Mathias ist seit 1996 im Gesundheitswesen tätig und seit 23 Jahren bei den DRK Kliniken Berlin. Er hat unsere Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik in Westend mit aufgebaut und besetzt nach verschiedenen weiteren Karrierestationen jetzt die neu geschaffene Stelle des Resilienzmanagers. Seine Aufgabe: unseren Mitarbeiter*innen beizubringen, wie sie besser mit Stress und Krisen umgehen und sich vor einem Burnout schützen können. Aus voller Überzeugung arbeitet Mathias mit daran, unser Unternehmen als Arbeitgeber noch attraktiver zu machen: Er hat schon mehrere neue Kolleg*innen über das „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“-Programm in den Pflege- und Erziehungsdienst geholt!
Meine Mutter ist Ärztin für Augenheilkunde, und so hatte ich schon immer einen Bezug zum Gesundheitswesen. Ich habe meine berufliche Laufbahn im Jahr 1996 nach der Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) der Charité begonnen. Als die KJP dort verschlankt und an einem Standort zentralisiert werden sollte, wurde dem gesamten Team angeboten, in die DRK Kliniken Berlin Westend zu wechseln, und die meisten von uns haben das auch gemacht. Wir haben das Haus 15 umgestaltet und die akute Patientenaufnahme aufgebaut. Hier habe ich auch die Weiterbildung zum Fachpfleger für Psychiatrie gemacht.
Nach einigen Jahren als Gesundheits- und Krankenpfleger in der Tagesklinik wollte ich wegen meiner Kinder keinen Schichtdienst mehr machen. Darum bin ich ins Zentrum für Schulische und Psychosoziale Rehabilitation (ZSPR) gewechselt, das auch zu den DRK Kliniken Berlin Westend gehört, und habe die medizinische Betreuung der 50 Schüler*innen in dieser Förderschule übernommen. Viele von ihnen haben jahrelange Psychiatrieerfahrung und nehmen Psychopharmaka. Es muss regelmäßig Blut abgenommen und es müssen Arztgespräche organisiert werden. Als Fallführer (Case Manager) habe ich die Koordination der Behandlung übernommen und sie in Sportvereinen untergebracht, bin mit den Eltern im Austausch gewesen und habe die Jugendlichen nach zwei oder drei Jahren in eine Ausbildung oder zurück in die Regelschule begleitet.
Nach sieben Jahren im ZSPR war es wieder an der Zeit für eine Neuorientierung und mir wurden mehrere Fortbildungen bewilligt, um mich für meine jetzige Stelle als Resilienzmanager im Betrieblichen Gesundheitsmanagement fit zu machen. Beim Krisen- und Notfallmanagement-Kurs des TÜV Nord habe ich zum Beispiel die Arbeit des größten Kriseninterventionsteams der Welt bei der Lufthansa kennengelernt. Auf Knopfdruck sind je 2.000 professionelle Helfer*innen bei Notfällen wie dem Tsunami in Thailand am Frankfurter und Münchner Flughafen einsatzbereit! Und bei der IHK habe ich eine zertifizierte Train the Trainer Ausbildung absolviert.
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Ich habe – vor vielen Jahren – in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie angefangen. Die Patient*innen dort haben mit ganz gravierenden Problemen zu kämpfen, manche sind sehr aufgebracht, leiden akut an einer Psychose oder ähnliches. Und Menschen in solchen Situationen können enorme Kräfte entwickeln und freisetzen. Sie bringen sich selbst und andere in Gefahr, auch die Pflegenden. Dann hilft kein gutes Zureden mehr, sondern dann ist auch eine gewisse Körperlichkeit gefordert, zum Schutz aller. Ich – und viele meiner Kolleg*innen – wollten aber unbedingt einen Weg finden, wie wir in solchen Extremsituationen trotzdem die Würde und Integrität unserer Patient*innen weitestgehend schützen und bewahren können.
