Welchen Wunsch erfüllt Nasrettin Gülcan?

Welches Figürchen hast Du zum Fotoshooting mitgebracht und was verrät es über Dich?

Nasrettin Hoca ist ein Protagonist humoristischer Prosa aus der osmanischen Zeit. Als ich die Figur vor 20 Jahren von einem Verwandten geschenkt bekam, habe ich mir selbst versprochen: „Wenn ich es schaffen werde, in einem Krankenhaus einen Beratungsberuf zu bekommen, bekommt diese Figur einen Platz auf meinem Schreibtisch!“ Wenig später bekam ich meinen ersten Job und seitdem hat Nasrettin Hoca in jedem Büro auf meinem Schreibtisch gestanden.

Warum hast Du Dich als Arbeitgeberbotschafterin zur Verfügung gestellt?

Ich setze mich ohnehin schon sehr öffentlich für meine Themen ein, z.B. auf meinem Instagram-Kanal @diabetesberaterin_guelcan, auf LinkedIn, in Publikationen der Deutschen Diabetes Gesellschaft und auf anderen Kanälen. Dort kläre ich über Themen wie „Ramadan mit Diabetes“ auf und bringe muslimischen Mitbürger*innen eine gesunde Ernährung näher. Der Prophet rät, den Magen mit einem Drittel Essen, einem Drittel Wasser zu füllen und ein Drittel Luft zu lassen. Das ist auch heute eine gute Faustregel.

Warum interessierst Du Dich so für Ernährung und bist Diabetesberaterin geworden?

Als Migrantenkind musste ich schon mit acht Jahren meinen Eltern ständig die Zutatenlisten deutscher Lebensmittel übersetzen, weil sie sicherstellen wollten, dass kein Schweinefleisch enthalten war, selbst aber kein Deutsch konnten. Ich habe damals angefangen, mich zu fragen, was es mit den anderen Zutaten und Zusatzstoffen auf sich hat.

Ich habe mich also praktisch schon immer für Ernährung interessiert. Im Berufsinformationszentrum habe ich die Informationen zu den Berufen in diesem Bereich gefunden und nach der Schule die dreijährige Ausbildung zur Diätassistentin gemacht. Um meine Chancen für den beruflichen Wiedereinstieg nach der Familienphase zu verbessern, habe ich die einjährige Weiterbildung zur Diabetesberaterin absolviert. Ich war die erste türkisch sprechende Diabetesberaterin in ganz Berlin, darauf bin ich stolz!

Wie ist es, in den DRK Kliniken Berlin Mitte zu arbeiten?

Manchmal kann ich mein Glück nicht fassen, wie schön hier alles ist! Hier habe ich von der Chefin bis zu den Krankenpfleger*innen tolle Kolleg*innen, das Haus ist sehr harmonisch, jeder kennt jeden: Wir sind klein, aber cool!

Im Wedding fühle ich mich zu Hause. Hier gibt es den Bedarf nach Diabetesberatung auf Türkisch, ich kann meine Sprachkenntnisse einsetzen. Aber das Wichtigste ist, dass man mich so annimmt, wie ich bin. Ich mag es, dass sich alle freuen und rufen: „Hallo Gülcan, wie geht’s?“, wenn ich durch die Gänge gehe. Oder wenn sie mich um Rat fragen.

Interview: DRK Kliniken Berlin / Maja Schäfer