Kürzerer Arbeitsweg, mehr Zeit für Hobbies, etwas weniger Action: Bewerber*innen beim Speeddating

Michaela ist vor einem halben Jahr aus persönlichen Gründen nach Berlin-Köpenick gezogen, wo auch ihre Schwester mit Familie wohnt – ganz in die Nähe unseres dortigen Krankenhauses. Einen Job hat sie in einer kirchlichen Einrichtung der ambulanten Pflege in Treptow gefunden, doch der 30minütige Arbeitsweg ist ihr auf Dauer zu weit. Da hatte ihre Nichte eine Idee: „Geh doch mal zum Bewerber Speeddating!“

Tante Ela und das Krankenhaus

Michaelas Nichte Julia ist Gesundheits- und Krankenpflegerin in der Angiologie und Gefäßchirurgie der DRK Kliniken Berlin Köpenick. Obwohl „Tante Ela“ eigentlich nicht im Krankenhaus arbeiten wollte („Ich fahre einfach gerne Auto und bin gerne unterwegs!“), meinte ihre Nichte: „Willst Du es nicht einfach mal versuchen?“

Neben dem kürzeren Arbeitsweg gibt es tatsächlich ein paar gute Gründe: „Ich werde nicht jünger“, sagt Michaela. „Außerdem hätte ich gerne mehr Zeit für meine Hobbies wie Musik hören und schwimmen.“ Nicht zuletzt werden bei ihrem aktuellen Arbeitgeber gerade drei Standorte zusammengeschlossen und mehr Stress und weitere Anfahrtswege zu den Klient*innen sind vorprogrammiert. Also hat Michaela kurzerhand ihre Unterlagen per Schnellbewerbung eingereicht und die Rückmeldung von Pflegedienstleiterin Astrid Weber gar nicht erst abgewartet, sondern ist gleich zum Bewerber Speeddating erschienen.

Mit oder ohne Voranmeldung

Für das vierte Bewerber Speeddating in diesem Jahr gab es vier Voranmeldungen, obwohl man auch einfach so ohne Termin und Unterlagen vorbeikommen kann. Inzwischen hat sich das Format nämlich herumgesprochen. Auch wenn die Terminfindung für Vorstellungsgespräche schwerfällt, weil jemand keinen freien Tag bekommt, schlägt Pflegedienstleiterin Astrid Weber oft ein erstes Kennenlernen am späten Nachmittag beim Speedating vor. Den Kaffee serviert sie persönlich. Michaela trinkt ihn schwarz. „Pflegekräfte, die keinen Kaffee trinken, gibt’s doch gar nicht!“, scherzt sie.

Michaela hat ihre Pflegeausbildung 1989 abgeschlossen und arbeitet seitdem im Pflegeberuf. „Schade finde ich, dass wir heute mehr Zeit mit Schreibkram und am Computer verbringen und weniger Zeit am Bett“, überlegt sie. „Aber gut finde ich, dass wir heute Unterstützung durch verschiedene andere Berufsgruppen haben. Früher habe ich als Krankenschwester alles gemacht, sogar die Stullen fürs Abendbrot geschmiert.“ Dann ist leider keine Zeit mehr zum Plaudern mit dem Recruiting Team, denn Pflegedienstleiterin Astrid Weber hat jetzt Zeit für ein Gespräch mit Michaela. Die beiden (siehe Fotos) verschwinden im Besprechungsraum mit dem gemütlichen Sofa.

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Bitte kein Feld-, Wald- und Wiesenkrankenhaus

Im Warteraum findet sich unterdessen Nina ein. Sie wird im kommenden April ihre Ausbildung als Operationstechnische Assistentin in einem Unfallkrankenhaus abschließen und möchte schon vor der Prüfungsphase ihre erste Festanstellung „safe“ haben. „Ich mag das Gefühl nicht, wenn alles offen ist“, sagt sie. Bei der Auswahl ihres zukünftigen Arbeitgebers geht Nina sehr sorgfältig vor und schaut sich verschiedene Krankenhäuser an. In den DRK Kliniken Berlin Westend war sie auch schon zum Vorstellungsgespräch für einen Job als OTA und zur Besichtigung des OP.

