Von Regenbogenflaggen und Musik im OP: Zwei Operationstechnische Assistentinnen über ihre Arbeit und Diversity

Lisa und Chantal haben sich 2017 während ihrer Ausbildung an unserem BIZ Bildungszentrum beim Mitarbeiter-Fußballturnier kennengelernt und sind seit 2018 ein Paar. Beide arbeiten als Operationstechnische Assistentinnen (OTAs) bei uns. Dieses Jahr haben sie die Idee eingebracht, im Pride Month Juni Regenbogenflaggen vor unseren Krankenhäusern aufzuhängen und Lisa war als Statistin in unserem Arbeitgeberfilm zu sehen. Heute lernen wir die beiden im Karriereblog genauer kennen.

Wie läuft die Diversity-Förderung bei uns im Unternehmen aus eurer Sicht?

Chantal: Ich finde es gut, dass die Charta der Vielfalt unterzeichnet wurde. So gibt es einen Rahmen, in dem Diversity sich entfalten kann. Und wenn das Unternehmen einmal nicht wüsste, wie es mit einer Situation umgehen sollte, steht man nicht alleine da. Außerdem ist es wichtig, das Thema Vielfalt auch nach außen zu kommunizieren.

Lisa: So kamen wir auf die Idee mit den Regenbogenflaggen. Wir hatten im Jahr zuvor schonmal mit Kolleg:innen darüber gesprochen. Und als wir dann von der Diversity Woche der DRK Kliniken Berlin in den Social Media gehört haben, haben wir sie nochmal aufgegriffen. Dass Oberin Doreen Fuhr offen dafür war und sich persönlich zurückgemeldet hat, war für mich keine Überraschung, denn ich habe sowieso viel mit ihr zu tun, weil ich im Beirat (das entspricht einem Betriebsrat) der DRK-Schwesternschaft Berlin sitze. Aber dass die Idee so schnell umgesetzt werden würde, hätte ich nicht erwartet! Schon wenige Wochen später hingen die Fahnen.

Und wo gibt’s noch Entwicklungsbedarf?

Lisa: Gerne würden wir mitmachen, wenn das Unternehmen einen Wagen beim Christopher Street Day an den Start schicken würde!

Wichtig wäre aber vor allem, in den Teams ins Gespräch über Diversity zu kommen. Denn ich habe das Gefühl, dass diejenigen, die sich bei uns informieren und vielleicht auch an Workshops teilnehmen würden, diejenigen sind, die sowieso schon offen gegenüber dem Thema sind. Es müssen aber die Skeptiker erreicht werden. Das Unternehmen ist wie ein Spiegel der Gesellschaft – es gibt alle Meinungen und Positionen, die es auch draußen gibt.

Es gibt Kolleg:innen, die die Regenbogenflaggen oder das Gendern in Stellenanzeigen kritisch sehen. Dabei richten sich ihre Zweifel aber nicht gegen uns als Personen oder als gleichgeschlechtliches Paar und sie gefährden auch nicht die gute Zusammenarbeit. Zu unserer Beziehung – dieses Jahr haben wir sogar geheiratet! – gab es nur positives Feedback.

Chantal: Aber manche Heterosexuelle fühlen sich laut eigener Aussage erdrückt davon, dass das Thema Diversity in der öffentlichen Diskussion so viel Raum einnimmt. Ich versuche dann zu erklären, warum das wichtig für uns ist, uns zu zeigen, anstatt eingeschüchtert zu schweigen. Am Ende hat die andere Person meine Sicht verstanden, aber ihre Meinung nicht geändert. Da könnte auch ein Diversity Berater nichts machen. Wir haben uns darauf geeinigt, dass jeder ein Recht auf seine Meinung hat.

Ich habe das Gefühl, es ist ein Generationenkonflikt. Die Jüngeren sind tendenziell etwas offener als manche:r ältere Kollege:in. Gerade in Berlin. Hier habe ich mich von Anfang an freier gefühlt. Aber auch in meiner Heimat Wiesbaden und im sogar noch offeneren Mainz gibt es inzwischen Clubs für queere Menschen.

Es ist auch grundsätzlich eine Charakterfrage. Ich habe in meiner Familie gelernt, mich zu engagieren, bin vielseitig unterwegs und schaue über den Tellerrand. Ich denke nicht nur mit Scheuklappen an meinen eigenen Arbeitsbereich, den Zentral OP in Köpenick. Ich bin gerne auch an den anderen Standorten unterwegs, kenne die Leute ja noch aus der Ausbildung und bin darum ja auch überhaupt nur beim Fußballturnier dabei gewesen, wo ich Lisa kennengelernt habe, die im Beleg-OP in Westend arbeitet. Andere leben komplett in ihrer kleinen Blase.

