Karina sitzt im roten Sommerkleid an einem klobigen Apparat, der ein bisschen an diese Sehtest-Geräte mit den Fesselballon-Bildchen beim Augenarzt erinnert – nur viel, viel größer. Tatsächlich ist es die Bedienkonsole des daVinci Xi-Robotik-OP-Systems, das die DRK Kliniken Berlin seit Kurzem in der Allgemein- und Viszeralchirurgie Westend und in der Urologie Köpenick im Einsatz haben. Vor einigen Tagen durften interessierte Mitarbeitende aus allen Abteilungen sich einmal selbst als High-Tech-Operateur:innen ausprobieren – am unechten Kunststoffpatienten natürlich.
Normalerweise arbeitet Karina als Bereichsleiterin Qualität, Hygiene & Tumordokumentation am PC. Nun schaut sie konzentriert durch die Vergrößerungslinsen und bedient mit Fußpedalen und Handhebeln die vier Roboterarme des DaVinci. Ihre Aufgabe: einen Gummiring von einer Modell-Zotte (Ausstülpung im Organgewebe) zu lösen und auf eine andere zu hängen. Dabei betrachtet sie die künstlichen „Eingeweide“ die ganze Zeit nur im 3D-Monitor.
Am zwei Meter entfernten „OP-Tisch“ greifen derweil die von Karina gesteuerten Pinzetten des Roboterarms ein paar Mal vergeblich zu. Die umstehenden Kolleg:innen müssen kichern, das sieht wirklich lustig aus! „Es ist schon fast ein wenig unheimlich, das DaVinci-System zu bedienen“, findet Karina, „Man fühlt sich wie fremdgesteuert. Ein wenig so, als würde man ein Computerspiel spielen. Es fehlen der Tastsinn und das reale Bild. Das finde ich schwer. Man arbeitet zwar mit seinen Händen, hält aber das Besteck nicht darin. Das war sehr gewöhnungsbedürftig, um nicht zu sagen: sehr schwer!“
Prof. Dr. Gero Puhl, unser neuer Chefarzt für minimalinvasive und robotikgestützte Operationen bei den DRK Kliniken Berlin Westend, formuliert es so: „Es braucht schon eine gewissen Hand-Fuß-Koordination, damit der Eingriff gelingt.“ Die neue Technik erfordere einige Übung: „Die Bewegungsausmaße sind ganz andere“, erklärt der erfahrene Bauchspezialist. „Außerdem verzichtet der Operateur auf den Tastsinn, muss sich ganz auf seine Augen und die Kamera verlassen. Man sieht quasi, wie es sich anfühlt“. Je nach Art des Eingriffs können die vier Arme des Roboters unterschiedliche Funktionen übernehmen. Immer gibt es jedoch die Arbeitshand, die Haltehand, die Assistenzhand und den „Kameraarm“, der ein 10-fach vergrößertes 3D-Bild aus dem Körperinneren liefert. Zum Vergleich: Bei bisher angewandten Methoden wie der Laparoskopie (Bauchspiegelung) wird nur mit 2,5-facher Vergrößerung gearbeitet.
„Mit diesem 2,5 Millionen-Euro-Gerät (und seiner 1 Million-Euro-Schwester in der Urologie Köpenick, Anm. d. Red.) kann man Ringe auf Hütchen setzen, aber natürlich eigentlich noch viel mehr“, so Gero Puhl. Der Begriff Robotik irritiere ein wenig, denn noch seien wir nicht soweit, dass der Patient ohne menschliche Assistenz komplett von einem Roboter operiert wird. Im Moment wird der gesamte Eingriff durch einen Menschen gesteuert. Aber es sind zum Beispiel viel präzisere Schnitte möglich, dadurch heilen Wunden um einiges schneller. Der Tremor (ganz leichtes Zittern), den selbst der erfahrenste Chirurg beim Ansetzen des Skalpells in der Hand hat, wird durch die Technik ausgeschaltet. Die recht entspannte Sitzhaltung an der Konsole ermöglicht eine für den Operierenden schonendere Körperhaltung über mehrere Stunden hinweg.
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High-Tech-Medizin bringt natürlich nicht nur Neugier und Begeisterung, sondern auch Respekt hervor. Nicht nur bei Patient:innen, sondern auch bei Mitarbeitenden. Denn nicht nur der oder die Operateur:in, sondern zum Beispiel auch Operationstechnische Assistent:innen, Pflegefachkräfte und Anästhesist:innen müssen mit dem Robotik-OP-System umgehen lernen. Darum dient dieser Showtermin in lockerer Atmosphäre im Hörsaal auch dazu, Berührungsängste abzubauen.
Sharmain, seit einem Jahr Assistenzärztin in der Anästhesie der DRK Kliniken Berlin Westend und Mitte, ist wie etwa 50 andere Interessent:innen gleich zu Beginn der Veranstaltung gekommen und erzählt, was ihr durch den Kopf geht, wenn sie den daVinci in action sieht: „Wir Anästhesist:innen betreuen ja die Narkose auch bei robotikassistierten Eingriffen und müssen unsere Arbeitsweise im OP ganz neu strukturieren und auch vieles neu lernen. Wir müssen uns zum Beispiel anders am OP-Tisch positionieren, um Platz für die Technik zu schaffen. Vielleicht müssen wir Verlängerungen anschließen? Oder durch die Dosierung der Narkosemittel für mehr Muskelrelaxion bei den Patienten sorgen? Ich bin gleichzeitig neugierig und auch ein bisschen eingeschüchtert.“ Natürlich werden die Kolleg:innen umfangreich geschult und schon bald ganz routiniert mit dem daVinci umgehen. Dazu erfahrt ihr demnächst mehr in einem Video, was wir gerade vorbereiten!
Unsere neue Personalentwicklerin Matilda ist inzwischen dazugestoßen („Das ist mein erster Berührungspunkt mit der Medizin. Ich finde es faszinierend, wie klein und präzise die Bewegungen des Operateurs sein müssen!“) und Alexander aus der Psychosomatik. Auch er traut sich an den daVinci-Simulator. Anne aus der Verwaltung staunt nicht schlecht: „Also so groß habe ich mir das ja nicht vorgestellt! Erstaunlich, wenn man das Gerät wirklich live sieht.“
Geschäftsführer Dr. Christian Friese ist ebenfalls da (und schafft es, den Gummiring umzuplatzieren!): „Wann gab es zuletzt einen solchen medizinisch-technischen Fortschritt?“, fragt er begeistert in die Runde. „Das robotikassistierte OP-System der Firma Intuitive aus Kalifornien gibt es zwar schon ein wenig länger, aber wir wollten uns kein Gerät hinstellen, das Spinnenweben ansetzt, sondern eins, das viel genutzt wird“, so Dr. Friese. „Dafür haben wir glücklicherweise den besten Chirurgen für Bauchoperationen mit dem daVinci gewonnen!“
Als Qualitätsmanagerin Karina die Bedienkonsole verlässt, um der nächsten Interessentin die Gelegenheit zu geben, sich als Chirurgin auszuprobieren, wirkt sie inspiriert, aber auch fast ein wenig erleichtert. Gut, dass der daVinci Xi ab morgen wieder von den Fachleuten im OP bedient wird!
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