„Auf Reisen wurde mir klar, dass ich eine Pflegeausbildung machen will“: Unser 22. Azubi-Marathon in Westend

Zu unserem ersten Azubi-Marathon in diesem Jahr wurden 13 Bewerber*innen eingeladen – Luise, Shirin und Roji sind nur einige von ihnen. Azubi-Marathon bedeutet, dass wir uns einen halben Tag freihalten, um viele Bewerbungsgespräche für unsere Ausbildungsplätze hintereinander zu führen. Da ist man so richtig schön im Thema drin!

Pflegedienstleiterin Martina und Yvo, Zentrale*r Praxisanleiter*in haben sich für jedes Gespräch rund 15 Minuten Zeit eingeplant. Diesmal geht es hauptsächlich um die Ausbildungen als Pflegefachfrau*Pflegefachmann und Pflegefachassistenz.

Nicht nur die Bewerber*innen sind nervös, auch Yvo ist heute zum ersten Mal dabei, um Martina zu unterstützen und den Interessierten einen Einblick in die Praxis zu gewähren. Der Nervenzustand ist „maximal aufgeregt“, laut Yvo. 😉

Eine Stunde Fahrtweg, aber nur, wenn der Bus pünktlich ist

Auf dem Flur wartet schon Luise. Sie ist viel früher da als sie müsste, um ganz pünktlich zu sein. Da die erste Bewerberin, welche für diesen Tag geplant war, leider nicht gekommen ist, hat Luise keine allzu lange Wartezeit. Es ist ihr allererstes Bewerbungsgespräch überhaupt und umso größer ist die Aufregung bei der dunkelhaarigen Zehntklässlerin. „Ich war schon als Patientin hier und da waren alle so super nett zu mir, deshalb dachte ich, eine Ausbildung in der Pflege wäre doch was“ berichtet sie. Luise wohnt in einem Kinder- und Jugendhilfezentrum, und würde jeden Tag eine Stunde mit dem Bus fahren, sollte sie eine Zusage erhalten. Bisher hat sie ein Praktikum bei einem Kinderarzt absolviert. „Da durfte ich nur daneben stehen und leider kaum was selbst machen. Mein zweites Praktikum wird deshalb in einem Altenheim sein, um mehr zu erfahren, was in der Ausbildung auf mich zukommen würde“, so das schüchterne Mädchen.

„Wenn wir beim Vorstellungsgespräch auf der anderen Seite des Tisches sitzen würden, wären wir ebenso aufgeregt!“, versucht Pflegedienstleiterin Martina zu beruhigen. Sie erzählt Luise, dass man vom ersten Tag an intensiv lernt und im Alltag mit den Patient*innen auch manchmal mutig sein muss. Schließlich kann man niemanden einfach waschen oder umlagern, ohne vorher kurz mit ihm gesprochen zu haben. 😉

Nach 14 Tagen weiß man Bescheid

Martina ist schon ein sogenannter „alter Hase“, was die Bewerbungsgespräche angeht, schon 22-mal hat sie den Azubi-Marathon durchgeführt. Mit dabei ist auch immer ein*e Zentrale*r Praxisanleiter*in. Wenn noch nicht erfolgt, wird den Interessierten auch immer ein Praktikum bei den DRK Kliniken Berlin angeboten. Martina berichtet: „Das ist ganz wichtig, um zu wissen, ob man sich so eine körpernahe Arbeit überhaupt für sich vorstellen kann“.

Martina und Yvo informieren die Bewerbenden außerdem darüber, dass man während der Ausbildung schon Nacht- und Wochenenddienste hat und dass man in den drei Jahren der Ausbildung fest verplant ist und nur zu festen Zeiten Urlaub nehmen kann. Natürlich spricht man sich in Ausnahmesituationen im Team ab. Nach den ersten 6 Monaten gibt es dann das „Reflektionscafé“ – das ist eine Veranstaltung, wo die Auszubildenden gemeinsam mit den zentralen Praxisanleiter*innen und Pädagog*innen, das erste halbe Jahr Revue passieren lassen. Es wird geschaut, wo Unterstützung notwendig ist und welche Wünsche die Auszubildenden haben.

Viele Bewerber*innen sind sehr aufgeregt, aber es gibt auch sehr offene oder gar forsche Personen. „Man erlebt hier quasi die ganze Breite der Gesellschaft“, so Martina schmunzelnd.  Spätestens 14 Tage nach dem Bewerbungsgespräch erhält man Bescheid, wie es weitergeht. Ob man eine Absage erhält, genommen wird oder noch bestimmte Auflagen, wie eben ein Praktikum, erfüllen muss.

Nicht nur die Noten, auch den Menschen sehen

Nun ist Shirin an der Reihe. Das 21-jährige, aufgeweckte Mädchen hat schon einiges erlebt und weiß sehr genau was sie möchte: „In die Pflege!“. „Ich habe sehr viele Verwandte gehabt, die leider an schweren Krankheiten gestorben sind. Zuletzt habe ich meine an Parkinson erkrankte Oma gemeinsam mit meiner Mutter bis zu ihrem Tod gepflegt. Mir ist dadurch klar, dass man die Patient*innen zum Beispiel auch waschen muss. Aber auch, dass ein Pflegeberuf das ist, was ich mir für die Zukunft wünsche. Ich möchte Menschen begleiten und helfen.“ Auch Shirins Tante arbeitet in der Pflege. Während deren Ausbildung, hat Shirin oft mit ihr gelernt und mitbekommen, das man auch einiges an Theorie vermittelt bekommt.

