„Der Pflegeberuf ist nicht das Problem“: Madeline, Wund- und Stomaexpertin

Sie hat schon in einem Krankenhaus in Ghana, Afrika, gearbeitet, und nun hat sie mit ihrem Postkartenentwurf den 3. Platz beim Kreativwettbewerb des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe belegt: Wir sind stolz auf unsere Kollegin Madeline Winter, 31, Wund- und Stomaexpertin in den DRK Kliniken Berlin Mitte.

Wie kam es zu deiner Teilnahme an dem Wettbewerb?

Ich bin zufällig im Internet darauf gestoßen. Ich habe pflegepolitische Themen gegoogelt und bin auf der Webseite des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe gelandet. Das ist eine sehr informative Webseite und ich fand darauf auch den Aufruf, Wettbewerbsbeiträge einzureichen. Es ging darum, eine Postkarte zu entwerfen, die den eigenen Blick auf die Pflege oder die Zukunft der Pflege zeigt. In der Gestaltung war man völlig frei, es konnte ein Foto sein, eine Zeichnung, ein Comic… Ich dachte mir: Du hast den Einsendeschluss noch nicht verpasst, mach einfach mal mit.

Wie kam das Motiv für die Postkarte zustande?

Mein Freund und ich fotografieren gern, vorwiegend Landschaften und Nahaufnahmen. Extra für diese Aktion hat er dieses schöne Schwarzweißbild von mir geschossen, im Wohnungsflur vor der weißen Tapete. Der Spruch ist mir einfach so in den Sinn gekommen. Weil er wahr ist: Mein Beruf ist wunderschön, sonst hätte ich ihn mir nicht ausgesucht. Nur die Umstände sind manchmal nicht so schön. Ich habe schon in verschiedenen Krankenhäusern gearbeitet. Viele vergessen wegen der schlechten Stimmung, dass sie sich diesen Beruf aus einem guten Grund ausgesucht haben.

Du möchtest mit Madeline zusammenarbeiten? Du triffst sie auf den internistischen Stationen der DRK Kliniken Berlin Mitte. Bewirb‘ dich hier.

Wie verlief denn deine berufliche Karriere bisher?

Ich bin seit 2011 ausgelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin und habe auf einer Orthopädie und später in einem Darmzentrum gearbeitet, wo ich eine Weiterbildung zur Wundexpertin gemacht habe. Ende 2014 fing ich in der Gefäßchirurgie in den DRK Kliniken Berlin Mitte an. Leider stellte ich fest, dass ich mich hinsichtlich der Wundversorgung zunächst nicht weiterentwickeln konnte. Im normalen Stationsalltag als Krankenpflegerin hat man wenig Zeit, um Know How in diesem Bereich aufzubauen.

Was war dein Plan B?

Es war schon lange mein Traum, einmal im Ausland zu arbeiten. Darum bin ich für ein viermonatiges Praktikum nach Ghana gegangen. Als ich zurückkam, habe ich angefangen, bei einer Personalleasingfirma zu arbeiten, um mir verschiedene Krankenhäuser anschauen zu können. Dann rief mich die stellvertretende Pflegedienstleistung aus den DRK Kliniken Berlin Mitte an und sagte, dass man eine neue Stelle als übergeordnete Wundexpertin geschaffen habe, die sie mir anbot. Und so bin ich zurückgekehrt. Ein Jahr später habe ich die zweijährige Fachweiterbildung zur Pflegeexpertin Stoma/Kontinenz/Wunde gemacht.

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Und was hast du in Ghana erlebt?

Ich habe einen Freiwilligendienst im Krankenhaus gemacht. Das war eine wahnsinnig tolle Zeit, ich bin froh, dass ich das gemacht habe! Ich wollte unbedingt nach Afrika und die Organisation, die mir die Stelle vermittelt hat, hatte drei afrikanische Länder im Programm. Ghana war das günstigste und das sicherste. Ich musste allerdings einen Kredit aufnehmen, um mir diese Erfahrung leisten zu können. Denn man musste alles selbst zahlen: den Flug, die Lebenshaltungskosten, dazu eine Vermittlungsprovision. Zum Glück ist Ghana günstig: für einen Euro bekommt man dort ein Essen.

Wie geht es in Afrika im Krankenhaus zu?

Es ist ein ganz anderes Arbeiten. Jeder will dort Krankenpfleger werden, weil der Beruf ein hohes Ansehen hat. Ich habe in einer Art Poliklinik in einer Kleinstadt eine Stunde von der Hauptstadt Accra entfernt gearbeitet. Es gab eine 1. Hilfe, eine Arztsprechstunde, eine Gynäkologie und Geburtshilfe, je eine Männer-, Frauen- und Familienabteilung und eine Augenabteilung. Überall gab es mehr Personal als man brauchte.

Denn die Grundpflege haben die Angehörigen übernommen. Sie haben das Bett gemacht, das Essen gereicht. Die Patienten lagen in einem großen Saal, Bett an Bett. Während ich hier in Deutschland dauernd unter Strom stehe, war ich in Ghana mit der Arbeit fertig, wenn ich in der Arztsprechstunde alle Patienten aufgenommen hatte. Meist war das Wartezimmer voll, aber es gab nur einen Arzt. Manchmal durfte ich Babys impfen. Für jeden Handgriff hatten wir eine Pflegerin: die eine maß nur den Blutdruck, die nächste die Temperatur. Irgendwann bin ich selbst losgegangen und habe geschaut, wo ich noch helfen kann.

Nun bist du wieder in Deutschland und hast einen Wettbewerb gewonnen. Welches Abenteuer kommt als nächstes?

Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt einen richtigen Preis bekomme, aber das ist nicht schlimm. Ich fand schon das Mitmachen spannend. Jedenfalls kam eine Kiste mit einigen Exemplaren meiner Postkarte. Der DBfK verteilt sie auch bei Veranstaltungen und unsere Pflegedienstleitung hat auch welche bestellt.

Beruflich bin ich im Moment glücklich und habe meinen Platz gefunden. Die DRK Kliniken Berlin Mitte sind ein kleines, familiäres Haus, in dem sowieso jeder jeden kennt. Und durch meinen Job bin ich auf vielen Stationen unterwegs, begleite die Visiten, berate Patienten zum Umgang mit ihrem künstlichen Darmausgang, und kenne dadurch noch mehr Kollegen. Es geht sehr herzlich zu, wir haben mit Frau Baermann und Frau Nehdo eine tolle PDL und stellvertretende PDL. Das ist Gold wert! Der Job steht und fällt mit den Leuten.

Text: DRK Kliniken Berlin/Maja Schäfer

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Maja_Schaefer, am 02. Juli 2020
Aktuelles, Mitte
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