Mir kam dabei zugute, dass ich privat Judo, Escrima und Wing Tsun gemacht und mich im Bereich Biomechanik und Kinästhetik weitergebildet habe. Dabei geht es darum, wie man jemanden festhalten kann, ohne ihn zu verletzen oder zu demütigen. Wir nutzen den Schwung der Bewegungen des Gegenübers, nehmen die Kräfte kurz auf und leiten sie um. Jede*r ist mit solchen Methoden ganz ohne Kräftemessen gegen vermeintlich stärkere Menschen gut gewappnet! Wenn jemand mit lautstarkem Reden die Situation dominiert, bringen wir ihn mit kurzen Reizen aus dem Konzept und verschaffen uns Zeit, unsere nächsten Handlungen zu überlegen. Wir haben dann im Team zunehmend solch deeskalierenden Prinzipien und Techniken angewendet und sukzessive weiterentwickelt. Darauf aufbauend, habe ich zusammen mit dem Deeskalationsmanager der DRK Kliniken Berlin, Ronny Braatz, 2015 die Weiterbildung im Deeskalationsmanagement gemacht und meine Fähigkeiten weiter ausgebaut.
Da das wirklich einzigartige Deeskalationsprogramm der DRK Kliniken Berlin so gut angenommen wird, hat sich das Unternehmen entschlossen, auch Resilienzmanagement anzubieten. Resilienz heißt psychische Widerstandskraft. Es geht um Strategien gegen Stress und Krisen – wie kann ich das Positive daran sehen und mich dadurch weiterentwickeln? Gerade in der Pandemie hat sich gezeigt, wie wichtig das für die Mitarbeiterbindung und als Waffe gegen den Burnout ist. Ich werde also:
Mein Ziel ist es, unsere Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern, Fluktuation und Krankenstand zu senken, aber auch einen privaten Mehrwert zu bieten. Wer gut mit stressigen Patient*innen umgehen kann, hat sicher auch im Familienleben was davon, und wer ein paar Kniffe der Selbstverteidigung kennt, fühlt sich nicht nur auf dem Arbeitsweg zur Nachtschicht, sondern auch auf dem Heimweg von spätabendlichen Freizeitaktivitäten sicherer.
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Alle Mitarbeitenden sollen davon profitieren – egal ob Pflegefachkraft, Chefärztin oder Verwaltungsmitarbeiter. Die Teams der Intensivstationen haben mir berichtet, wie belastend es auf dem Corona-Höhepunkt war, die Patient*innen reihenweise sterben zu sehen und die Angehörigen nicht reinlassen zu dürfen. In dem Moment hat man nur funktioniert, zwei Jahre später schlägt das Trauma, das man damals mitgenommen hat, mit voller Wucht zu. Manche sagen zwar, jetzt könne man da auch nichts mehr machen, aber natürlich kann man Traumata bewältigen, und außerdem geht es mir auch um Prävention. Die nächste Krise kommt bestimmt, das gehört im Leben einfach dazu, und oft kann man die Stressfaktoren und Gefahren eigentlich rechtzeitig genug identifizieren, um gegenzusteuern.
Wenn ein Jugendlicher aus der „geschlossenen“ (eigentlich heißt es: „geschützten“) Psychiatrie fliehen will und einen Mitarbeitenden mit einer Glasflasche bedroht, muss man sich fragen: Warum steht überhaupt eine Glasflasche in der Psychiatrie herum? Für die Zukunft kann man diesen Faktor beseitigen. Dasselbe gilt auch für psychische Belastungen und Stressfaktoren. Ein wichtiger Schritt ist, die Opferrolle zu verlassen und – anstatt einfach darauf zu warten oder dabei zuzusehen, wie einen die Krise überrollt – aktiv Verantwortung dafür zu übernehmen, die eigene psychische Widerstandskraft zu stärken. Dabei hilft es, sich ein Netzwerk zu schaffen und klarzumachen, dass man nicht alleine dasteht.
Interview: DRK Kliniken Berlin / Maja Roedenbeck Schäfer
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