für jeweils zwei Wochen absolviert. Meine Mentorin Gulcan Celen und ich haben gemeinsam im Bereich der Diabetes Poliklinik Typ 1 und Typ 2-Kranke in Bezug auf die Ernährung beraten. Für Patienten, deren Zustand nicht gut war, haben wir Ernährungspläne vorbereitet. Auch Gruppenberatungen haben wir durchgeführt. Wir haben die Patienten zum Thema Insulin oder Kohlenhydrate unterrichtet. Ich muss sagen, dass die DRK Kliniken Berlin im Bereich der Ernährungsberatung sehr weit fortgeschritten sind!

Gibt es Unterschiede in der Behandlung von Diabetikern in Deutschland und in der Türkei?

Die medizinische Ernährungstherapie in Deutschland und in der Türkei ist nahezu gleich. Es gibt aber Unterschiede bei der Aufklärung des Patienten. In der Türkei werden die Patienten zu einem einmaligen Termin eingeladen, um die medizinische Therapie vorzustellen. Über die Krankheit oder die Ernährung selbst wird sehr wenig gesprochen, weil die Patienten als nächstes zur einer Sitzung in der Ernährungserziehungsklinik überwiesen werden. In den DRK Kliniken Berlin ist es anders. Die Patienten bekommen viel mehr Wissen vermittelt. Sie werden zu einem Ernährungskurs eingeladen, wo man in kleinen Gruppen innerhalb von mehreren Tagen geschult wird. Die Kurse sind professionell vorbereitet, mit vielen Lehrmaterialien und sehr praxisorientiert. Den Patienten wird vermittelt, worauf sie im Alltag achten müssen und wo sie alle nötigen Informationen über Nährstoffe, Zucker oder Fett finden. Auch die Krankheit wird dem Patienten anhand von Modellen und Bildern erklärt. Das ist großartig, weil der Patient durch die visuellen Inhalte alles viel besser versteht. Danach sind die Diabetespatienten offener für die Diätumstellung. In der Türkei findet man ähnliche Kurse sehr selten und hauptsächlich werden sie für Kinder angeboten.

Dein Praktikum ist jetzt schon einige Zeit her. Was machst Du jetzt beruflich?

Aktuell arbeite ich nach wie vor mit Diabetikern. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist für Diabetiker unumgänglich. Die Ernährungsgewohnheiten und die jeweiligen Uhrzeiten, zu denen sie essen, spielen eine wesentliche Rolle für den Blutzuckerspiegel.  Während unserer klinischen Untersuchungen haben wir festgestellt, dass der Lebensstandard durch eine angepasste Ernährung weitaus besser werden kann. Diabetes ist aufgrund der Pandemie in den Vordergrund gerückt, da Diabetiker als Risikopatienten gelten. Darum müssen wir unseren Fokus, auch in Hinblick auf zukünftige Pandemien, auf eine ausgewogene medizinische Ernährung richten.

Vor der Pandemie habe ich in einer privaten Klinik gearbeitet. Aufgrund der Situation mache ich die Ernährungsberatung online. Covid-19 Patienten sind dabei mein Schwerpunkt, die Beratung biete ich kostenlos an. Darüber hinaus bin ich bei der Ernährungs- und Diätetiker Gemeinschaft (BEDIAT) aktiv, zu deren Gründungsmitgliedern ich gehöre. Außerdem bin ich bei der Literaturzeitschrift Serce Edebiyat sowohl als Verfasserin von Artikeln, als auch als Mitglied der Leitung tätig. Meiner Meinung nach sollte Kunst, neben den beruflichen Tätigkeiten, welche wir in unserem Leben ausführen, eine, wenn auch nur kleine, Rolle spielen.

Nach der Pandemie werde ich für ein Projekt nach England reisen. Meinen Master plane ich auch dort. Irgendwann würde ich aber gerne wieder bei den DRK Kliniken Berlin arbeiten. Es kann sein, dass sich unsere Wege nochmal kreuzen!

Wenn Du wie Esma eine Leidenschaft für die Ernährungswissenschaften hast, kannst Du Dich als Diätassistent / Ernährungsberater / Ökotrophologe bei den DRK Kliniken Berlin bewerben!

Was hat Dir persönlich das Praktikum bei den DRK Kliniken Berlin gegeben?

Die Zeit, die ich in den DRK Kliniken Berlin Mitte verbracht habe, war sehr besonders für mich. Es hat mir nicht nur besonders viel Spaß gemacht, sondern ich habe auch sehr viel gelernt. Verschiedene Perspektiven bei der Behandlung der Patienten haben mein Wissen bereichert. Ich bin sehr froh über die Entscheidung, mein Praktikum hier zu absolvieren.

Hast Du noch Kontakt zu den Kollegen?

Selbstverständlich. Mit meiner Mentorin Gulcan Celen stehe ich immer noch im Kontakt. Ab und zu sprechen wir über Diabetes Patienten oder alternative Behandlungsmethoden. Der Austausch läuft super. Ich bin lediglich wegen des Praktikums in Berlin gewesen, jedoch habe ich einige Freunde in Berlin gefunden. Es war schön, Zeit mit ihnen zu verbringen. Ich habe sie auch in die Türkei nach Istanbul eingeladen.

Welchen Rat hast Du für Studierende, die sich für ein Praktikum im Ausland zu bewerben möchten?

Ihr solltet euch gut vorbereiten und hartnäckig sein. Um ein Praktikum zu planen, sollte man zunächst den Bereich bestimmen, in dem das Praktikum stattfinden soll. Bevor ich den Kontakt zu den DRK Kliniken Berlin gesucht habe, wusste ich bereits, dass ich mein Praktikum im Bereich Diätassistenz machen wollte. Anschließend sollte man sich Gedanken über das Land machen, wo das Praktikum stattfinden soll. Es folgen die Stadt und das Krankenhaus. Im Hinblick darauf, sollte man nicht so schnell aufgeben und ehrgeizig sein. Nicht jedes Krankenhaus meldet sich zeitnah zurück. Andere melden sich gar nicht zurück. Man sollte niemals aufgeben und am Ball bleiben! Falls ihr euch Gedanken darüber macht, wo ihr das Praktikum absolvieren solltet, kann ich aus Erfahrung sagen, dass die DRK Kliniken Berlin eine super Möglichkeit sind!

DRK Kliniken Berlin / Katarzyna Marek-Pokrony

Maja_Schaefer, am 13. Januar 2021
Ernährung
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