Meist ist es so, dass langjährige Mitarbeiter:innen den Berufseinsteiger:innen zeigen, wie’s geht. Doch auch umgekehrt können die Generationen voneinander lernen, denn die Nachwuchskräfte bringen frisches Wissen aus der Ausbildung mit! Am 1. März haben unsere Azubis ihre Kolleg:innen auf den Stationen der DRK Kliniken Berlin Köpenick besucht und eine Anleitung zur Benutzung des so genannten „Gleittuches“ gegeben. Ein Bericht.
Direkt zu Beginn des Frühdienstes haben sich zwei kleine Gruppen angehender Pflegefachmänner und Pflegefachfrauen mit den Zentralen Praxisanleiterinnen Annika und Birgit auf dem Weg gemacht. Ausgerüstet mit einem Korb voller blauer Gleittücher, einer großen Tüte Bonbons und einem Bett begeben sie sich in Richtung der Stationen.
Gruppe A geht als erstes zur Zentralen Notaufnahme und Gruppe B in die Endoskopie. Der Plan für heute ist straff – die Auszubildende wollen während ihrer Aktion 22 Stationen besuchen, um den Kollegen eine Anleitung zum Gleittuch zu geben.
Der Spruch „Rutscht’s bei dir?“ hat unsere Mitarbeitenden in den DRK Kliniken Berlin Köpenick schon ein paar Wochen begleitet. „Uns war wichtig, Aufmerksamkeit für unsere Aktion zu bekommen“, erklärt die Zentrale Praxisanleiterin Annika. „Denn es ist heute das erste Mal, dass wir mit Azubis durch das Krankenhaus gehen und die Kolleg:innen anleiten. Um das Interesse und die Neugier zu wecken, haben wir uns einen Spruch überlegt, der nicht sofort verrät, was einen erwarten wird.“
Sie haben im Krankenhaus Flugblätter verteilt und Plakate aufgehängt. Und das hat gut funktioniert. Schon im Aufzug werden wir von einer Kollegin angesprochen. Sie hat heute früh im Intranet von der Aktion gelesen und will uns später auf der Station treffen.
Angekommen auf der Station 7A parken die Azubis das Bett in einem freien Aufenthaltsraum. Zwei Gesundheits- und Krankenpflegerinnen von der Station sind da und bereit für die Anleitung. Einer der Auszubildenden legt sich auf das Bett und spielt den Patienten. Seine Kollegen fangen mit der Beschreibung des Prozederes an und zeigen, wie man den Patienten mit Hilfe des Tuches schnell und einfach bewegen kann.
Dann sind die Fachkräfte dran. Sie dürfen als erstes mit dem „Patienten“ arbeiten und dann auch die Prozedur aus der Patientenperspektive erleben. Das Ziel des Tuches als Hilfsmittel ist sowohl die Entlastung der Körper des Patienten und des Pflegenden als auch eine Vereinfachung des Arbeitsalltags.
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Das blaue Tuch ermöglicht den Patienten, sich mit weniger Aufwand auf dem Bett sowohl von unten nach oben als auch seitlich zu bewegen. „Die Tücher haben wir schon lange auf der Station vorrätig. Sie wurden nur vergessen. Aber jetzt merke ich, wie sie uns helfen können“, erzählt Schwester Kathleen von der Station 7A. „Es ist tatsächlich einfacher und es hilft besonders bei übergewichtigen Patienten. Eine schöne Sache.“
Die Aufgabe der Teilnehmenden ist es jetzt, den anderen Kolleginnen und Kollegen auf der Station zu zeigen, was sie gelernt haben. Nach der Anleitung bekommen sie die süße Belohnung und ein Tuch mit einer ausgedruckten Anleitung. Die Teams müssen die Tücher also nicht erst bestellen und warten, bis sie ankommen, sondern sie können gleich loslegen.
Auf dem Weg zur nächsten Station treffen wir die Pflegedienstleiterin Astrid Weber. Sie ist neugierig, wie die Aktion angenommen wird und bisher verläuft. „Es freut mich, dass es gut ankommt! Das ist ein erster Versuch und wir werden ihn gerne wiederholen“, sagt sie.
