Normalerweise ist im Pflegestützpunkt („Schwesternzimmer“) einer Station im Krankenhaus am frühen Vormittag nicht so viel los, denn alle Pflegekräfte sind in den Patientenzimmern beschäftigt. Doch auf der Station 6B der DRK Kliniken Berlin Köpenick ist in diesen Wochen alles anders: Die Auszubildenden im fünften Semester erleben hier in der Klinik für Neurologie ihr Projekt „Schülerstation“.
Vier Wochen lang organisieren und bewältigen die Auszubildenden eigenverantwortlich den gesamten Stationsalltag und leiten sogar die berufserfahrenen Pflegekräfte an. Gerade ist Woche drei angebrochen. Auf der ganzen 6B kommen einem junge Menschen entgegen und im Pflegestützpunkt stehen elf Azubis und besprechen, wer als erstes zur Pause geht. „Soll ich? Oder brauchst du noch Hilfe?“ „Nein danke, geh ruhig, guten Appetit!“ „Stationsleiterin“ Lisa, 22 Jahre alt, muss eine kleine Übergabe an ihre Vertretung machen, bevor sie sich für ein kurzes Gespräch aus dem Stationsalltag zurückziehen kann.
Unsere Lehrerin hat das entschieden. Ich habe die Funktion für die dritte und vierte Woche der Schülerstation zugeteilt bekommen. Ich habe zwei Vermutungen: Entweder sie hat mich zur Stationsleitung gemacht, weil ich meist gut gelaunt bin. Sie sagt immer zu mir: „Du bist die Sonne!“ Oder sie findet, dass ich zu schüchtern bin und lernen muss, auf Station selbstbewusster aufzutreten. Auf jeden Fall war ich stolz und dachte: Ich ziehe das jetzt durch! Ich habe immer Lust, mich weiterzuentwickeln.
Ich hätte nicht gedacht, dass man so viel telefoniert. Ich muss das Telefon immer bei mir tragen. Permanent kommen Anrufe, dass Patienten zu Untersuchungen gebracht werden müssen. Manchmal weiß ich nicht, was ich sagen soll, zum Beispiel wenn Nachfragen zu Patienten kommen, die längst entlassen wurden. Aber dann gibt es natürlich Ansprechpartner: die Zentralen Praxisanleiter aus allen Standorten, unsere Lehrerin aus dem Bildungszentrum und die erfahrenen Pflegekräfte.
Erlebe auch du die Schülerstation! Hier geht’s zur Bewerbung für die Pflegeausbildung in unserem Bildungszentrum.
Wir lernen uns auf der Schülerstation nochmal ganz neu kennen. Wir sind sehr unterschiedliche Menschen, deshalb hatten unsere Lehrer vorher die Befürchtung, dass es kriseln würde. Tatsächlich klappt es aber wirklich gut. Ich versuche immer zuzuschauen, wie die anderen sich verhalten, und zu überlegen, was ich in der jeweiligen Situation gemacht hätte. Und ich hole mir Feedback: Wenn eine andere Auszubildende daneben steht, während ich einen Patienten wasche, frage ich sie, was sie anders gemacht hätte. Dabei habe ich gemerkt, dass ich ruhig lockerer werden kann. Ich muss nicht immer alles ganz streng in der Reihenfolge machen, in der ich es gelernt habe. In den anderen Häusern der DRK Kliniken Berlin haben es die Auszubildenden teils anders gelernt oder angewendet und das ist genauso richtig.
Jetzt steht Mirko neben Lisa, er hat eine Information für sie: Gerade hat die Tochter der Patientin Frau H. angerufen, sie will morgen vorbei kommen und hat ihre Handynummer hinterlassen. Lisa sagt noch kurz, dass Mirko ein wirklich guter Pfleger sei, und geht zum Computer, um die Handynummer einzutippen. „Ich bin eben strapazierfähig und strahle Ruhe aus!“, grinst Mirko. Auf einmal klingeln zwei Telefone gleichzeitig, Lisa springt wieder auf. Eine Patientin wurde gerade zum Röntgen gebracht, nun wird sie aber gleichzeitig im MRT erwartet. „Das war jetzt nicht so schlau, oder?“ überlegt ein Azubikollege, doch Lisa behält die Nerven und erteilt leise, aber bestimmt Anweisungen.
