„Ärzt*innen und Pflegekräfte sind gegenseitig aufeinander angewiesen“: Lucas, Pflegefachmann in der Notaufnahme - DRK Kliniken Berlin Jobs Karriere

„Ärzt*innen und Pflegekräfte sind gegenseitig aufeinander angewiesen“: Lucas, Pflegefachmann in der Notaufnahme

Lucas‘ Opa schreibt Krimis und hat seinem Enkel immer echte Fälle aus der Gerichtsmedizin erzählt: woran man den Verwesungsgrad einer Leiche erkennt und woher man weiß, ob die Kugel an einem Loch im Körper ein- oder ausgetreten ist. Das fand Lucas so spannend, dass er begann, sich für Krankenhausberufe zu interessieren. Heute ist er Pflegefachmann in der Notaufnahme – und als Corporate Influencer unter @lucas_drk.bln bei Instagram.

Warum bist Du Pflegefachmann geworden?

In der 9. Klasse habe ich ein Schülerpraktikum bei den DRK Kliniken Berlin Köpenick gemacht, da habe ich gemerkt, dass dieser Beruf etwas für mich ist. Gleich am ersten Tag habe ich geholfen, jemandem den Oberkörper zu waschen. „Traust Du Dir das zu?“, wurde ich gefragt, das Personal war sehr nett. Zuerst hatte ich Berührungsängste, schließlich war das ein erwachsener Mann. Aber er war relativ entspannt und ich dachte: „Okay, vielleicht muss ich einfach über meinen Schatten springen!“

Ich durfte auch zuschauen wie man eine Wunddrainage zieht und habe viel Zuspruch bekommen. Eine Servicekraft hat mir eine Broschüre für die Praktikumsmappe geschenkt, die sie von der Jubiläumsfeier mitgenommen hatte. Sie sagte, das macht sie für besonders fleißige Praktikanten. Ich habe mich wirklich als Teil des Teams gefühlt, auch wenn ich nur anderthalb Wochen da war. Es ging sehr menschlich zu.

Ich erinnere mich auch an Daphne, die Zentrale Praxisanleiterin, die mir alles gezeigt hat. Es hat Spaß gemacht, ich konnte mich mit ihr auch hinsetzen und über Privates reden, sie war sehr zugänglich. Unternehmen sollten sich also auf jeden Fall Mühe mit ihren Schülerpraktikant*innen geben, es sind die Mitarbeitenden von morgen! Leider läuft es aber nicht immer so. Dabei kommt es gerade dann, wenn es etwas lauter, hektischer oder chaotischer zugeht, auf das Persönliche an.

Was war der nächste Step nach dem Praktikum?

Nach der Schule kam das Freiwillige Soziale Jahr in der Kardiologie der DRK Kliniken Berlin Köpenick. Auch das hat super viel Spaß gemacht. Das Team war toll und ich durfte dabei sein, wenn Blutdruck und Blutzucker gemessen, EKGs angelegt und nach dem Herzkatheter-Eingriff die Luft an der Punktionsstelle abgelassen wurde.

Andere FSJler beschweren sich darüber, dass sie in der Pflege schon richtig mit anpacken dürfen, aber ich habe mich über jede Aufgabe gefreut. Über alles, was ich gelernt habe. Selbst wenn die Rotkreuzschwester mir gezeigt hat, wie sie die Ecken des Bettlakens feststeckt. Sehr gerne habe ich auch die Nachtschränke bis in die letzte Ecke saubergemacht.

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Gab es auch schwierige Situationen?

Einmal wusch ich gerade einen Patienten gemeinsam mit einer Kollegin als wir merkten, dass er sterben würde. Wir haben sofort aufgehört, ihn bequem hingelegt, das Fenster aufgemacht und seine Hand gehalten als er seinen letzten Atemzug tat. „Ist alles okay?“, hat mich die Kollegin danach gefragt. Es war nicht leicht, aber trotzdem irgendwie schön. Weil wir bei ihm waren, weil wir zu ihm sagen konnten: „Sie dürfen gehen“, und er nicht alleine sein musste. Durch solche Erlebnisse wird man schneller erwachsen. Menschen in meinem Alter, die so etwas noch nicht erlebt haben, machten sich oft wegen Kleinigkeiten große Gedanken. Ich habe meine Zeit darum lieber mit Älteren verbracht und hatte meist Freunde in höheren Jahrgängen.

Die einzige wirklich negative Erinnerung, die ich an das FSJ habe, ist die Weihnachtsfeier, bei der es eine lange Rede über die Erfolge der Ärzt*innen gab, in der aber nicht darauf eingegangen wurde, dass in dem Jahr eine Pflegefachkraft auf Station an einem Herzinfarkt gestorben war. Wir Pflegekräfte sind genauso wichtig wie die Ärzt*innen. Ein Arzt steht nicht über mir, er kann nur andere Sachen als ich. Wir sind gegenseitig aufeinander angewiesen. Wie oft fragt mich ein Arzt, wo er dies oder jenes findet oder wie wir dies oder jenes regeln!

