„Sage nie: Ich bin ‚nur‘ Pfleger*in“: Aileen, Abteilungsleiterin in der Kardiologie und Gynäkologie - DRK Kliniken Berlin Jobs Karriere

„Sage nie: Ich bin ‚nur‘ Pfleger*in“: Aileen, Abteilungsleiterin in der Kardiologie und Gynäkologie

Im Leben von Intensivpflegefachkraft und Praxisanleiterin Aileen ändert sich gerade ganz viel: Sie hat eine Stelle als Abteilungsleiterin angetreten, bekommt ihr erstes Kind und ist ab sofort unter @aileen_drk.bln als Corporate Influencerin auf Instagram unterwegs. Wie kriegt sie das alles hin? Mehr erfahrt ihr im Interview.

Wie kam es, dass Du Dich als Corporate Influencerin beworben hast?

Ich finde, wir tragen für die nachfolgenden Generationen zu wenig nach außen, was Pflege eigentlich bedeutet. Auch die Hierarchie zwischen Ärzt*innen und Pfleger*innen wird von außen falsch wahrgenommen. Alle denken, die Ärzt*innen stehen über uns, dabei lösen sich diese altbackenen Hierarchien gerade auf. Wir Pflegekräfte sollten nie sagen: „Ich bin nur Pfleger*in“. In der Corona-Pandemie habe ich mich darum sehr viel mit Social Media beschäftigt, habe auch einen eigenen Instagram-Account und eine Followerschaft aufgebaut. Sogar erste Einladungen zu Veranstaltungen, um dort als Influencerin zu sprechen, habe ich bekommen.

Jetzt möchte ich mehr darüber lernen, wie man mit Social Media Menschen in den Beruf mitnehmen und dafür begeistern kann. Ich habe sehr viel Spaß an der Pflege, das gebe ich meinen Auszubildenden auch immer so weiter und bekomme viel positives Feedback. Es ist allerdings nicht so leicht, in die Kamera zu quatschen, wie es aussieht. Ich verhaspele mich oft. Und TikTok ist nochmal etwas ganz anderes als Instagram. Ich hatte schon überlegt, einen Studiengang oder Onlinekurs zur Social Media-Managerin zu belegen – und genau in dem Moment kam der Aufruf, sich als Corporate Influencer*in zu bewerben!

Hast Du auch negative Erfahrungen auf Instagram gemacht?

Ja, es gab anzügliche Kommentare, die mir unangenehm waren – schließlich habe ich einen Partner. Auch Hate Speech kam vor. Im ersten Corona-Jahr wurde für die Pflege geklatscht, im dritten Jahr nahmen die negativen Reaktionen zu. Ich musste auf die harte Tour lernen, dass jeder eine andere Meinung hat und das, was ich sage, in den Augen anderer falsch sein kann. Das ist ja auch okay, solange man sich nicht gegenseitig persönlich fertigmacht. Aber genau das passiert eben im Internet.

Weil ich nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte, habe ich mich etwas zurückgezogen, jedenfalls was den Fokus auf meine persönlichen Meinungen betrifft. Aber ich mache immer noch gerne Foto-Beiträge, in denen ich meinen Arbeitgeber tagge oder andere Kolleg*innen präsentiere. Man kann auch Influencer*in sein, ohne sich selber allzu sehr in den Mittelpunkt zu stellen. Und wenn man das Unternehmen als Sicherheit im Rücken hat, ist das etwas anderes als wenn man als Einzelperson an die Öffentlichkeit geht.

Vor Kurzem bist Du Abteilungsleiterin der Kardiologie und Gynäkologie geworden…

Ja, das kam recht überraschend. Unsere Pflegedienstleiterin Astrid Weber hat mir die Position angeboten. Sie kennt mich schon sehr lange. Ich habe ab 2012 meine Ausbildung bei den DRK Kliniken Berlin Köpenick gemacht. Mein Start war dann in der Notaufnahme, anschließend ging es nach zwei Jahren noch mit einer zusätzlichen halben Stelle auf der Intensivstation weiter. Weiterentwicklung war mir immer wichtig, deshalb bin ich Praxisanleiter*in geworden und habe durch meine Arbeit auf der Intensivstation die Fachweiterbildung Intensiv- und Anästhesiepflege gemacht und nebenberuflich Pflegemanagement studiert.

Nach der Weiterbildung bin ich für knapp drei Jahre in den ambulanten OP gegangen. Und habe außerdem noch einen Minijob bei einer Leasingfirma gehabt!

Vollzeitjob, Minijob, Weiterbildung und Studium gleichzeitig, dazu noch einen Mann, zwei Hunde, den Haushalt – das war doch ein bisschen zu viel. Besonders das Fach Rechnungswesen ist mir extrem schwergefallen und ich bin sogar durch die Prüfung gefallen. Ich musste die Notbremse ziehen und habe den Leasingjob an den Nagel gehängt. Die Leasingfirmen kochen sowieso auch nur mit Wasser. Und jede*r muss für sich selbst herausfinden, worauf er*sie mehr Wert legt: auf einen guten Dienstplan und mehr Geld oder auf Fort- und Weiterbildungen und darauf, Teil einer Arbeitsfamilie zu sein. Bei den DRK Kliniken Berlin bin ich nicht einfach irgendwer, sondern Aileen. Man kennt mich, ich gehöre dazu. Das ist mir wichtig.

