„Dieselben guten Bedingungen für alle Auszubildenden“: Sarah und Karina, Schulsozialarbeiterinnen

In den ersten Monaten der Ausbildung können vielleicht noch die Familie oder Freunde bei Problemen helfen, aber irgendwann sind auch die besten persönlichen Berater*innen überfragt. Dann muss man erwachsen werden und sich alleine kümmern. Zum Glück gibt es seit rund einem halben Jahr unsere beiden Sozialarbeiterinnen Karina (links) und Sarah im biz Bildungszentrum der DRK Schwesternschaft Berlin e.V.. Für wen sie ein offenes Ohr haben und welche Pläne sie für die Zukunft schmieden, erfahrt ihr im Interview.

Mit welchem Background seid ihr zu den DRK Kliniken Berlin gekommen?

Karina: Ich bin studierte Sozialpädagogin mit dem Schwerpunkt Jugendhilfe und habe auch viel in diesem Bereich gearbeitet. Ich habe Familien beraten und Kinder in schwierigen Familiensituationen unterstützt und begleitet. Unter anderem war ich in der Jugendgerichtshilfe tätig. Die Sozialarbeit ist sehr abwechslungsreich, aber irgendwann spezialisiert man sich. Ich hatte Lust, mich neuen Aufgaben zu stellen, und habe die Ausschreibung des biz Bildungszentrums gesehen. Mich haben der Arbeitgeberfilm der DRK Kliniken Berlin und die vielen Berichte über die Mitarbeitenden überzeugt. Das wirkte auf mich nach einem sehr sympathischen Arbeitsumfeld! Und seit Februar dieses Jahres bin ich hier selbst Mitarbeiterin.

Sarah: Ich habe erst Ethnologie und anschließend Sozialarbeit studiert und war lange Zeit in der Migrationsarbeit- und beratung tätig. Anschließend habe ich psychisch kranke Migrantinnen in der Einzelfallhilfe betreut. Ich wollte nun etwas Neues ausprobieren und mich weiterentwickeln. Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung bin ich über eure Karriereseite „gestolpert“. Die persönliche Ansprache in der Stellenbeschreibung hat mich begeistert. Auch die Rückmeldung nach meinem Bewerbungseingang per Video war toll – das kannte ich aus anderen Bewerbungsprozessen so überhaupt noch nicht. Seit April bin ich nun hier im Bildungszentrum und darf meine Ideen und Visionen mit einbringen.

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Welche Aufgaben habt ihr?

Karina: Aktuell befinden wir uns noch in der Aufbauphase. Das Berliner Pflegegesetz schreibt seit letztem Jahr vor, an den Ausbildungsstätten Sozialarbeiter*innen einzusetzen, die sich um die Auszubildenden kümmern. Hier im Bildungszentrum wurde schon vorher eine Sozialarbeiterin mit einer halben Stelle beschäftigt. Die Kapazitäten wurden nun um 150% aufgestockt, was uns natürlich viel mehr Möglichkeiten bietet. Wir möchten nicht nur beratend tätig sein, sondern wir wünschen uns einen aktiven Kontakt und Austausch mit den Auszubildenden, um ein Vertrauensverhältnis zu schaffen.

Für viele stellt es eine große Hürde dar, mit ihren Problemen auf fremde Menschen zuzugehen. Unser erster Schritt ist daher, bei Besuchen in den Kursen und über verschiedene Angebote oder Aktionen erst einmal wahrgenommen zu werden und Kontakt herzustellen. Wir bieten zum Beispiel seit neuestem ein Müslifrühstück jeden ersten Donnerstag bei uns im biz an. Die Auszubildenden können einfach zu uns kommen und frühstücken. So haben wir außerhalb des Unterrichts eine Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Sarah: Wir gehen generell zu Beginn neuer Kurse mit in den Unterricht und stellen uns den Auszubildenden vor. Aber auch zu schwierigen Themen oder zu thematisch passenden Themen aus dem Kommunikationsbereich können wir auf Anfrage der Lehrenden in den Klassen Angebote machen und bieten im Anschluss unsere Unterstützung oder ein offenes Ohr an.

Zudem sehen wir uns als eine Art Korrektiv: Wir wollen allen Auszubildenden dieselben Möglichkeiten bieten. Dafür versuchen wir, neue Angebote zu installieren, Netzwerke innerhalb und außerhalb des Unternehmens zu spannen und zu schauen, bei welchen bestehenden Angeboten Auszubildende andocken können. Wir führen Gespräche mit Beratungsstellen hier im Kiez und an den anderen Standorten, um je nach Bedarf weiterführende Hilfen anbieten zu können.

Benötigen Auszubildende eine andere Ansprache?

Karina: In erster Linie unterscheiden sich die Themen. Unsere Angebote sind speziell auf die Auszubildenden und ihre Bedürfnisse zugeschnitten. Wir beraten, aber geben auch handfeste Unterstützung. So bieten wir zum Beispiel eine Lernberatung und Hilfe bei Prüfungsängsten. Die Angebote richten sich thematisch weniger an den Praxisbereich auf den Stationen, sondern eher an schulische oder auch private Belange. Zum Beispiel: Wie finanziere ich mein Leben, wenn ich in der Ausbildung bin? Wie gehe ich auf Ämter zu? An wen kann ich mich wenden, wenn ich seelische Probleme habe? Welche Leistungen stehen mir zu? Die Spanne ist noch viel breiter. Die Vielfalt an Aufgaben macht die Arbeit für uns sehr spannend und abwechslungsreich. Wir können in Absprache mit der Schulleitung sehr kreativ und selbstbestimmt arbeiten.

