Wundexpertin Belgin war 2023 im Erdbebengebiet in der Türkei im Einsatz, davon hatten wir euch schon berichtet. Wie sie ihre erschütternden Erlebnisse verarbeitet hat, erfahrt ihr im Rahmen unserer neuen Arbeitgeberkampagne „Du bedeutest uns was“. Denn Belgin hat zum Fotoshooting ihr Tagebuch mitgebracht. Wir hatten unsere Kolleg*innen gebeten, einen Gegenstand mitzubringen, zu dem sie eine Geschichte erzählen können, die sie geprägt hat.
Das rote Notizbuch hat mir mein Mann zum 39. Geburtstag geschenkt. Weil ich es so schön fand, habe ich es lange nicht benutzt und auf eine besondere Gelegenheit gewartet. Es war wohl sein Schicksal, dass es mein Erdbebentagebuch wird. Ich habe es in der Türkei begonnen und noch zwei Monate nach meinem Einsatz weitergeführt. Es hat mir sehr dabei geholfen, meine Erlebnisse zu verarbeiten. Jeden Tag habe ich hineingeschrieben, wie meine Gefühlslage war. Es war wie ein Gespräch mit mir selber, ein wichtiger Ausgleich. Und es soll auch verhindern, dass ich vergesse, was geschehen ist.
Ja, das ist sehr wichtig. Ich habe eine Kurzzeittherapie gemacht. Meine Familienmitglieder lesen in meinem Tagebuch, soweit sie meine Handschrift lesen können, und sie haben mir sehr geholfen. Aber die Familie reagiert eher emotional. Und alles kann ich ihnen nicht erzählen, denn als Mutter muss ich stark sein. Radikale Dinge habe ich verschwiegen, um meine Angehörigen nicht zu belasten. Professionelle Gespräche außerhalb der Familie sind etwas ganz anderes. Ich konnte mich gehen lassen. Die Therapeutin hat zugehört, mir aber auch konkrete Empfehlungen gegeben, wie ich besser mit meinen Gefühlen umgehen kann.
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Ich möchte jungen Menschen die Botschaft senden, dass Pflege etwas Schönes ist. Man kann Menschen helfen. Es ist ein vielfältiger Beruf, den man nicht nur im Krankenhaus ausüben kann. Wir haben einen Pflegenotstand in Deutschland und brauchen Nachwuchs, aber letztendlich steht einem die ganze Welt offen, um seine Fähigkeiten einzusetzen!
Ich habe drei Töchter großgezogen und verstehe die junge Generation. Sie leben nicht mehr in einer Welt mit Telefon am Kabel, sondern haben ihr Handy, in dem alles ständig präsent ist. Das ist für sie sehr wichtig. Trotzdem muss ich den Auszubildenden im Team sagen, dass man in der Pflege einen Rundumblick entwickeln muss. Man kann nicht nur seine zugeteilte Aufgabe machen und dann am Handy hängen. Man muss ständig schauen, was die Patient*innen brauchen, wie man den Kolleg*innen helfen kann, was man schon vorbereiten kann, damit es später keinen Stress gibt. Das gelingt mir selbst auch nicht immer. Ich habe den Eindruck, wenn ich da ehrlich bin und nicht so schroff mit dem Nachwuchs umgehe, dann berappeln sich die jungen Leute auch schnell.
Da hat sich viel verändert. Die internistisch-diabetologische und die gefäßchirurgische Station wurden zusammengelegt, wir sind von Station 8 auf Station 4 umgezogen. Das war sinnvoll, weil auf den Stationen Patient*innen mit demselben Krankheitsbild landeten. Aber für das Pflegeteam bedeutet es, dass wir mehr Patient*innen zu betreuen haben, mehr Aufnahmen und Entlassungen abwickeln müssen. Es gibt mehr Operationen vorzubereiten und die ersten Patient*innen stehen schon um sechs Uhr morgens für ihren Eingriff auf der Matte. Wir bereiten sie vor, beruhigen sie, wenn sie vor Aufregung einen hohen Blutdruck haben. Es entstehen mehr Stresssituationen, aus denen man sich nicht mal eben herausziehen kann. Man muss in diese neuen Abläufe erstmal reinkommen.
Zum Glück haben wir ein tolles, starkes Team. Das ist das A und O. Für mich ist die Arbeitsfamilie meine zweite Familie. Ohne den Zusammenhalt mit meinen lieben Kolleg*innen würde vieles auseinanderbrechen.
Interview: DRK Kliniken Berlin / Maja Schäfer
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