Eine bunte Mischung aus Spaßvorträgen und komplexen gastroenterologischen Fallgeschichten – das war der GastroSlam 2024. Chefarzt René Pschowski aus den DRK Kliniken Berlin Köpenick hatte ärztliche Kolleg*innen zum vierten Mal ins BKA Theater eingeladen, um sich in einem unterhaltsamen Format fachlich auszutauschen und gemeinsam zu amüsieren. Für Bewerber*innen eine Gelegenheit, Humor und Swag-Faktor möglicher zukünftiger Vorgesetzter und Kolleg*innen zu prüfen.
Wer zum ersten Mal beim GastroSlam dabei war, den René Pschowski als Chefarzt der Klinik für Innere Medizin – Gastroenterologie, Hämatologie und Onkologie, Nephrologie an den DRK Kliniken Berlin Köpenick ins Leben gerufen hat und jährlich veranstaltet, musste sich vielleicht kurz wundern. Was ist das hier, eine Comedy Show oder eine Fachveranstaltung? Aber genau darum geht es bei diesem Event: etwas lernen und gemeinsam Spaß haben, sich fachlich und persönlich austauschen, durch eine neue Herangehensweise einen frischen Blick auf die Medizin gewinnen. Weil die Veranstaltung unter Eingeweihten bereits so etwas wie einen Kultstatus hat, fanden sich auch fachfremde Kolleg*innen etwa aus der Dermatologie und Chirurgie im BKA Theater ein.
Pflegefachfrau und Poetry Slammerin Alina Habert eröffnete den Gastroslam wie auch schon im vergangenen Jahr mit einem fulminanten Reimbeitrag. Diesmal ging es um Bauchschmerzen, die für Gastroenterologen die schwierigste aller „Krankheiten“ sind, weil dahinter alles Mögliche stecken kann: vom Frust über die Wiederwahl von Donald Trump bis hin zur Sehnsucht nach Mamas Kirschkernkissen. Oder eben auch eine Appendizitis oder Chronisch-Entzündliche Darmerkrankung, bei der der Gastroenterologe tätig werden muss.
Vorjahresgewinner Dr. Maximilian Schreiner, Oberarzt im Bundeswehrkrankenhaus Hamburg, brachte zum diesjährigen GastroSlam ein nicht ganz ernst gemeintes Studienkonzept zum Thema „Süßigkeiten auf Station“ mit. Wie lässt sich eine möglichst akkurate Vorhersage treffen, wo die Schüssel sich am schnellsten leeren wird? Da wurden Messzahlen wie der „Candy Craving Likelihood Score“ und Vergleichswerte wie die Verortung der Endoskopie im Lageplan verschiedener Krankenhäuser herangezogen, die Mengenverteilung zwischen Liebhaber*innen von Süßem und Salzigem diskutiert – und am Ende doch keine Studie an den Start gebracht.
Nicht minder humorvoll war der Beitrag des Proktologen Dr. Daniel Sterzing vom Proktologischen Zentrum Berlin, der sich schon im Vorjahr als begnadeter Slammer erwiesen hatte. Diesmal beschrieb er die Geschichte des Klogangs im Weltall von der Windel bei der ersten Mondlandung bis zur Hightech-Toilette auf der Internationalen Raumstation ISS. Ein Ausblick in eine Zukunft, in der Patient*innen auch auf der Erde auf dem „Smart Klo“ sitzen und währenddessen ihre Gastroenterolog*innen zur Befundbesprechung anrufen, weil der Fallwinkel des Stuhlgangs und die Urinwerte in Echtzeit digital in die Praxis übermittelt werden, ließ die Zuhörer*innen unsicher schmunzeln. Alles nur Comedy oder kommt das wirklich auf uns zu?