Die Azubis scheinen auch viel Spaß an der Aktion zu haben. „Ich habe am Anfang gedacht, dass es nicht klappen würde. Ich war skeptisch. Aber ich wurde positiv überrascht“, berichtet Sarah, zukünftige Pflegefachfrau. An den Erfolg der Anleitung glaubt auch Eric: „Ich denke, dass es sehr geholfen hat, dass die Gesundheits- und Krankenpflegerinnen sich hinlegen und es selbst auch aus der Patientenperspektive ausprobieren konnten.“
Es gibt aber auch eine weniger optimistische Stimme: „Ich befürchte, dass die Kolleg:innen die Tücher trotzdem nicht benutzen werden, weil es einfacher ist, wie immer zu pflegen“, sagt die angehende Pflegefachfrau Kyra. Ihre Kollegin Leonie hat aber eine Idee, wie sich das verhindern lässt: „Die Tücher sollten immer am Bett liegen. Sie müssen greifbereit sein, damit sie benutzt werden.“ Die Zentrale Praxisanleiterin Annika greift die Idee auf: „Wir können sie in den Pflegewagen legen. Das lässt sich machen!“
Auch auf der Station 8A wurden zwei Freiwillige für die Anleitung ausgewählt. „Die zwei lernen sehr schnell und werden danach ihr Wissen gut an die Kolleg:innen vermitteln“, sagte die Abteilungsleiterin. Kurz danach beginnt im Aufenthaltsraum die Anleitung. Die Anleitungen finden in sehr kleinen Gruppen statt und sind sehr individuell. Auf Abstand und Hygiene wird geachtet. „Ziel ist es, die Gelenke der Patient:innen zu schonen – und auch unsere Gesundheit“, sagt der angehende Pflegefachmann Eric. „Es ist aber auch einfach angenehmer für die Patient:innen.“
Seine Kollegin spielt jetzt die Patientin. Zuerst zeigen die Azubis, wie es geht, und gleich danach sind Kolleg:innen aus der Station dran. Die Patientin verschränkt ihre Arme, die Kollegen halten sie sicher an der Schulter und an der Hüfte und auf drei geht’s los. „Es geht wirklich einfach und ist selbsterklärend“, findet der Pflegepraktikant aus der Station 8A. „Ein weiterer Vorteil des Tuches ist, dass man es ganz einfach reinigen kann. Entweder abwischen oder bei 60 Grad waschen“, fügt die Auszubildende Helena hinzu.
Wie ist eigentlich die Aktion entstanden? „Ich habe mich mit einer Kollegin auf der Station über die Gleittücher unterhalten. Sie sagte damals, dass sie sie gerne benutzen würde, aber nicht genau weiß, wie es funktioniert. Sie brauche eine Anleitung“, erzählt die Zentrale Praxisanleiterin Birgit. „Die Idee für die Aktion ist dann innerhalb von 10 Minuten entstanden. Wir sind zur Pflegedienstleiterin gegangen und haben ihre volle Unterstützung bekommen. Und heute starten wir damit!“
Astrid Weber war bereits für das Thema sensibilisiert, da im Rahmen der Podiumsdiskussion der biz Pflegekonferenz in unserem Bildungszentrum darüber gesprochen wurde, dem Thema generationsübergreifendes Arbeiten mehr Raum zu geben. Die Auszubildenden wünschten sich die Möglichkeit, ihr aktuelles Fachwissen direkt an langjährige Pflegekräfte weiterzugeben.
Alle dürfen an der Aktion teilnehmen. „Ich habe eine Liste von Fachabteilungen gemacht, die es interessieren könnte. Dann habe ich angefragt und heute besuchen wir die, die sich bereit erklärt haben“, erzählt Annika. „Wir haben aber auch schon z.B. von den Physiotherapeut:innen gehört, dass sie an einer Anleitung interessiert sind.“
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Nach über drei Stunden sind die ersten zwei Gruppen von Azubis mit ihrem heutigen Einsatz fertig. Wie haben sie die Aktion empfunden? „Es war schon etwas anderes, den erfahrenen Kolleg:innen etwas zeigen zu können. Ich fand es interessant“, sagt Eric. „Ich werde gerne auch in Zukunft bei so etwas mitmachen. Es hat mir heute echt gefallen“, berichtet Leonie.
Auch die Zentralen Praxisanleiterinnen sind bis jetzt zufrieden. „Ich finde es sehr gut für die Azubis. Am Anfang war es für sie schwierig, sich in der Rolle der Lehrenden zurecht zu finden. Aber es hat nicht lange gedauert, dann lief es sehr gut“, sagt Birgit. „Manchmal habe ich mir nur gewünscht, dass mehr Pflegefachkräfte von den Stationen mitmachen würden, aber ich bin bisher zufrieden. Das ist unsere erste Aktion, aber mit Sicherheit nicht die letzte!“
„Wir haben ein gutes Feedback von den Kolleg:innen bekommen“, fügt Annika hinzu. „In der Rettungsstelle waren sie davon so begeistert, dass sie den ganzen heutigen Tag das Tuch ausprobieren wollen. Dass die Auszubildenden ihre Erfahrungen den Kolleg:innen auf den Stationen zeigen konnten, war für sie motivierend. Sie wollen bei weiteren Aktionen mitmachen und haben uns auch die Ideen genannt. Jetzt müssen wir den Bedarf prüfen und weitere Anleitungen anbieten.“
Für heute sind noch Besuche auf acht weiteren Stationen geplant. Die werden nach der Pause von zwei weiteren Gruppen der Auszubildenden übernommen. Noch bevor sich die ersten Azubis verabschieden, kommt Astrid Weber zu der Gruppe. „Es war ein super Start!“, sagt die Pflegedienstleiterin. „Ich komme gerade aus einer Konferenz und habe dort gehört, dass die Aktion sehr gut angenommen wurde. Dankeschön für euren Einsatz!“ Ein kleines Überraschungsgeschenk gab es zum Schluss auch noch!
Text: DRK Kliniken Berlin / Katarzyna Marek-Pokorny
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