In ihrer Karriere hat Désirée schon viele Aus- und Weiterbildungen gemacht und setzt nun noch den neuen Masterstudiengang „Integrative Lerntherapie“ im Zentrum für Schulische und Psychosoziale Rehabilitation in den DRK Kliniken Berlin obendrauf. Wohnen tut sie im Hochsauerlandkreis (NRW), kommt aber gelegentlich zum Präsenzwochenende nach Berlin. Warum sie sich für unseren Studiengang entschieden und welche Pläne sie danach hat, erzählt sie im Karriereblog.
Nach dem Abitur habe ich zuerst eine Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpflegerin gemacht und mit Unterbrechungen durch vier Elternzeiten immer wieder in der Pflege gearbeitet. Nach dem vierten Kind ist mir der berufliche Wiedereinstieg allerdings dann als Aushilfe in einer offenen Ganztagsschule gelungen. Weil es mir dort gefiel, habe ich zuerst eine Erzieher Ausbildung und dann ein Bachelor Studium Frühpädagogik absolviert und mich beruflich nochmal ganz neu aufgestellt.
Danach habe ich über die Quereinsteigerregelung anderthalb Jahre als Lehrerin gearbeitet. Im vierten Jahr bin ich nun pädagogische Fachkraft für die Schuleingangsphase. Das sind regulär die ersten beiden Schuljahre, doch bei entwicklungsverzögerten Kindern kann sie auf drei Jahre ausgeweitet werden. Wir pädagogischen Fachkräfte sind zusätzlich zu den Klassenlehrer:innen anwesend, um uns um förderbedürftige Kinder zu kümmern.
Manchmal vermisse ich den Pflegeberuf schon. Unser mittlerer Sohn ist fast fertig mit seinem Medizinstudium, und wenn er vom Krankenhaus erzählt, werde ich wehmütig. Aber ich sage immer: Das war ja keine Entscheidung gegen die Pflege, sondern für etwas Anderes, das mir auch Spaß gemacht hat.
Mir fehlte es an bestimmten fachlichen Kompetenzen, um den Kindern bei ihren Herausforderungen gut zu helfen, besonders im Bereich Mathe. In jeder Klasse gibt es zwei, drei Kinder, die erhebliche Probleme damit haben. Ich wollte wissen: Warum fällt es ihnen so schwer, gerade dieses Fach zu verstehen? Und wie kann ich ihnen helfen? Im Frühpädagogikstudium hatten wir uns vor allem auf den Bereich Sprachförderung konzentriert.
Bei meiner Recherche bin ich auf den Studiengang „Integrative Lerntherapie“ gestoßen. Dadurch dass es ein Fernstudium ist und wegen Corona sogar einige der Präsenzveranstaltungen online stattfinden, lässt es sich gut mit der Familie vereinbaren. Wobei meine drei „Großen“ schon aus dem Haus sind und meine Jüngste mit 16 Jahren gut alleine klarkommt.
Interessant war schonmal der Auftaktvortrag von Prof. Dr. Klaus-Peter Eichler von der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd zu der Frage: „Wie kommt die Zahl in den Kopf?“ Darin ging es darum, wie sich arithmetische Kompetenzen entwickeln.
Letztlich ist Lerntherapie eine Einzelförderung, mit der man zielgenau auf den Lernstand aufbauen kann. Das ist für die Lehrer:in im Klassenverband nicht möglich, aber ich als zusätzliche Kraft kann es anbieten. Das finde ich toll, denn bisher überweisen wir die Kinder an externe Lerntherapeut:innen, was für viele Familien nicht finanzierbar ist.
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Manche orientieren sich beruflich ganz neu und waren noch nicht im pädagogischen Bereich tätig, andere sind schon als Lerntherapeut:innen beschäftigt, möchten sich aber nachträglich dafür qualifizieren. Andere kommen aus der Grundschule so wie ich.
