„Das Team ist mein Highlight hier“: Juliane, Logopädin in der Kinder- und Jugendpsychiatrie - DRK Kliniken Berlin Jobs Karriere

„Das Team ist mein Highlight hier“: Juliane, Logopädin in der Kinder- und Jugendpsychiatrie

Das Schönste für Logopädin Juliane ist, wenn ein Kind eine andere Freizeitbeschäftigung als Zocken für sich entdeckt, und sie dabei sein darf, wenn es diese Erfahrung macht! Im folgenden Interview beantwortet sie die Frage, ob Logopäden*innen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie eigentlich anders arbeiten als in einer normalen Praxis. Außerdem berichtet sie über ihr großartiges Team und das Singen.

Warum sollte man als Logopäde*Logopädin in der Kinder- und Jugendpsychiatrie arbeiten?

Man kann hier sehr abwechslungsreich arbeiten. Zum einen geht es um diagnostische Verfahren und die Frage, inwiefern Verhaltensauffälligkeiten auch durch Sprach- oder Wahrnehmungsprobleme beeinflusst werden? Daher ist die Logopädie ein sehr wichtiges Feld in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Auf den Stationen fördere ich die allgemeine Kommunikationsfähigkeit der Kinder. Dies ist eine der Voraussetzungen für Gruppenfähigkeit und das soziale Miteinander in allen Bereichen des Alltags. Wir haben zahlreiche Fachtherapien in unserer Klinik, zum Beispiel Musik- oder Sporttherapie, aber das Medium Sprache ist sonst fast nur in der Schule vorhanden.

Was ist das Besondere an der Arbeit im Krankenhaus im Vergleich zur Arbeit in der Praxis?

Eine Besonderheit für Logopäden*innen ist hier die Gruppenarbeit. Das ist sonst nicht wirklich üblich. Die Kinder sind bei mir nicht nach sprachlichen Störungsbildern in Gruppen eingeteilt, sondern eher nach ihrem Alter. Ich mache auch keine klassischen Therapieeinheiten wie in der Ausbildung, sondern gehe eher in Richtung soziales Kompetenz- und Kommunikationstraining für den späteren Alltag der Kinder und Jugendlichen.

Neue Kollegen*innen werden daher besonders gut eingearbeitet, da sie die Besonderheit der Gruppenarbeit zumeist nicht kennen und für sich erst mal erfassen müssen. Ich arbeite in einem ganz tollen therapeutischen Team, das aus 12 Mitarbeitenden verschiedener Fachrichtungen besteht. Viele von uns sind seit vielen Jahren im Team und wir sind dankbar, so eine geringe Fluktuation zu haben. Unsere Zusammenarbeit ist sehr eng und wir treffen uns teilweise auch privat. Auch mit den Psychologen*innen und Ärzten*innen gibt es bei den Visiten einen regelmäßigen Austausch. Wir haben flache Hierarchien und kommunizieren auf Augenhöhe miteinander.

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Wie wirkt sich das auf die Patienten*innen aus?

Es ist für unsere Patienten*innen ganz wichtig, dass wir als Team immer das große Ganze für ihre Genesung im Blick haben. Ich habe hier, anders als in der Praxis, nicht das Ziel, in wenigen Wochen zum Beispiel den Buchstaben „S“ zu vermitteln. Es geht nicht so sehr um logopädische Störungsbilder als Hauptaugenmerk, sondern um die Gesamtheit. Vielleicht ist das Medium der Sprache für den einen Patienten genau das Puzzleteil, um einen Zugang zu ihm zu bekommen.

Und ich kann sehr individuell auf meine Patienten*innen eingehen. Durch die vielen Fachbereiche habe ich auch Zugriff auf ganz tolle, vielfältige Materialien: Ich gehe zum Beispiel manchmal mit meinen Patienten*innen in den Raum der Ergotherapie oder bin im Sommer draußen auf dem Sportplatz.

Wie läuft ein klassischer Tag ab?

Ich habe in der Regel ein bis zwei feste Gruppentherapien am Tag. Eine Gruppe besteht meist aus vier Kindern, bei den Jugendlichen ab 14 Jahren können es auch mal fünf bis sechs Personen sein. Wenn ich merke, meine Patienten*innen benötigen eine Einzeltherapie, kann ich diese auch anbieten. Ich bin sehr frei in meinen Entscheidungen, auch die Gruppenarbeit betreffend, und habe viel Mitspracherecht. Das ist eine Freiheit, die am Anfang überfordern kann, aber auch tolle Möglichkeiten bietet.

