„Den Menschen hinter der Erkrankung sehen“: Paul, Pflegefachassistent in Ausbildung

Das ist mal eine interessante berufliche Entscheidung: Unser Azubi Paul (auf dem Foto mit unserem TikTokker Luke) hat zuerst die Ausbildung zum Pflegefachmann bei uns angefangen. Aber dann ist ihm etwas aufgefallen, das ihn veranlasst hat, lieber in die kürzere Ausbildung zum Pflegefachassistenten zu wechseln. Da wird er zwar später etwas weniger Geld verdienen, aber dafür zufriedener sein, da ist er ganz sicher. Wieso, weshalb, warum? Das lest ihr hier.

Kannst Du Dich für den Anfang kurz vorstellen?

Hi, ich bin Paul und mache die 18-monatige Ausbildung zum Pflegefachassistenten. Ich bin gerade im ersten Semester, noch in der Probezeit. Ich hatte schon einen Theorie- und einen Praxisblock und habe im Vorfeld auch schon im Krankenhaus gearbeitet. Jetzt bin ich gerade in der Schule, aber freue mich schon darauf, nächste Woche wieder zu arbeiten.

Warum hast Du Dich für eine Ausbildung bei den DRK Kliniken Berlin entschieden?

Durch die Erzählungen einer Freundin ist bei mir schon während des Abiturs der Wunsch entstanden, im Pflegebereich zu arbeiten. Ich habe lange Zeit in der Schweiz gelebt und dort ein Praktikum in einer psychiatrischen Klinik gemacht. Das war super interessant. Nach der Schule bin ich nach Berlin gekommen – es hat mich einfach in die Großstadt gezogen. Meine Wahl ist aus zwei Gründen auf die DRK Kliniken Berlin gefallen: aufgrund der Gemeinnützigkeit und der spannenden Historie der DRK-Schwesternschaft Berlin.

In Deine jetzige Ausbildung bist Du ja über einen kleinen Umweg gekommen…

Genau. Meine erste Bewerbung war für die Ausbildung zum Pflegefachmann. Nach einem Monat Praxis war ich aber unglücklich und konnte das erstmal nicht ganz zuordnen, weil mir die Arbeit an sich ja sehr Spaß macht – ein kurzer Krisenmoment. Als Pflegefachkraft hast Du viel mit dem PC zu tun, man muss dokumentieren, Berichte schreiben – es ist ein starker Fokus auf das Organisatorische, was natürlich auch total wichtig ist um den Betriebsablauf sicherzustellen.

Mir persönlich ist es wichtig, den Menschen hinter der Erkrankung zu sehen. Als Azubi hat man dafür noch mehr Raum. Die Fachkräfte sagen einem: „Jetzt habt ihr noch die Zeit. Redet mit den Leuten.“ Weil ich auch nach der Ausbildung noch Zeit dafür haben möchte, habe ich mich dazu entschieden, in die Ausbildung zum Pflegefachassistenten zu wechseln. Da ist man viel näher an den Patient*innen dran. Dadurch, dass wir die Grundpflege durchführen, haben wir mehr Raum und Zeit, um uns mit den Patient*innen auseinanderzusetzen.

Natürlich gibt es gehaltstechnisch einen Unterschied, aber für mich liegt der völlig im Rahmen. Außerdem lässt sich das Gehalt auch durch Nachtschichten anheben. Um die Zeit bis zum Start der neuen Ausbildung zu überbrücken, habe ich die Möglichkeit bekommen, sieben Monate als ungelernter Helfer zu arbeiten.

Wie sind die Theorie- und Praxisphasen in der Ausbildung aufgebaut?

Sie finden im Wechsel statt – vom Umfang her ganz unterschiedlich. Der erste Theorieblock war dreieinhalb Wochen lang, dann folgten fast fünf Wochen Praxis. Aktuell sind es wieder drei Wochen in der Schule. In der Praxis lernt man verschiedene Teilbereiche kennen. Es gibt die Akutpflege, die stationäre Langzeitpflege und die ambulante Pflege. Die Praxiskoordinator*innen sind dafür da, die Wechsel zu koordinieren und zu organisieren. Daher kann es auch mal sein, dass man nur zwei Wochen auf einer Station ist – oder halt fünf.

Mach’s wie Paul! Alle Informationen und das Bewerbungsformular für die Ausbildung als Pflegefachassistent*in findest Du hier.