Shirin selbst hat ein Zeugnis mit sehr schlechten Noten: „Ein Teil meiner Familie kommt aus einer anderen Kultur, ich durfte teilweise nicht in die Schule und habe viel Gewalt erlebt. Ich habe lange in einer Mädchen WG gewohnt aber jetzt nehme ich mein Leben selbst in die Hand. Ich wünsche mir, dass ich eine Chance bekomme, um mich zu beweisen. Das ist mein erstes Bewerbungsgespräch, woanders wurde ich gar nicht erst eingeladen. Die Einladung der DRK Kliniken Berlin kam an meinem Geburtstag, das ist doch ein gutes Zeichen!“, findet Shirin. Nun wird sie aber erstmal ein dreiwöchiges Praktikum bei den DRK Kliniken Berlin beginnen. „Ich würde auch ein sechs monatiges Praktikum machen, um die Ausbildung als Pflegefachassistenz und später als Pflegefachfrau absolvieren zu können“, lacht sie. Während Shirin ihre Unterlagen von Kerstin, der Assistentin der Pflegedienstleiterin, sichten lässt, wartet draußen im Flur schon die nächste Bewerberin.

Zum Glück haben wir unseren Integrationscoach Manuel

Roji kommt ursprünglich aus Nepal. Den Wunsch nach einer Ausbildung in der Pflege hat sie schon lange. Aktuell spricht das zierliche Mädchen noch in gebrochenem Deutsch, einen Sprachkurs müsste sie also noch nachholen. „Das ist schon wichtig, um sowohl in der theoretischen als auch in der praktischen Ausbildung richtig mitzukommen“, weiß Yvo. Glücklicher Weise wohnt die junge Frau bereits in Berlin mit ihrem Freund. So muss sie sich nicht noch nach einer Wohnung umsehen. Es fehlen noch weitere Unterlagen. Martina begleitet Roji deshalb einmal über den Flur in das Büro von Manuel. Er kümmert sich am Standort Westend als Integrationscoach um unsere ausländischen Bewerber*innen und Pflegkräfte. Auch wenn es bis zum Ausbildungsstart im April recht knapp wird, ist Martina zuversichtlich, dass Roji ihr B2 Sprachzertifikat mit Manuels Unterstützung bald in den Händen halten wird.

Manchmal weiß man sofort, dass es passt

Auf dem Flur wartet inzwischen Janina. Sie ist schon fertig ausgebildete Medizinische Technologin für Laboratoriumsanalytik / MTL und hat zudem auf der Intensivstation eines Krankenhauses als Servicekraft gearbeitet. „Sie möchten nochmal ganz von vorn beginnen?“, wundert sich Pflegedienstleiterin Martina. „Ich hatte ein ganz tolle Ausbildung, aber als es dann mit dem Berufsleben losging, habe ich mich in dem Beruf gar nicht wohl gefühlt. Ich habe mir mehr Kontakt zu anderen Menschen gewünscht“, erzählt Janina. Die blonde junge Frau hat sich dann eine längere Auszeit genommen, um herauszufinden, was sie in ihrem Leben möchte. Sie hat dann auf der Intensivstation die Erfahrung gemacht, dass die Menschen dankbar für ihre Hilfe waren und so hat sie sich jeden Tag auf die Arbeit gefreut.

Anschließend ist sie fünf Monate gereist, in dieser Zeit hat sich der Entschluss, einen Beruf in der Pflege zu ergreifen, gefestigt. „Und deshalb bin ich heute hier“ so Janina. „Findet denn auch die schulische Ausbildung hier am Standort statt? Hat man Praxisanleiter*innen auf den Stationen als Ansprechpartner*innen? Darf man sich zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten auch mal frei nehmen?“ sind nur einige der Fragen, die sie an Martina und Yvo hat. Die beiden berichten, dass der Theorieunterricht in unserem eigenen Bildungszentrum (biz Bildungszentrum für Pflegeberufe der DRK-Schwesternschaft Berlin) stattfinden wird und auf den Stationen immer die Praxisanleiter*innen ansprechbar sind. Zudem bieten die Zentralen Praxisanleiter*innen zwei Mal im Monat eine Sprechstunde an.

„Aber warum möchten Sie zu den DRK Kliniken Berlin?“, möchte nun die Pflegedienstleiterin wissen. „Ich war bereits in meinem Heimatort Ratzeburg beim DRK, das hat mir gut gefallen. Außerdem haben mich die Benefits wie die Notfall-Kinderbetreuung, und die ganzen tollen Videos der Mitarbeitenden auf der Internetseite überzeugt. Die waren total sympathisch“, berichtet Janina.

Pflegedienstleiterin Martina hört gespannt zu und bittet die junge Frau anschließend um kurze Bedenkpause. Während Janina draußen wartet, besprechen sich Yvo und Martina. Beide sind von der jungen Frau angetan und beschließen, ihr direkt einen Ausbildungsvertrag anzubieten! „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir Janina in einigen Jahren auf der Intensivstation wiedersehen, das wäre jetzt mein Bauchgefühl“, so die Pflegedienstleiterin. Und Janina? Sie strahlt einfach nur, während sie darauf wartet, dass Kerstin ihre Unterlagen fertigmacht – natürlich hat sie „ja“ gesagt!

Alle freien Stellen bei den DRK Kliniken Berlin Westend findest Du hier!

Aline Creifelds, am 06. Februar 2023
Ausbildung, Westend
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