Sarah: Wir starten jetzt einfach mit vielen niederschwelligen Angeboten. Ein Projekt nennt sich „aktive Pause“. Die Auszubildenden können sich dafür bei uns Federballspiele, Frisbees, Boule oder verschiedene Ballspiele ausleihen, um etwas aktiver zu werden. Der Anfang lief noch nicht so rund wie wir uns das erhofft haben, also werden wir das jetzt einmal wöchentlich aktiv begleiten und mitmachen.

Karina: Wir versuchen die Auszubildenden aktuell über einen Newsletter per E-Mail zu erreichen und haben einen eigenen Flyer entwickelt. Zudem möchten wir langfristig noch weitere Kommunikationswege etablieren.

Wenn Du jetzt neugierig geworden bist und Interesse an einer Ausbildung bei den DRK Kliniken Berlin hast, findest Du hier alle Informationen über unsere Ausbildungsberufe!

Gibt es Hemmschwellen?

Karina: Es ist schon so, dass die Auszubildenden erstmal so lange wie möglich die Kontakte zur Familie oder auch zu Freunden nutzen, um sich Unterstützung zu holen. Das ist ganz normal. Manchmal haben sie aber keine Unterstützung oder die privaten Kompetenzen zur Beratung reichen dann irgendwann nicht mehr aus und professionelle Hilfe ist notwendig. Das müssen nicht immer riesige Probleme sein, sondern auch bei vermeintlich kleinen Dingen hören wir zu und suchen gemeinsam Lösungen. Auch aus diesem Grund versuchen wir durch viel Präsenz Nähe herzustellen.

Sarah: Ein wichtiges Projekt, um sprachliche Hemmschwellen abzubauen, ist unser neu installierter Berufssprachkurs für Auszubildende mit Migrationshintergrund. Das Projekt finanziert sich aus Mitteln des Bundesministeriums für Migration und Flüchtlinge. Die Auszubildenden erhalten auf freiwilliger Basis einmal wöchentlich eine kostenlose, mehrstündige Unterrichtseinheit, um ihre Sprachkompetenzen zu erweitern. Der Unterricht geht über ihre gesamte Berufsschulzeit und findet am Nachmittag online statt, um eine Vereinbarkeit zwischen Praxisalltag und Berufssprachkurs zu gewährleisten. Aktuell nutzen 16 Auszubildende unser Angebot.

Was ist euch wichtig und was ist noch geplant?

Sarah: Mir ist es besonders wichtig, dass die Auszubildenden neben ihrem anspruchsvollen Praxisalltag und der Theorie auch die Möglichkeit haben, in der Freizeit aktiv zu sein und Angebote wahrzunehmen. Wo sie nicht an das Lernen denken müssen und wo sie abschalten können. Ich denke da an Aktionsnachmittage auf der Aue oder im Schlosspark, an welchen Spaß und Aktivitäten im Fokus stehen sollen.

Karina: Ich möchte die DRK Kliniken Berlin und die Mitarbeitenden noch mehr kennenlernen. Mit unseren direkten Kolleg*innen, den Pädagog*innen des biz, arbeiten wird eng zusammen. Die Kursleitungen schicken uns Auszubildende, wenn sie merken, dass diese Unterstützung benötigen, oder sie begleiten die Auszubildenden zu uns. Unsere Zusammenarbeit möchten wir auch mit anderen Abteilungen des Unternehmens auf- und ausbauen. Ich würde mich zudem sehr freuen, wenn unsere Projekte Kreise in die Praxis ziehen.

Was begeistert euch privat?

Karina: Also ich bin tatsächlich am liebsten in meinem Garten und schnippele und buddele dort vor mich hin. Das ist recht unspektakulär, aber es beruhigt mich und ist wunderschön. Ich bin generell gern draußen in der Natur unterwegs beim Wandern oder auch auf dem Fahrrad. Außerdem gehe ich auch ins Fitnessstudio. Das fällt mir allerdings nicht so leicht, da muss ich den inneren Schweinehund schon sehr überwinden. 😉

Sarah: Die Natur verbindet Karina und mich. Ich setzte das aber etwas anders um. Ich habe einen alten VW Bus und schraube selbst an ihm herum, wenn dann mal wieder was kaputt ist. Das ist ein recht zeit- und geldintensives Hobby aber ich liebe es sehr. Mir wurde das sozusagen in die Wiege gelegt. Mein Papa ist KFZ-Mechaniker und hat mich von klein auf mit in die Werkstatt genommen. Wenn mein Bus dann fährt ;-), bin ich gern mit ihm auf dem Land unterwegs und genieße die Natur oder auch mal den Trubel der Stadt.

Aline Creifelds, am 28. September 2023
Ausbildung, Sozialarbeit
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