Derweil schwingt Reinigungskraft Martina draußen vor dem Pflegestützpunkt gekonnt ihren Wischmopp über den Linoleumboden und freut sich über den ungewohnten Trubel auf der Station: „Ich muss zwar etwas langsamer als sonst arbeiten, weil die Schüler in den Patientenzimmern länger brauchen und weil sie so viele sind, dass ständig jemand den Pausenraum belegt, aber das ist nicht schlimm. Dafür geht es in diesen Wochen sehr fröhlich zu und die für mich wichtigen Informationen bekomme ich zuverlässig, zum Beispiel welches Reinigungsmittel ich in welchem Zimmer verwenden soll.“
Mit der Einführung der neuen generalistischen Pflegeausbildung zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann wird es in Zukunft viermal im Jahr eine Schülerstation in den DRK Kliniken Berlin geben. Drei Wochen vorher verbringen die Pflegeazubis mit Vorbereitungen. Zum Beispiel müssen sie den Dienstplan schreiben und dabei die gesetzlichen Vorgaben beachten: Nicht mehr als zehn Dienste am Stück, kein Wechsel direkt von der Spät- in die Frühschicht. Birgit Altnow, die Zentrale Praxisanleiterin in Köpenick, begleitet die Projektwochen schon seit Jahren:
Jetzt in Woche drei haben sie sich als Team gefunden. Zum Glück, denn auf Schülerstationen sind schon Freundschaften zerbrochen! Wie immer haben die Azubis Selbstbewusstsein gewonnen, und das ist die beste Vorbereitung auf den Berufseinstieg als Pflegefachkraft. Sie werden jetzt auch in den Praxiseinsätzen mehr Anleitung einfordern.
Manchmal ist es für uns Praxisanleiter schwer, die Füße still zu halten, wenn wir selber etwas anders machen würden als die Schüler. Heute Morgen haben sie zum Beispiel mit der Medikamentenausgabe begonnen, anstatt die Patienten zuerst zu waschen. Als erfahrene Pflegekraft weiß ich, was an so einem Tag alles noch passieren und den Plan durcheinander bringen kann, und dass die Hygiene dann am besten schon geschafft sein sollte. Aber das sollen die Schüler selber erfahren, also schreiten wir nicht ein.
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Die Schülerstationen finden bei uns im Wechsel in unseren Krankenhäusern in Köpenick, Mitte und Westend statt, die zwar alle zu unserem Verbund gehören, aber durchaus im Detail anders organisiert sind. Darum lernen die meisten Auszubildenden nochmal ein anderes Krankenhaus kennen und merken, was ein Arbeitgeberwechsel in diesem Beruf bedeuten kann: In Köpenick gibt es das Mittagessen auf dem Tablett, in Westend gibt es ein Buffet. Die Vorlagen für die Vitalwertkurven sehen anders aus – jedenfalls bis wir in Kürze die elektronische Patientenakte bekommen.
Eine weitere Besonderheit ist, dass die Schülerstationen bei uns vier Wochen dauern. Andere Ausbildungsstätten bieten nur zwei oder drei Wochen an. Aber nach zwei Wochen haben die Schüler gerade mal etwas Selbstbewusstsein gewonnen und brauchen einfach noch mehr Übung!
Toll finde ich auch, dass bei uns sogar die Ärzte die Schülerstation unterstützen. Professor Dr. med. Robert Stingele, der Chefarzt der Klinik für Neurologie, hat den Azubis zum Beispiel eine Lernvisite angeboten, bei der er mit ihnen am Patientenbett die neurologischen Krankheiten durchgeht.
„Stationsleiterin“ Lisa hat auf der Schülerstation jedenfalls noch einmal richtig Lust darauf bekommen, endlich mit der Pflegeausbildung im BIZ Bildungszentrum der DRK-Schwesternschaft Berlin fertig zu werden. Sie wird dann auf jeden Fall in eine Festanstellung übernommen. Demnächst steht ein Gespräch mit der Pflegedienstleiterin Astrid Weber an, in dem geklärt wird, ob Lisa auf der Station 6B bleiben kann.
Die hat sie ja nun schon selbst gemanagt und kennt sie in- und auswendig. „Ich hoffe, dass sich in Zukunft wieder mehr Menschen für den Pflegeberuf entscheiden“, sagt die 22-Jährige. „Ich fühle mich so glücklich, wenn ich nach der Arbeit nach Hause gehe und schöne Geschichten zu erzählen habe: Über Patienten, die mir gedankt oder in den Feedbackbögen der Schülerstation nur positive Kommentare hinterlassen haben!“
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