Du möchtest in Chantals Team arbeiten? Dann bewirb Dich hier als Operationstechnische:r Assistent:in / OTA / Krankenpfleger:in für den OP im Krankenhaus im Grünen!

Habt ihr eigentlich das Ziel, irgendwann in derselben Abteilung zu arbeiten?

Chantal: Nein, auf gar keinen Fall! Wir sind jetzt fast vier Jahre ein Paar und haben im Sommer erst standesamtlich geheiratet und dann noch eine freie Zeremonie am Spreespeicher an der Oberbaumbrücke gehabt mit Trauredner, Trauzeuginnen und allem. Seither ist unsere Beziehung noch intensiver, wir haben noch mehr Verantwortungsbewusstsein und Kompromissbereitschaft der anderen gegenüber.

Wir möchten vermeiden, dass wir im selben OP stehen und dann wirklich alles zusammen machen. Wir reden ja jetzt schon zu viel über die Arbeit und das Unternehmen.

Wie kamt ihr eigentlich zu eurem Beruf?

Chantal: Ich komme aus Wiesbaden und habe dort ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im OP gemacht und ein Pflegepraktikum auf Station. Der OP hat mir besser gefallen. Darum habe ich mich deutschlandweit für die Ausbildung beworben – und bei den DRK Kliniken Berlin hat es geklappt!

Lisa: Ich habe zuerst in Potsdam Sportwissenschaften mit Schwerpunkt Therapie studiert und während des Studiums auch schon als Sporttherapeutin gearbeitet. Man kann in Rehakliniken oder Fitnessstudios eingesetzt werden. Im Unterschied zum Physiotherapeuten bewegt man den Menschen nicht aktiv, sondern leitet ihn eher an. Letztendlich war mir der Job aber zu langweilig und der Verdienst zu schlecht. In der Operationstechnischen Assistenz verdient man besser, obwohl es ein Ausbildungsberuf ist!

Nach dem Studium habe ich mich darum umentschieden. Ich wollte in der Gesundheitsbranche bleiben, habe nach Ausbildungen geschaut, ein Praktikum am Campus Benjamin Franklin gemacht. Dann habe ich mich für die OTA Ausbildung bei den DRK Kliniken Berlin beworben und das Bewerbungsverfahren war schnell und super unkompliziert.

Ab Januar sind wir Operationstechnischen Assistent:innen endlich staatlich anerkannt, dann werden die Ausbildung, die Vergütung und die Weiterbildungsmöglichkeiten endlich einheitlich geregelt sein. Das ist noch ein Grund mehr für den Nachwuchs, in den Beruf einzusteigen! Ein OP ist ein wirklich faszinierender Bereich, in den man als Zivilperson sonst gar keinen Einblick hat.

Chantal: Unsere Krankenhäuser operieren in so vielen verschiedenen Fachrichtungen, fast alles außer der Neurochirurgie, dass man sehr viel Abwechslung hat und sehr viel Wissen sammelt.

Was sagen eure Bekannten zu eurer Berufswahl?

Chantal: Man hört natürlich das Klischeehafte: „Das könnte ich nicht!“ Dann sage ich: „Gut, dass es unterschiedliche Menschen gibt. Ich könnte nicht den ganzen Tag im Büro sitzen.“

Lisa: Ich bekomme oft Fragen wie: „Stimmt es, dass ihr im OP während der Eingriffe Musik hört?“ Ja, das machen wir. Bei uns einigen sich meist die Operationstechnischen Assistent:innen mit dem Operateur, welche Songs laufen sollen. Nur im Augen-OP wird immer Klassik gehört. Wenn ich aussuchen darf, läuft Pop oder Soul.

Was sind eure Karriereziele?

Lisa: Ich mache gerade die Weiterbildung als Praxisanleiterin. Und ich könnte mir vorstellen, irgendwann noch einen Master in Public Health zu machen und im internationalen Bereich tätig zu sein, zum Beispiel bei der Bekämpfung von Pandemien auf globaler Ebene oder im Gesundheitsministerium.

Chantal: Ich bin Stellvertretende Abteilungsleiterin und werde demnächst nebenberuflich ein Studium anfangen, Pflege- oder Gesundheitsmanagement. Ich bin auch sehr politikinteressiert, vielleicht verschlägt es mich irgendwann in diese Richtung. Aber jetzt haben wir erstmal Urlaub und fahren nach München und ziehen danach hier in Berlin um.

Text: DRK Kliniken Berlin / Maja Roedenbeck Schäfer

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Maja_Schaefer, am 09. Dezember 2021
Diversity, OP
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