Dann kam die Ausbildung…

Ja, kurz vor dem Ende meines Freiwilligen Sozialen Jahres hat eine Kollegin vorgeschlagen, dass ich mich für die Pflegeausbildung bewerben soll. Schon zwei Tage, nachdem ich meine Bewerbungsunterlagen abgeschickt hatte, saß ich bei Pflegedienstleiterin Astrid Weber. „Was soll ich sagen, Ihr Lebenslauf ist top, Sie haben tolle Hobbys (Cello, Klavier, Auftritte meiner kleinen Popband auf Dorffesten, verschiedene Sportarten), wir nehmen Sie total gerne! Jetzt muss ich nur noch schauen, ob ich noch einen kurzfristigen Platz im Oktoberkurs für Sie finde oder ob Sie erst im April anfangen können.“ Nochmal zwei Tage später hatte sie mich untergebracht. Es hat sehr geholfen, in der Ausbildung nicht von null anzufangen, sondern die Stationen schon zu kennen und zu wissen, wie es läuft. Ich hatte keinerlei Startschwierigkeiten.

Eine schöne Erinnerung an die Ausbildung ist die Azubivertretung, die ich mit aufgebaut habe. Das war eine super Möglichkeit, um verfestigte Strukturen zu verändern. Aber es war auch anstrengend. Es gibt immer Leute, die sagen: „Das geht so nicht!“ Wir haben viel mit der Kreativwerkstatt zusammengearbeitet, die biz Pflegekonferenz organisiert, Interviews mit den Pflegedienstleitungen moderiert, denen die Schüler*innen ihre Fragen stellen konnten. Durch die Azubivertretung habe ich auch viele Menschen im Unternehmen kennengelernt. Es ist ein schönes Gefühl, wenn Astrid Weber mich mit den Worten vorstellt: „Das ist unser Lucas, der macht hier ganz viel.“

Warum hast Du Dich nach der Ausbildung für die Notaufnahme entschieden?

Erstmal habe ich mir einen Monat Sonderurlaub genommen. Denn in dem einen Jahr FSJ und den drei Jahren Ausbildung hatte ich kaum Zeit für etwas anderes. Ich musste mich erstmal vom Prüfungsstress erholen. Auch ist es psychisch anstrengend, während der Ausbildung in vielen verschiedenen Teams zu arbeiten. Man durchläuft ja unterschiedliche Bereiche. Und nicht zuletzt musste ich einen Umzug organisieren, denn ich hatte eine Wohnung in Köpenick gefunden.

Dann bin ich zuerst in Teilzeit wieder eingestiegen. Ich wollte Zeit genug haben, neben der Arbeit mein Wissen aufzufrischen, Notfallmedikamente zu recherchieren. Und ein bisschen Freizeit brauche ich auch!

In der Notaufnahme bin ich total happy und möchte gerne dort bleiben. Schon während der Ausbildung habe ich viel mit Abteilungsleiter Mathias gemacht, wir sind in Schulen gefahren und haben die DRK Kliniken Berlin vorgestellt. Beim Boys‘ Day war ich mit Oberin Doreen Fuhr in unserer Pflegeeinrichtung „Pflege und Wohnen Mariendorf“ und mit unserem damaligen Corporate TikToker Luke habe ich Videos zur Notaufnahme und zu meiner Fortbildung als Praxisanleiter gedreht. Das hat mir auch viel Spaß gemacht.

Nun wirst Du selber TikToker beziehungsweise Corporate Influencer…

Genau! In der Fortbildung zum Praxisanleiter habe ich gelernt, dass sich nicht für jede*n Auszubildenden dieselbe Lehrmethode eignet. Und dass es moderne Konzepte gibt, wie man spielerisch Wissen vermitteln kann, Stichwort „Gamification“. Man kann zum Beispiel Fachbegriffe mit einem Memoryspiel lernen. Und auch auf Social Media kann man Menschen auf unterhaltsame Weise etwas beibringen. Darüber möchte ich noch mehr wissen. Ich weiß, wie man einen Instagram-Post veröffentlicht, aber wie geht es professioneller? Und bis wohin darf ich gehen, ohne mit einem Fuß im Gefängnis zu stehen, wann muss ich eine Einverständniserklärung einholen? Schon während der Ausbildung habe ich das Thema Recht gehasst, aber wer auf Social Media unterwegs ist, sollte sich damit auseinandersetzen.

Hast Du noch weitere Zukunftspläne?

Ich möchte sehr gerne Pflegemanagement studieren. Ich habe schon mit unserem Abteilungsleiter Mathias geredet. Er meinte, wir kriegen das mit dem Studium hin. Alternativ könnte ich auch eine Weiterbildung zur Fachkraft für Notfallpflege machen und mich noch intensiver mit den Notfallmedikamenten und anderen rettungsstellenbezogenen Dingen auseinandersetzen. Mal schauen.

Interview: DRK Kliniken Berlin / Maja Schäfer

Laila Sengpiel, am 16. Juni 2025
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