Pflegefachfrau Sandra ist 37 Jahre, hat vier Kinder im Alter von 7 bis 17 und arbeitet Vollzeit im 3-Schicht-System in der Geriatrie der DRK Kliniken Berlin Westend. Wie sie das hinkriegt, wollten wir unbedingt von ihr wissen! Und erfuhren die Geschichte einer Frau, die eine Weile gebraucht hat, ihren Traumberuf zu finden, und sich nun bei uns wirklich „angekommen“ fühlt.
Eigentlich hatte ich zwei Kinder geplant, dann wäre es einfacher gewesen, aber nun möchte ich keines der vier missen! Zusätzliche Herausforderungen haben wir dadurch, dass mein Partner selbstständig und mein Sohn in der Pubertät und ein so genannter „atypischer Autist“ ist und besondere Aufmerksamkeit braucht.
Aber wenn der Dienstplan frühzeitig kommt, funktioniert es! Mein Partner organisiert seine Kundentermine um meine Schichten herum. Wenn ich Spätdienst habe, koche ich vorher, damit meine Familie das Essen nur noch aufwärmen muss. Ich versuche, die Kinder zum Mithelfen zu motivieren, was aber nicht ganz einfach ist.
Ich habe in der Pflege meine Berufung gefunden – und in der Geriatrie der DRK Kliniken Berlin Westend eine zweite Familie! Obwohl mein Weg recht seltsam war. Ich habe in meinem Leben viel ausprobiert und war nirgendwo so richtig glücklich. Zuerst habe ich eine Ausbildung als Bäckereifachverkäuferin angefangen, dann war ich Reinigungskraft im Krankenhaus und viermal in Elternzeit.
Danach wollte ich Erzieherin werden und habe mit der vorbereitenden Ausbildung als Sozialassistentin angefangen. Eine Lehrerin aus dem Pflegeunterricht meinte zu mir: „Du bist so interessiert an den Inhalten dieses Fachs, Du musst in die Pflege kommen!“ Das wollte ich eigentlich nicht, aber beim Praxiseinsatz in der Kita habe ich gemerkt, dass das auch nichts für mich ist. Also habe ich dann doch eine Pflegeausbildung in einer Altenpflegeeinrichtung begonnen – und es war endlich meins!
Wenn ich nachdenke, habe ich eigentlich schon immer das Gefühl gehabt, anderen Menschen helfen zu wollen. Wenn mein Bruder sich mit seinem Kumpel geprügelt hat, bin ich dazwischen gegangen. Von den Negativschlagzeilen über die Pflege lasse ich mich nicht runterziehen. Die Medienberichte zeigen sowieso immer nur ein sehr gestückeltes Bild. Entweder man liebt den Beruf oder nicht!
Hier geht’s zu Deinem neuen Job als Altenpfleger*in / Altenpflegefachkraft in Sandras Team auf der Geriatrie / Alterstraumatologie der DRK Kliniken Berlin Westend!
Die Menschen kommen meist sehr krank hierher und bleiben zwei Wochen für eine Komplexbehandlung bei uns. Es ist schön zu beobachten, wie es ihnen langsam bessergeht, wie sie Vertrauen gewinnen und sich auf mich freuen. Während der Ausbildung im Altenheim bin ich häufig angeeckt, weil ich mir die Zeit genommen habe, den Senior*innen zuzuhören. Aber meiner Meinung nach macht das Argument: „Dafür ist keine Zeit“ überhaupt keinen Sinn. Denn wenn jemand kein Vertrauen zu Dir hat, kostet es in schwierigen Situationen wie akuten Zustandsverschlechterungen viel mehr Zeit, ihn zur Kooperation zu bewegen, als wenn man von Anfang an auf ein gutes Verhältnis achtet.
Ich denke da zum Beispiel an eine Bewohnerin, die schon sehr viele Operationen hinter sich hatte. Nun erfuhr sie, dass sie schon wieder an derselben Körperstelle operiert werden musste, und fiel in eine Depression. Die anderen Pflegekräfte im Team wussten nicht mehr, was sie mit ihr machen sollten. Ich habe mich dann zu ihr gesetzt und einfach mal zugehört – und dann ging es auch wieder. Ist doch klar, dass sie so eine Hiobsbotschaft erstmal verarbeiten musste! Man braucht einfach Einfühlungsvermögen in unserem Beruf.
Es geht hier viel herzlicher zu als in anderen Krankenhäusern. Man gibt mir hier die Zeit, die ich brauche, um Dinge zu lernen. Denn im Altenheim haben wir höchstens mal jemandem einen Katheter gelegt, aber die ganzen Infusionen, die Medikamente, die Gespräche mit den Ärzt*innen – das ist neu für mich. Wenn ich unsicher bin, gibt es hier immer jemanden, der sagt: „Komm, ich zeig’s Dir nochmal!“ Schon bei der Hospitation hatte ich ein positives Gefühl. Die stellvertretende Abteilungsleiterin und eine Schwester aus dem Team haben gefragt: „Was möchtest Du wissen?“, „Komm, ich zeig Dir alles!“
Am liebsten mache ich Spät- und Nachtdienst, weil ich nicht so ein Frühaufsteher bin. Andererseits lernt man im Frühdienst mehr. Man erlebt die Übergabe mit den Ärzt*innen und Therapeut*innen mit. Im Spätdienst ruft man höchstens nochmal den Arzt, wenn es ein Problem gibt. Für den Einstieg ist es also super, wenn man morgens dabei ist und viel Input bekommt.
Ich kann wirklich aus vollem Herzen sagen: „Hier bin ich angekommen!“ Eigentlich war ich nach der Ausbildung kurz davor, mit meinem Partner und den Kindern nach Österreich zu ziehen. Wir haben uns beide in die Berge verliebt! Ich komme sowieso vom Dorf und bin nur wegen meines Mannes mit 22 nach Berlin gezogen. Aber jetzt bleibe ich hier. Im nächsten Frühjahr möchte ich den Praxisanleiterkurs machen!
Interview: DRK Kliniken Berlin / Maja Schäfer
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