Laut Zugangsvoraussetzungen eignet sich das Masterstudium für Interessent:innen mit einem ersten Studienabschluss des Lehramtes der Pädagogik, Sonderpädagogik, Sprachheilpädagogik, Psychologie, Erziehungswissenschaften, Logopädie oder ähnliche.
Wir hatten schon ein Präsenzwochenende in Berlin. Mit meinem Arbeitgeber habe ich vereinbart, dass ich meinen Bildungsurlaub und meine Überstunden nehmen kann, um daran teilzunehmen. Die Auftaktveranstaltung war sehr feierlich und der informelle Austausch in den Pausen schön.
Das Masterstudium dauert 3 Jahre und dann bin ich als Lerntherapeutin qualifiziert. Das wird sich auf meiner aktuellen Stelle zwar nicht sofort im Gehalt bemerkbar machen, aber es kann mir für die Zukunft neue Möglichkeiten eröffnen.
Schon beim Frühpädagogik Bachelor haben alle gefragt, was das bringt, da ich doch schon Erzieherin und Krankenpflegerin sei. Aber meine jetzige Stelle hätte ich ohne den Bachelor nicht bekommen, der Studienabschluss war Voraussetzung. Auch der Master wird sich irgendwann auszahlen.
Ich könnte mir vorstellen, mich mit einer Lerntherapiepraxis selbstständig zu machen. Aber erstmal muss ich die drei Jahre schaffen. Das Studium ist mit vielen Hausarbeiten, Prüfungsphasen und den Präsenzwochenenden schon auch anstrengend.
Gerade sollen wir zum Beispiel die frühen mathematischen Kenntnisse von Kindern durch einen Test mit Würfelbildern prüfen. Die Kinder bekommen ein Bild vorgelegt und sollen es mit echten Würfeln nachbauen. Daran kann man ablesen, wie viel mathematisches Verständnis sie schon haben. Das Ganze wird auf Video aufgezeichnet und dann transkribiert.
In diesem Fall geht es natürlich nicht um die Kinder, sondern darum, wie ich als Lerntherapeutin bei dieser Übung mit ihnen umgehe. Hinterher gibt es ein Feedback, was mir gut gelungen ist und was noch nicht.
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Das Zentrum für Schulische und Psychosoziale Rehabilitation (ZSPR) in den DRK Kliniken Berlin Westend ist eine Einrichtung für Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter, die einen komplexen Hilfebedarf nach § 35a Kinder- und Jugendhilfegesetz haben. Wir betreuen sie schulisch, therapeutisch und sozial in der gesamten Rehabilitationsphase durch eine staatlich anerkannte Ersatzschule mit den Klassenstufen 1 bis 10, fünf altersbezogene Tagesgruppen und der ambulanten Versorgung durch die Institutsambulanz der Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Der berufsbegleitende, praxisorientierte Masterstudiengang Integrative Lerntherapie wird in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd angeboten. Ziel des Studienganges ist es, Lerntherapeut:innen auszubilden, die Kinder mit Lernstörungen wie Legasthenie und Dyskalkulie sowie Auffälligkeiten wie ADHS oder Autismus mithilfe der Lerntherapie unterstützen.
Die ersten 20 Studierenden sind bereits begeistert dabei, wie die Bereichsleiterin Lerntherapie Marlies Lipka berichtet: „Die Studierenden sind unheimlich neugierig und saugen das Wissen wie ein Schwamm auf. Dabei kommt uns natürlich zugute, dass wir wirklich praxisnah arbeiten und aus der Erfahrung mit den Kindern direkt berichten können. Wir hoffen, dass wir bald mit Präsenzveranstaltungen beginnen können. Denn dann sollen auch praktische Übungen und Selbsterfahrungssequenzen stattfinden. Es hilft, wenn man in einem geschützten Raum therapeutische Interventionen wirklich üben und trainieren kann, wenn man bestimmte Anweisungen selbst spricht und erlebt, wie sie beim Gegenüber ankommen.“
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