„Man ist immer unter Strom“: ein Jahr ATA-Ausbildung für Lisanne, Anton und Annabell - DRK Kliniken Berlin Jobs Karriere

„Man ist immer unter Strom“: ein Jahr ATA-Ausbildung für Lisanne, Anton und Annabell

Kinder, wie schnell die Zeit vergeht! Schon ist für die allerersten ATA-Azubis bei den DRK Kliniken Berlin Westend das erste Jahr ihrer Ausbildung vorbei. Im Mai 2022 hatten euch Anton, Lisanne und Annabell im Karriereblog erzählt, warum sie sich für den Beruf des Anästhesietechnischen Assistenten entschieden und was sie vorher gemacht haben. Jetzt haben wir sie gefragt, was sie inzwischen in unserem OP und Aufwachraum alles erlebt haben und ob ihre Entscheidung die richtige war.

Vom jungen Küken zum alten Hasen

Pflegedienstleiterin Martina ist zum Jubiläum höchstpersönlich vorbeigekommen. „Jetzt sind Sie nicht mehr die jungen Küken, sondern schon die alten Hasen“, scherzt sie. „Welchen Tipp würden Sie denn den nächsten ATA-Azubis geben, deren Ausbildung in Kürze beginnt?“ Da müssen die drei nicht lange überlegen. „Man muss geduldig sein“, meint Lisanne. „Ich war am Anfang sehr unruhig, wollte am liebsten gleich am ersten Tag mit anfassen, aber ich wusste nicht, was ich machen soll. Es dauert einfach.“ Annabell bestätigt: „Ja, bloß nicht verzweifeln!“

Die 23-Jährige hatte nach dem Abitur zuerst eine Ausbildung zur Pharmazeutisch-Technischen Assistentin angefangen, doch die war ihr zu trocken gewesen. Wie geht es ihr heute mit der Entscheidung, die erste Ausbildung abzubrechen und als Anästhesietechnische Assistentin nochmal ganz von vorne anzufangen? „Ich bereue es nicht!“, sagt Annabell. „Ich mag die enge Zusammenarbeit mit den Ärzt*innen in der Anästhesie. Wir übernehmen sehr viel Verantwortung und hier wird einem viel zugetraut. Die erfahrenen Kolleg*innen stehen zwar immer hinter einem, aber sie lassen einen machen. So lernt man sehr schnell sehr viel. Das ist nicht überall so.“

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„Wir haben es am besten!“

Den direkten Vergleich haben unsere Auszubildenden in der Akademie der Gesundheit in Berlin-Buch, wo sie für den Theorieunterricht hingehen und andere Azubis treffen. Lisanne ist allerdings immer froh, wenn der Theorieblock vorbei ist und die Praxis wieder beginnt. Und wie würde sie den Beruf nun beschreiben, den sie lernt? „Es passiert ständig etwas, man ist die ganze Zeit unter Strom und hat erst abends Zeit, sich darauf zu besinnen, was man alles erlebt hat“, meint die 21-Jährige.

Begeistert erzählt sie vom Vortag, als sie bei einer Tracheotomie dabei sein durfte. Das ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem durch einen Schnitt am Hals ein Schlauch (die „Trachealkanüle“) in die Luftröhre gelegt wird, um einen Patienten für die Langzeitbeatmung vorzubereiten. „Das wollte ich schon immer mal in echt sehen, denn im Actionfilm gibt es ja oft die Szene, wo jemand mit einem Kugelschreiber das Loch in den Hals sticht.“

In Wirklichkeit wird es unter Narkose mit dem Skalpell gemacht, aber Action kann es im OP trotzdem geben, zum Beispiel wenn der Patient während der Ausleitung der Anästhesie einen Bronchospasmus bekommt und nicht mehr atmen kann. „Dann ist Stress im Saal“, erinnert sich Lisanne. Auch einen Kaiserschnitt hat sie schon gesehen und findet, das sieht „ganz schön brutal“ aus. Aber es wird ja auch nur dann gemacht, wenn eine natürliche Geburt die Gesundheit von Mutter und Kind gefährden würde.

Höchstens drei Minuten herumsitzen

Einen bis zwei Tage in der Woche sind die Auszubildenden im Aufwachraum im Einsatz, wo die Patient*innen nach der Operation wieder zu sich kommen. „Ich hätte gedacht, dass es da ruhiger zugeht, aber nach dem Dienst bin ich echt platt“, erzählt Lisanne. „Alle Betten sind belegt, die Patient*innen haben Schmerzen, ihre Sauerstoffsättigung oder ihr Blutdruck gehen runter, man sitzt höchstens mal drei Minuten, bevor es wieder etwas gibt, worum man sich kümmern muss.“ Die Flexiblität und Abwechslung zwischen OP und Aufwachraum gefällt ihr sehr gut.