Verrätst Du uns etwas Persönliches über Dich?

Mein Partner ist auch Abteilungsleiter bei den DRK Kliniken Berlin Köpenick! Wir haben unsere Beziehung zwei Jahre lang geheim gehalten, selbst als ich schon zu ihm gezogen war, weil ich Berufsanfängerin war. Unser Motto lautete: „Arbeit ist Arbeit und privat ist privat“. Im Dienst war er der Chef, zu Hause war ich es. Inzwischen sind wir seit fast acht Jahren zusammen und es gibt immer noch keine Umarmung und kein Küsschen auf der Arbeit, aber die Kolleg*innen wissen von unserer Beziehung. Wir machen uns einen Spaß daraus, wenn neue Mitarbeiter*innen es erst nach einem Jahr herausbekommen und es heißt: „Waaaaas, ihr seid zusammen?“

Da ich jetzt auch Abteilungsleiterin bin, begegnen mein Mann und ich uns auch beruflich inzwischen auf Augenhöhe. Ich stelle ihm Fragen zum Dienstplanprogramm oder wir sprechen über Führungsstile. Zwar habe ich es als seine Teammitarbeiterin selbst erlebt, wie er führt – eher locker und lösungsorientiert – aber mir vorher nie Gedanken drüber gemacht. Nun muss ich ausprobieren, welcher Führungsstil zu meiner eigenen Abteilung und zu meinem Charakter passt.

Gleichzeitig erwarten wir unser erstes Kind – ausgerechnet in dem Moment, in dem ich Abteilungsleiterin geworden bin. Aber es gibt ja irgendwie nie den richtigen Zeitpunkt, um Mutter zu werden. Genau das ist ein Thema, das viele Frauen bewegt: die Vereinbarkeit von Karriere und Familie. Insofern gibt es für mich als Corporate Influencerin viel, worüber ich sprechen kann!

Du kannst Dir vorstellen, mit Aileen bei den DRK Kliniken Berlin am Standort Köpenick zu arbeiten? Dann wirf doch gleich einen Blick auf unsere aktuellen Stellenangebote!

Welche Herausforderungen erlebst Du im Berufsalltag als Abteilungsleiterin?

Ich muss viel Organisatorisches lernen und das manchmal auch sehr selbstständig, weil die Position der Stellvertretenden Abteilungsleitung auch mit einer zweiten Stelle neu besetzt wurde. Eine Stellvertretung gab es schon und die ist auch auf meiner Station geblieben. Sie kümmert sich natürlich um die Einarbeitung der neuen zweiten Stellvertretenden Abteilungsleitung. Also war niemand da, um mich einzuarbeiten. Weil wir bald ein neues Dienstplansystem bekommen, wurde ich in das alte nicht mehr eingeführt, obwohl ich noch ein paar Monate damit arbeiten muss. Das muss ich jetzt alleine auf den letzten Drücker noch verstehen.

Auch musste ich feststellen, dass man als Abteilungsleitung von unten und von oben Druck bekommt. Von oben werden Entscheidungen durchgegeben, die ich umsetzen muss, und von unten halten die Mitarbeitenden dagegen. Zum Beispiel gibt es bei uns eine neue Regel, dass um 11 Uhr morgens die „Check-out time“ für alle Entlassungspatient*innen ist. Bis dahin muss das Team dafür gesorgt haben, dass die Sachen gepackt, Krankentransport und Reinigungskraft bestellt sind, damit das Zimmer zügig für nachrückende Patient*innen aus der Rettungsstelle und dem OP bereit ist. Die Mitarbeitenden sagen: „Warum die Hetze? Je schneller ich die Zimmer frei mache, desto schneller bekomme ich mehr Arbeit durch neue Patient*innen!“

Da ich ja selber bis vor Kurzem auf der anderen Seite stand, kann ich die Kolleg*innen verstehen – aber auch die Krankenhausleitung, die auf Effizienz drängt. Ich muss einen Mittelweg finden, den ich noch nicht gefunden habe: auf Augenhöhe miteinander umgehen und dennoch Respekt einfordern. Ich bin eher die offene, kommunikative, freundliche Chefin, die sich bei Problemen gerne für ihre Mitarbeitenden einsetzt. Ich meckere auch nicht sofort los. Aber vielleicht mache ich den Job auch einfach noch nicht lange genug. Ich merke durchaus jetzt schon, dass ich klare Grenzen setzen muss, was ich mir nicht bieten lassen werde. Der Laden muss schließlich laufen!

Interview: DRK Kliniken Berlin / Maja Schäfer

Aline Creifelds, am 23. Juni 2025
Aktionen für Mitarbeitende, Gynäkologie | Geburtshilfe, Kardiologie, Köpenick
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