Wir haben ja unser eigenes Bildungszentrum an Standort Westend…

Ja, das sehe ich wirklich als Vorteil an. Meine Praxisphasen habe ich am Standort in Mitte. Der Theorieunterricht ist im biz Bildungszentrum für Pflegeberufe der DRK-Schwesternschaft Berlin in Westend.  Dadurch, dass alles zu den DRK Kliniken Berlin gehört, ist es organisatorisch so viel einfacher! Das sieht man auch im direkten Vergleich, wenn externe Azubis für ihre Praxisphasen zu uns kommen. Dann müssen z.B. auch die Praxisanleiter*innen dieser Azubis in unser Krankenhaus kommen. Auch wenn es um Prüfungssituationen geht, haben wir den Vorteil, dass die Kommunikation innerhalb des Unternehmens einfacher und direkter ist. Es wird von allen Ebenen darauf geachtet, dass alle nötigen Materialien und Dokumente vor Ort sind – und sollte doch was fehlen, ist der Weg nicht weit

Wie sieht ein klassischer Praxistag als Azubi aus?

Das ist schwierig zu sagen, da es nicht den klassischen Praxistag gibt. Aber natürlich wird zum Anfang immer die Station übergeben. Das bedeutet, dass das Pflegeteam aus der Schicht vorher dem nachfolgenden Team erklärt, welche besonderen Vorkommnisse oder neuen Anweisungen es gegeben hat. Materialien werden zurechtgelegt und Wägen und Flächen desinfiziert.

Im Frühdienst wird dann mit der Morgenrunde gestartet, Vitalwerte der Patient*innen werden durchgemessen, wir fragen nach dem Befinden und klären einige organisatorische Sachen. Auch unterstützten wir die Patient*innen bei der Körperpflege und bei der Nahrungsaufnahme, je nachdem, welchen Bedarf der Mensch hat. Dann kommt es natürlich auch darauf an, welchen Schwerpunkt die Station hat. Ist es eine chirurgische Station, dann gehört auch die OP-Vorbereitung dazu.

Was sind schwierige Momente in der Ausbildung?

Es gibt immer wieder schwierige Momente. Ganz klassisch ist der erste Notfall. Mache erleben das lange nicht – bei mir ist es gleich in der ersten Woche passiert. Das war eine wirklich brenzlige Situation. Zum Glück hat es die Patientin geschafft. Auch ist es schwierig, Patient*innen zu haben, die wirklich schwer erkrankt sind und bei denen die Therapie nicht anschlägt. Da muss man ganz sensibel auf den Menschen zugehen und sich in Gesprächen herantasten, um herauszufinden, was ihm oder ihr noch helfen könnte. Das kann die Verordnung einer psychosozialen Unterstützung sein, aber auch teilweise ganz simple Sachen wie ein gemeinsamer Spaziergang an der frischen Luft.

Was sind besonders schöne Momente in der Ausbildung?

Die Kommunikation mit den Patienten*innen. Man hat ja eigentlich keinen persönlichen Bezug zueinander. Wenn es dann um Teilkörperpflege geht, trägt man als Pflegekraft eine große Verantwortung. Es ist wichtig, darauf zu achten, den Patient*innen alle Berührungen anzusagen und sie dabei mitzunehmen, egal wie kognitiv eingeschränkt die Person sein mag:  „Ich wasche jetzt Deinen linken Arm. Da kommt ein Waschlappen, nicht erschrecken, der ist nass.“ Diese Methoden schützen die Intimsphäre und respektieren den Selbstwert des Menschen. Und wenn man es schafft, in dieser Situation mit dem*r Patient*in auf Augenhöhe zu bleiben, können das durchaus tolle Gespräche sehr schöne Momente sein.

Wer ist in den Praxisphasen für euch da?

Das sind die Praxisanleiter*innen. Das sind Pflegefachkräfte, die eine Weiterbildung gemacht haben und neben ihrem normalen Stationsalltag die Azubis anleiten. Sie sind dazu befugt, die erledigten Arbeiten von uns im Dokumentationsprogramm abzuhaken. Es gibt auch noch die Zentralen Praxisanleiter*innen. Sie arbeiten nicht auf der Station und sind wirklich nur für die Azubibetreuung und Organisation zuständig.

Welche Tipps hast Du für künftige Azubis?

Ich würde jeder*m Interessierten an der Ausbildung zum*r Pflegefachassistent*in ein Praktikum in einem Pflegeheim empfehlen. Gängig sind ja Praktika in Krankenhäusern. Im Pflegeheim jedoch haben alle Bewohner*innen einen hohen Pflegebedarf, da bekommt man einen viel besseren Einblick, was eigentlich Pflege heißt. Und es lässt sich ein ganz anderer Bezug herstellen, da die Menschen dort dauerhaft leben. Klar habe ich auch eine schöne Zeit mit den Patient*innen, die relativ selbstständig sind, aber die richtige Expertise braucht man für die Pflegebedürftigen.

piotr.rydel, am 09. August 2024
Ausbildung
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