Wenn unsere Auszubildenden gute Noten und wenige Fehlzeiten haben, dürfen sie eine bezahlte Auszeit nehmen, um ein Auslandspraktikum zu machen. Gina Gratz, 31, die Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin lernt, reist in wenigen Tagen nach Lesbos ab, um im Flüchtlingslager zu helfen. Die Möglichkeit eines bezahlten Auslandspraktikums war für sie von Anfang an der Hauptgrund, sich für eine Ausbildung bei uns zu entscheiden.
Eigentlich war mein Praktikum in Lesotho in Afrika geplant, aber die Corona-Pandemie hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht, es wurde abgesagt. Darum habe ich geschaut, was ich kurzfristig in Europa finde. Denn das Praktikum wird nicht durch die DRK Kliniken Berlin oder die DRK Schwesternschaft Berlin vermittelt, man muss es sich selber suchen. Die Flüchtlingslager in Lesbos sind ja schon seit Jahren im Gespräch. Insgesamt habe ich aber 40 Bewerbungen an Projekte in ganz Griechenland und Italien geschickt. Von Duschen für Frauen bis zur Verteilung von Schlafsäcken gibt es die verschiedensten Angebote.
Am Ende bekam ich eine Zusage von Kitrinos Health Care, einer Hilfsorganisation, die von einer Ärztin aus Großbritannien gegründet wurde. Mit ihrem Team werde ich die kürzlich abgebrannte kleine Klinik wiederaufbauen und in der 1. Hilfe Station Wundverbände anlegen. Ich freue mich darauf, eigenverantwortlicher zu arbeiten als hier, und die vielen internationalen Helfer kennenzulernen.
Ich bin schon immer gerne gereist und war mit 17 zum ersten Mal allein im Ausland. Nach dem Realschulabschluss habe ich ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Pflege gemacht. Dann habe ich eine Ausbildung zur Gestaltungstechnischen Assistentin für Produktdesign angefangen und abgebrochen, um mit dem Wwoofing Programm auf Farmen in Frankreich, Spanien und Portugal zu arbeiten.
In Indien und Nepal bin ich gereist und habe mich auch freiwillig engagiert, vor allem in der Hausaufgabenbetreuung. Vor drei Jahren bin ich zurückgekommen, um meine Oma zu pflegen und habe bezahlte Arbeit in der Landwirtschaft in Deutschland und Frankreich angenommen. Nach zwei Jahren Ausbildung merke ich langsam, dass ich hibbelig werde. Es ist Zeit, mal wieder ins Ausland zu gehen. Ich vermisse dort eigentlich nicht viel, außer meinem Hund, den ich diesmal nicht mitnehmen kann.
Möchtest Du auch eine Pflegeausbildung bei uns machen? Gesundheits- und Kinderkrankenpflege als eigenständigen Beruf gibt es nicht mehr, aber Du kannst jetzt die Ausbildung zur *zum Pflegefachfrau *mann machen. Hier geht’s zu unserem Bildungszentrum.
Mein Ziel ist es, in der humanitären Hilfe zu arbeiten. Auch wenn ich kein Weltverbesserer bin. Dazu brauche ich die Pflegeausbildung und fünf Jahre Berufserfahrung. Das ist ein langer Weg, aber ich will ihn gehen. Ich habe mich für den letzten Kurs der Ausbildung zur Kinderkrankenpflegerin entschieden, die es in Zukunft so nicht mehr gibt. Es heißt ja jetzt Pflegefachfrau. Die Arbeit mit Kindern macht mir mehr Freude als die Erwachsenenpflege, es ist eine ganz andere Art zu arbeiten. Ich habe ja durch mein FSJ den Vergleich.
Nach der Ausbildung möchte ich nicht in Berlin bleiben, es ist mir zu groß und es ist schwierig, eine Wohnung zu finden. Ein Kinderkrankenhaus in einer kleineren Stadt wäre das Richtige für mich. Eigene Kinder möchte ich übrigens nicht haben.
In meinem Ausbildungskurs bin ich mit 31 Jahren nicht die älteste, es gibt noch eine ältere Kollegin. Natürlich habe ich einen anderen Erfahrungshintergrund als die jüngeren Auszubildenden. Ich wohne zum Beispiel nicht mehr bei meinen Eltern. Aber es ist völlig in Ordnung, es sind trotzdem erwachsene Frauen und wir finden Gesprächsthemen.
Es gibt trotzdem genug Grund, sich zu beschweren, und ich finde, das sollten alle Pflegenden auch weiterhin tun. In Deutschland gibt es mehr Geld und mehr Möglichkeiten und darum sollten wir auch mehr von einer guten Pflege erwarten dürfen. Das Gehalt als Pflegefachkraft ist für mich gar nicht das Wichtigste. Man geht nicht in die Pflege, um reich zu werden. Aber mehr Personal oder weniger Betten auf den Stationen, das wäre wichtig. Doch trotz aller Schwierigkeiten: Es ist ein schöner Beruf!