Zusätzlich führe ich Testungen in der Ambulanz durch und schreibe anschließend die Berichte. Das ist dann schon ein eher klassischer Teil der Arbeit, der den Aufgaben in einer Praxis ähnlich ist. Das dient der Gesamtdiagnostik.

Hier bieten wir Dir die Möglichkeit, Dich initiativ als Fachtherapeut*in / Musiktherapeut*in / Bewegungstherapeut*in / Kunsttherapeut*in in unserer Kinder- und Jugendpsychiatrie zu bewerben!

Was wünschst Du Dir von neuen Kollegen*innen?

In erster Linie wünsche ich mir für neue Kollegen*innen Offenheit für dieses individuelle Arbeiten und für die Kinder und Jugendlichen. Man muss sich bei uns in der Kinder- und Jugendpsychiatrie von den klassischen Plänen der Ausbildung lösen können, sein Berufsfeld frei interpretieren und trotzdem den logopädischen Background einfließen lassen.

Das hat viel mit dem eigenen Mindset zu tun. Man muss hier nicht den Anspruch an sich haben, in drei Monaten ein logopädisches Problem zu beheben. Unsere Patienten*innen bringen ein ganz anderes Köfferchen mit, das muss einem bewusst sein. Jede*r von ihnen hat eine spezifische psychiatrische Diagnose. Wenn man dann eine Gruppe von vier kleinen, wilden Kindern hat, ist das so belebend und frisch, aber eben auch manchmal herausfordernd 😉

Ein spezielles Vorwissen benötigt man aber nicht, da man durch die Visiten und den Austausch schnell viel lernt und mitbekommt. Wenn einen bestimmte Geschichten der Kinder besonders beschäftigen, bespricht man diese im Klein- oder Großteam gemeinsam bei Supervisionen und Intervisionen.

Wie bist Du selbst zu den DRK Kliniken Berlin gekommen?

Ich bin direkt nach meiner Ausbildung im Jahr 2010 in die Kinder- und Jugendpsychiatrie gekommen. Zum Zeitpunkt meiner Bewerbung hatte ich noch nicht mal den Abschluss. Mir wurde über drei Ecken gesagt, dass hier eine Stelle frei ist. Bei meinem Start wusste ich weder, dass es die Kinder- und Jugendpsychiatrie ist, noch was ich hier überhaupt genau machen werde.

Ich wurde gleich genommen und war erst mal total überfordert mit den Gruppen 😉 Daher ist mir eine gute Einarbeitung für ein neues Teammitglied besonders wichtig. Ich bin sogar während meiner Elternzeit hierhergekommen, um eine neue Kollegin einzuarbeiten…

Die Arbeit in einer Praxis könnte ich mir heute für mich nicht mehr vorstellen. Mein Team und die Erfahrungen, die man hier macht, sind so großartig. Wenn bei uns in der Therapie ein Kind, das noch nie ein Gesellschaftsspiel gespielt hat, für sich eine Alternative zum Videospiel entdeckt, dann bin ich happy, dass ich als erste mit ihm gemeinsam diese Erfahrung machen durfte.

Was machst Du, um nach der Arbeit den Kopf frei zu bekommen?

Ich habe einen kleinen Sohn, der mich mit seinen 1,5 Jahren ordentlich auf Trab hält. Außerdem ist das Singen mein großes Hobby. Das ist für mich irgendwie naheliegend: Die Stimme und die Logopädie sind schließlich eng miteinander verbunden 😉

Ich singe in mehreren Bands und auch hier am Standort Westend in unserem Mitarbeiter*innenchor, der von den Musiktherapeuten*innen geleitet wird. Neue Mitstreiter*innen sind übrigens immer sehr gern gesehen! Wir treffen uns jeden Dienstag um 12.30 Uhr für eine halbe Stunde im Raum der Ergotherapie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Man muss gar nicht schüchtern sein, sondern kann einfach vorbeikommen. In diesen 30 Minuten kann man wunderbar den Kopf freibekommen…

Aline Creifelds, am 08. Januar 2024
Jugendpsychiatrie, Therapie, Westend
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