"Do what you love": Anna, 30, MFA im Herzkatheter Labor

„Do what you love“: Anna, 30, Medizinische Fachangestellte im Herzkatheterlabor

Das Herz ist der Motor des Körpers. Wie wichtig es ist, merk man oft erst, wenn es nicht mehr funktioniert wie es soll. Ob Vorhofflimmern oder Bradykardie – im Herzkatheterlabor werden diese Auffälligkeiten untersucht und behandelt. Vorbereitende Untersuchungen laufen in der kardiologischen Funktionsdiagnostik. Über den Arbeitsalltag in diesen Krankenhausabteilungen erzählt Anna, Kommissarische Abteilungsleiterin in den DRK Kliniken Berlin Köpenick. In ihrem Büro steht eine vielsagende Holzbuchstabenskulptur: „Do what you love“!

Neun Monitore und ein 3D-Modell

Sage und schreibe neun (!) Monitore sind auf und über dem Schreibtisch im Nebenzimmer des Untersuchungsraumes angebracht. Jeder zeigt andere Details zum Zustand des Patienten im Herzkatheterlabor: Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung, Blutdruck, die digitale Dokumentation des Eingriffs, die Temperatur im Herzen, Röntgenbilder und ein 3D-Modell von dem Organ, das man drehen kann, um es von allen Seiten zu betrachten.

Konzentriert und ganz still beobachten Anna, Medizinische Fachangestellte und kommissarische Leiterin des Pflegeteams im Herzkatheterlabor und der kardiologischen Funktionsdiagnostik, und ihre Kollegin die Zahlen und Kurven. Regelmäßig rufen sie dem Untersuchungsteam am sterilen Tisch Temperaturangaben zu, denn es darf im Herzen des Patienten nicht zu heiß werden. Gleich werden bei ihm absichtlich Rhythmusstörungen ausgelöst, um sie mit einer so genannten Ablation hoffentlich ein für allemal zu beenden. 4 Katheter und 50 Kabel sind im Einsatz.

„Das Herzkatheterlabor ist die Königsdisziplin der Pflege“, findet Anna. „In keinem anderen Krankenhausbereich erlebst Du so viel Abwechslung und übernimmst Du so viel Verantwortung!“

Das war Annas Werdegang

Im Jahr 2009 hat Anna mit ihrer Ausbildung zur MFA begonnen. Den Praxisteil absolvierte sie in der Kardiologie und war einmal die Woche im Herzkatheterlabor eingeteilt. Nach der Ausbildung hat sie ein halbes Jahr in einer Arztpraxis gearbeitet, dann fünf Jahre in einem kleinen Krankenhaus in Brandenburg. 2016 ist sie nach Berlin gezogen und hat eine Initiativbewerbung an die DRK Kliniken Berlin Köpenick geschickt. „Ich habe am selben Tag angefangen wie unser Chefarzt Dr. Iskandar Atmowihardjo“, schmunzelt sie.

Anna ist die erste Person in ihrer Familie, die sich für einen medizinischen Beruf entschieden hat. Andere Organe wie das Auge findet sie „ein bisschen unheimlich“, in dem Bereich konnte sie sich nicht vorstellen zu arbeiten. Doch das Herz ist für sie „der Motor des menschlichen Körpers“, der sie ohnehin sehr fasziniert. „Ich wollte immer so detailliert wie möglich wissen wie er funktioniert.“

Eigentlich wollte Anna Rettungsassistentin werden, doch die Ausbildung war ihr zu teuer. Ein Pflegeberuf kam nicht infrage, weil sie eher am technischen und organisatorischen Teil der Arbeit interessiert war als am pflegerischen. Nun ist sie also seit vier Jahren stellvertretende und aktuell sogar kommissarische Leiterin während der Elternzeit einer Kollegin. Sie kann sich vorstellen, irgendwann nebenberuflich ein Pflegemanagement Studium zu absolvieren und voll und ganz Abteilungsleiterin zu werden.

Herzkatheterlabor kann nicht jeder

Im Pflegeteam des Herzkatheterlabors sind Gesundheits- und Krankenpfleger*innen, Medizinisch-Technische und Operationstechnische Assistent*innen und Medizinische Fachangestellte beschäftigt. Ganz ehrlich, wer einfach nur keine Lust mehr auf Station und Schichtdienst hat, ist hier nicht richtig. Ein ängstlicher oder zögerlicher Charakter passt auch nicht – man muss bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. „Bei einem Notfalleinsatz in der Rufbereitschaft defibrillierst Du auch mal selber“, erzählt Anna.

Außerdem gehört zu den Aufgaben des Pflegeteams im Herzkatheterlabor, die Katheter und Medikamente vorzubereiten, das EKG bei den Patient*innen anzulegen, sie abzudecken und ihre Zugänge zu prüfen. Bei kardiologischen Prozeduren behalten die Pflegefachkräfte und MFAs den Überblick an den Monitoren, geben Funktionen am Röntgengerät frei, finden Materialien auf Zuruf und reichen es an. Im sterilen Bereich unterstützen sie am Untersuchungstisch.