Auch Anton ist zufrieden mit seiner Berufswahl. Das einzige, was ihn stört, ist, dass die Urlaubsplanung fest vorgegeben ist und er sich während der drei Ausbildungsjahre nicht aussuchen kann, wann er verreisen möchte. Pflegedienstleiterin Martina erklärt: „Das liegt daran, dass wir für Sie Ihre internen und externen Praxiseinsätze koordinieren, die für die Ausbildung gesetzlich vorgeschrieben sind. In anderen Ausbildungsstätten müssen Sie sich nebenbei selbst darum kümmern. Das kann sehr anstrengend sein.“

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Endo, Steri, Dronte: Einblicke in andere Abteilungen

Anton war schon in der Endoskopie in Westend, in der Sterilisation in Köpenick und in der Anästhesieabteilung unseres Standortes Mitte im Einsatz. „Ich habe in viel mehr Bereiche des Krankenhauses Einblicke erhalten als ich gedacht hätte“, sagt der 20-Jährige. „Das war je nach Bereich herausfordernd, spannend oder auch ein bisschen langweilig. Ich habe mich jedenfalls immer gefreut, wieder in meine Stammabteilung in den DRK Kliniken Berlin Westend und in den OP zurückzukehren, und wusste umso mehr, was ich dort Gutes habe.“

Aufgefallen ist ihm, dass die Abläufe in anderen Krankenhäusern und anderen Teams anders sind, auch wenn die gleichen Anästhesieverfahren angewandt und die gleichen Medikamente gegeben werden. „Die Kabel sind anders sortiert, die Aufgaben anders verteilt, man muss sich ganz neu darauf einstellen“, so Anton. Der Einsatz in der Endoskopie habe ihm geholfen, besser zu verstehen, was im OP-Saal passiert. Wenn nun eine Leberresektion durchgeführt, also bei einem Patienten ein Teil der Leber entfernt wird, weiß er, wie der Magen-Darm-Trakt funktioniert und warum das sein muss.

Doch das bisher einprägsamste Ereignis während der Ausbildung war für Anton ein Eingriff der Gefäßchirurgie, als einem Diabetes-Patienten der Fuß und ein Teil des Unterschenkels amputiert werden musste. „Ich durfte die amputierten Gliedmaßen halten, das war sehr interessant“, findet der ATA-Azubi. „Ich habe mich nicht geekelt, aber es war irgendwie zu abstrakt als dass ich wirklich verstanden hätte, was da gerade passiert.“

Zwischenfazit: positiv

Nicht nur für die Auszubildenden, sondern auch für Pflegedienstleiterin Martina und Abteilungsleiterin Daniela ist das 1-jährige Jubiläum der ersten ATA-Ausbildung bei den DRK Kliniken Berlin Westend ein Anlass, um ein Zwischenfazit zu ziehen. „Angehende Anästhesietechnische Assistent*innen im Team zu haben, war komplett neu für uns, denn früher haben wir nur Notfall- und Rettungssanitäter*innen in kurzen Praxiseinsätzen begleitet“, erklärt Daniela. „Aber wir sind wirklich super zufrieden mit den dreien, denn sie können nach einem Jahr schon sehr viel und entlasten uns unglaublich.“ Dann dreht sie sich zu Anton, Annabell und Lisanne um und lächelt: „Wir hoffen sehr, dass ihr nach der Ausbildung bei uns bleibt!“

Martina Parow fand es bemerkenswert, dass die Praxisanleiter*innen der Abteilung durch die Betreuung der Auszubildenden einen Motivationsschub erlebt haben. Sie haben wieder richtig Lust auf Anleitung! Kurz gesagt, läuft alles so gut, dass Martina überlegt, einen vierten ATA-Ausbildungsplatz pro Jahr anzubieten. Denn die drei Plätze für 2023 und sogar für 2024 sind schon vergeben. Alle sind gespannt auf die neuen Azubis. „Ich denke, es wird viel bringen, wenn wir als Auszubildende anderen Auszubildenden etwas erklären“, überlegt Anton. „Man lernt doch am besten im Gespräch mit anderen!“

Text: DRK Kliniken Berlin /Maja Schäfer

Aline Creifelds, am 27. April 2023
Ausbildung
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