Text: DRK Kliniken Berlin / Maja Schäfer
Meine erste Woche auf Lesbos ist rum und die Arbeit macht total viel Spaß. Ich arbeite im Tapuat Centre in Moria, welches unter anderem von Unicef und Theirworld errichtet wurde um, als es das Flüchtlingslager in Moria noch gab, Kinder zu unterrichten und ihnen einen sicheren Platz zum Spielen zu ermöglichen. Nach dem Brand wurden in Tapuat hunderte Frauen mit ihren Kindern, Frauen die Gewalt erfahren haben, und unbegleitete Jugendliche untergebracht. Die Situation ist nicht gut, die Räume sind überfüllt, alle schlafen auf dem Boden und es gibt zu wenige Waschräume.
Viele Frauen klagen über Rückenschmerzen und Schlaflosigkeit, bei den Kindern gehen im Moment die Windpocken um, aber dafür wurden bis jetzt zum Glück nur zwei Personen positiv auf Covid-19 getestet und beiden geht es gut. Ich arbeite mit zwei Ärzt*innen und manchmal einer Krankenpflegerin zusammen, außerdem haben wir meistens zwei Übersetzer*innen dabei. Es gibt nur eine Frühschicht, da hier nicht so viel Bedarf herrscht wie im neu errichteten Zeltlager in Kara Tepe.
Was wir nicht haben, aber dringend benötigt wird, sind ein Zahnarzt und ein Augenarzt, und selbst für die Leute von Unicef ist es schwierig, Termine bei griechischen Ärzten für die Patienten zu bekommen. Vorher gab es mehrere NGOs die sich um solche speziellere medizinische Versorgung gekümmert haben, aber seit Corona haben sich einige zurückgezogen und die Versorgung ist schwieriger geworden. Nach dem Brand kamen zum Glück mehr Spendengelder rein und der Medikamentenvorrat konnte aufgestockt werden, um wenigstens die Basisversorgung zu sichern.
Mittlerweile wurden aus dem Tapuat Centre alle minderjährigen Geflüchteten ohne Begleitung aufs Festland gebracht, wir haben von Thessaloniki und Athen gehört, aber genau wissen wir nicht Bescheid. Drei Familien wurden in Wohnungen in Mytilini untergebracht und, laut Krankenpflegerinnen von UNICEF, sollen nächste Woche weitere folgen. Außerdem wurden diese Woche Betten geliefert und jetzt muss zum Glück niemand mehr auf dem Boden schlafen.
Im großen Camp in Kara Tepe ist immer noch alles ziemlich chaotisch, die griechische Regierung möchte sich mehr um die Versorgung der Flüchtlinge kümmern, bekommt es aber leider nicht so wirklich hin. Das norwegische WHO-Team verlässt Lesbos bald wieder und an deren Stelle kommt die Organisation CADUS. Anfangs sprach die Regierung noch davon, alle chronisch kranken Patienten aufs Festland zu bringen, bis jetzt haben aber nur wenige die Insel verlassen. Die Vorbereitung auf den Winter sieht auch eher dürftig aus, wenn der Regen die Zelte nicht gerade wegspült, wird alles durch den Wind an der Küste zugestaubt.
Auf dem Foto seht ihr das Tapuat Centre, in dem ich arbeite. Nach und nach ist es etwas geordneter, bald können wir (wenn es denn wirklich passiert) die Patientinnen zum Zahnarzt und Augenarzt schicken und auch beim Psychologen haben wir schon Termine für zwei Patientinnen bekommen. Mittlerweile werden alle vom Tapuat Centre an griechische Ärzte überwiesen und leider hören immer mehr NGOs auf. Auch leider diejenigen, die sich um die Betreuung von Schwangeren gekümmert haben und eine Hebamme haben wir bis jetzt noch nicht gefunden. In Moria 2.0 soll es auch immer mehr Änderungen geben, aber bis jetzt sickern nur Gerüchte durch und von denen gibt es jede Menge.
Außer den Organisationen CADUS und MVI arbeitet jetzt nur noch Eody (griechische Regierung) im medizinischen Bereich im Lager Moria 2.0. Die meisten NGOs sind raus, KITRINOS kümmert sich zusammen mit Becky’s Bathhouse nur noch um die Behandlung von Scabies (Krätze). Im Tapuat Centre, wo ich arbeite, sind wir aber weiterhin vertreten, es gibt Gerüchte über einen Transfer aller Frauen nach Athen, aber Genaues weiß bis jetzt niemand. Am Samstag wurden 700 Personen aus Kara Tepe und Mytilini mit der Fähre nach Athen gebracht. Die Nachricht bekamen alle ohne Vorwarnung am Donnerstag, bei Ankunft müssen alle für 14 Tage in Quarantäne und niemandem wurde gesagt, wo es danach hingeht. Viele würden gerne nach Frankreich oder England, zu Familienmitgliedern, aber aussuchen darf sich das niemand, es wird auch niemand gefragt.
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