Jeder einzelne Mitraclip ist 23.000 € wert und darf nicht mit anderen Größen vertauscht werden oder das Verfallsdatum überschreiten! „Im Eifer des Gefechts wird der Ton manchmal etwas rauer, wenn man das Zubehör nicht gleich findet“, sagt Anna ehrlich, „Aber nach der Prozedur schauen wir uns die Schränke und Regale einfach nochmal gemeinsam an.“

Rufbereitschaften und Notfälle gehören dazu

Meist kann das Team im Herzkatheterlabor den Patient*innen sofort eine Diagnose nennen und ihr Problem lösen. „Wir helfen so vielen Menschen“, sagt Anna, „vor allem älteren. Das macht mich stolz.“ Doch manchmal gibt es auch Komplikationen. Kürzlich ist ein Patient verstorben. Dann kommt das ganze Team zusammen und bespricht, was passiert ist. „Wenn bei einer eigentlichen Routineprozedur oder bei einem jungen Menschen eine unerwartete Komplikation auftritt, nimmt einen das schon mit“, gesteht die Medizinische Fachangestellte.

„Wenn dagegen ein instabiler Notfallpatient über die Rettungsstelle kommt, sind wir alle ganz ruhig. Ihm geht es schon schlecht und durch uns kann es nur besser werden.“ Meist arbeitet sie montags bis freitags im Früh- oder Spätdienst bis 20 Uhr. Zusätzlich übernimmt sie drei bis fünf Rufbereitschaften im Monat, darunter einen am Wochenende. Dann muss sie innerhalb von einer halben Stunde im Krankenhaus sein, wenn zum Beispiel jemand mit einem Herzinfarkt eingeliefert wird.

Zu Hause wartet der kleine Sohn

„Man gewöhnt sich daran, ins Bett zu gehen in der Hoffnung, dass kein Anruf kommt, und trotzdem gut zu schlafen. Nur am Anfang schreckt man manchmal hoch und hat Angst, das Telefon überhört zu haben. Manche Kolleg*innen ziehen die Notfälle allerdings geradezu magisch an und müssen fünf- oder sechsmal am Wochenende raus…“ Anna gehört zum Glück meist nicht dazu!

Auch mit ihrem Mann kann Anna sprechen, wenn sie etwas belastet, doch das meiste kann sie gut im Krankenhaus lassen. Zu Hause dreht sich dann alles um ihren kleinen Sohn. Zum Glück arbeitet Annas Mann im Büro. Schon vor Corona konnte er Home Office machen, doch im Moment ist er fünf Tage die Woche zu Hause und kann sich um den Kleinen kümmern. Die kleine Familie hat gerade ein Grundstück gekauft, um ein Haus zu bauen.

Du möchtest Annas Hobbies kennenlernen? Dann lies hier ihren Steckbrief!

Spannende Fakten zum Herzkatheterlabor in den DRK Kliniken Berlin Köpenick

  • Im Sommer 2021 haben wir unsere vier neuen Herzkatheterlabore in Betrieb genommen, deren technische Ausstattung genauso gut ist wie in spezialisierten Herzzentren und Unikliniken. Unser Chefarzt findet sogar, wir haben das schönste Herzkatheterlabor Berlins!
  • In unserer Kardiologie bieten wir neben den Bereichen Structure (Herzklappen), Device (Schrittmacher) und Invasives (Herzkatheter) auch die Elektrophysiologie an
  • Wir arbeiten Dich Schritt für Schritt in eine Untersuchung / Behandlung nach der anderen ein und es geht erst weiter, wenn alles sitzt. Die Einarbeitung wird an die individuelle berufliche Qualifikation und Vorerfahrung angepasst
  • „Ein tolles Team mit wenig Fluktuation, Blumen zum Geburtstag, viel gegenseitiger Rücksichtnahme und Dankbarkeit“, sagt Anna. „Wir gehen gerne nach der Arbeit zusammen ins Restaurant, um eine Zertifizierung oder andere Anlässe zu feiern.“
  • Das Pflegeteam besteht derzeit aus 15 Mitarbeitenden. Sie sind fest auf das Herzkatheterlabor und die Funktionsdiagnostik aufgeteilt, nur der Aufwachraum wird von den Mitarbeitenden der Funktionsdiagnostik mitbetreut
  • Für die regelmäßige Fort- und Weiterbildung z.B. bei überregionalen Kongressen wird gesorgt
  • Durch die Spezialisierung unseres Chefarztes auf die Retrograde Rekanalisation kommen häufig interessierte Hospitant*innen aus anderen Häusern zu Besuch – und staunen über die hohe Zahl an Untersuchungen, die unsere Herzkatheterlabore schaffen

Interview: DRK Kliniken Berlin/ Katarzyna Marek-Pokorny / Maja Schäfer

Du bist nicht sicher, ob ein Job im Herzkatheterlabor zu Dir passt? Dann bewirb Dich erstmal unverbindlich als Pflegefachkraft in Köpenick und besprich das mit Pflegedienstleiterin Astrid!

Maja_Schaefer, am 02. Oktober 2023
Kardiologie, Köpenick
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