Das Lachen blieb ihnen allerdings im Halse stecken, als Oberarzt und CED-Spezialist Dr. Benjamin Moser aus den DRK Kliniken Berlin Köpenick in seiner Fallgeschichte die jahrelange Odyssee eines türkischen Patienten beschrieb. Alles fing mit einem Besuch in der Notaufnahme kurz vor dem Urlaub an. Starke Bauchschmerzen, Schmerzmittel, dann war wieder alles weg. Doch in der Türkei landete der Patient erneut im Krankenhaus und Wochen später im ADAC-Krankentransportflieger nach Hause.
Erst wurde der Blinddarm entfernt, dann große Teile des Dünndarms, am Ende blieben nur noch 40cm übrig. Aber nichts half. Der Patient klagte weiter über Schmerzen, nahm ab. Über Jahre bildeten sich immer wieder Tumore, Fisteln, Infektionen im Bauchraum, aber auch an den Harnwegen und in der Lunge. Der Stomabeutel platzte wegen völlig unkalkulierbarer Entleerungen des Darms. Irgendwann hatte die Ehefrau des Patienten keine Kraft mehr und trennte sich. Nun war der Mann auch noch obdachlos und bekam Depressionen.
Die Gastroenterolog*innen in Köpenick gaben nicht auf und entschieden sich schließlich für eine medikamentöse Morbus Crohn-Therapie, obwohl einige spezifische Symptome dieser Erkrankung fehlten. Aber es hatte sich ja kein anderer Verdacht bewahrheitet. Nach sechs Monaten geht es dem Patienten nun besser, er hat 18kg zugenommen, der Stomabeutel füllt sich viel langsamer und der einst so fröhliche Charakter kommt wieder zum Vorschein. Das Ende der Geschichte ist das noch nicht, aber ein Hinweis an die anwesenden Gastroenterolog*innen, dass manchmal mutige outside-the-box-Entscheidungen notwendig sind, um Patient*innen zu helfen.
Das zweite große Learning beim vierten GastroSlam: Wenn die verschiedenen Fachdisziplinen gut zusammenarbeiten, kommen die besten Behandlungsergebnisse dabei heraus. Das Ganze begann zwar mit einem augenzwinkernden Schlagabtausch zwischen den anwesenden Chirurg*innen und Internist*innen. „Erst operiert ihr erfolglos und dann sollen wir es richten“, stichelte Veranstalter René Pschowski. „Genau anders herum: Ihr probiert den ganzen Tag herum und nachts um 22 Uhr fällt euch dann ein, dass doch jetzt bitte im OP eine schnelle Lösung her muss“, schoss ein chirurgischer Kollege aus dem Publikum zurück.
Beim GastroSlam bot René Pschowski dann aber auch der Pathologie eine Bühne: Chefärztin Dr. Barbara Ingold-Heppner aus den DRK Kliniken Berlin berichtete, wie dort das Rätsel um eine 52-jährige Patientin aus der Gastroenterologie gelöst werden konnte. Deren Proben waren mit Verdacht auf ein Adenokarzinom (Tumor aus dem Drüsengewebe) eingereicht worden. Ein Testlauf mit ChatGPT lieferte zwei komplett falsche Diagnosen mit dem Hinweis, diese aber bitte zusätzlich noch erfahrenen Patholog*innen zur Verifizierung vorzulegen. Und ebenjene konnten dann auch einen Morbus Paget, eine Skeletterkrankung mit Verdickung des Knochens, diagnostizieren.
Auch Dr. Anja Schirbel aus der Gastroenterologie im Havelland, Dr. Rebecca Tschöpe als Chefärztin Schlossparkklinik und Parkklinik Weißensee, Dr. Christoph Schmöcker, Oberarzt am Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg, und Oberarzt Dr. Henning Jann (ohne Klinik) waren beim GastroSlam 2024 mit von der Partie, leider reicht der Platz hier nicht, um in Gänze zu berichten. Vielleicht schaut ihr ja beim fünften GastroSlam einfach selber mal vorbei!
Veranstaltungsbericht: DRK Kliniken Berlin / Maja Schäfer
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