Nina weiß genau, was sie will: Kein Feld-, Wald- und Wiesenkrankenhaus bitte, sondern eins mit einem bekannten Namen. Arbeiten im Zentral OP mit etwas Action („Ich will schon noch was erleben!“), aber nicht mehr so viel davon wie im Moment. „Bei meinem Ausbildungskrankenhaus dauert das normale Programm im OP schon bis in die Nacht und dann kommen jeden Tag bis zu vier Notfälle dazu. Das ist auf Dauer doch anstrengend.“ Ein Umzug schreckt Nina dagegen nicht ab, wenn das Krankenhaus ihrer Wahl zu weit von ihrer Wohnung in Lichtenberg entfernt liegen sollte. „Im Gegenteil, ich hätte sogar ganz gern einen Tapetenwechsel“, sagt sie.

Neue Freunde während der Ausbildung

Wie kam Nina überhaupt auf die Idee, den Beruf der Operationstechnischen Assistentin zu lernen? Aus ihrer Familie ist niemand im Gesundheitswesen tätig, sie kannte die Berufsbezeichnung nicht. Durch Zufall stolperte sie darüber und beim dreiwöchigen Vorpraktikum im OP hat es „Klick“ gemacht: Hier gehört sie hin!

„Allerdings fällt es mir immer noch schwer abzuschalten. Ich merke, dass ich die Erlebnisse, gerade die Notfälle, mit nach Hause nehme“, gesteht Nina. „Dann rede ich mit den anderen Azubis. Die merken sofort, wenn etwas Heftiges passiert ist. Außerdem gibt es dann eine verpflichtende Versammlung mit einem Seelsorger, wo wir mit allen Beteiligten über den Fall sprechen.“

Ninas Freundeskreis hat sich in der Ausbildung verändert, es sind viele OTAs dazugekommen. Zum Glück, denn die Freund*innen von früher und die Familie möchten lieber keine Details aus dem OP hören.

Das Bewerber Speeddating ist keine Massenveranstaltung

Die Tür zum Besprechungsraum geht auf und Michaela kommt heraus. Pflegedienstleiterin Astrid hat die Abteilungsleiterin der Gefäßchirurgie, Sandra, angerufen, damit Michaela sich gleich noch die Station anschauen kann. „Schade, dass meine Nichte heute frei hat!“, ruft die Bewerberin noch, und dann ist sie um die Ecke verschwunden.

Astrid Weber schnappt sich nun die angehende OTA Nina und eine Gesundheits- und Krankenpflegerin mit Zusatzqualifikationen als Study Nurse und Diabetesberaterin, die zufällig auch Michaela heißt 😉 . So ist das beim Bewerber Speeddating: Man muss flexibel sein. Je nachdem, wie viele Bewerber*innen warten, hat die PDL manchmal genauso viel Zeit für einzelne Personen wie bei normalen Vorstellungsterminen und manchmal gibt es eher ein kürzeres Kennenlernen oder Gruppengespräche. Aber jedenfalls ist es keine ungemütliche Massenveranstaltung mit hundert Personen in einem großen Raum und fünfminütigen Zeitslots für jede*n Bewerber*in, wie Nina befürchtet hatte!

Verbesserungsvorschläge für das Karriereportal

Gesprächsinhalt ist oft auch das Gehalt bei den DRK Kliniken Berlin. Nina hat weitere Fragen und gleich noch ein paar Vorschläge, was wir auf unserem Karriereportal noch ergänzen könnten: „Mir fehlt die Info, in welchen medizinischen Fachbereichen ihr operiert und ob ich als OTA alle Bereiche abdecken muss oder ob es Spezialisierungen wie „Traumaschwester“ oder „Bauchschwester“ gibt! Jede*r hat da so seine Vorlieben…“ Das ist sehr spannend für das Recruiting Team zu hören!

Und das ist noch nicht alles, was an Ideen aus Nina heraussprudelt: „Wir Azubis bräuchten vor den Prüfungen drei Wochen Zeit ohne Unterricht für die Bewerbungsphase. Denn im Moment werde ich zwar für Vorstellungsgespräche freigestellt, kassiere aber jedes Mal einen Fehltag.“ Das sieht, so fürchtet sie, auf dem Zeugnis nicht gut aus. Ein Hinweis, der unsere Auszubildendenvertretung interessieren dürfte.

Langweilig wird es uns heute mit sympathischen Bewerber*innen wie Nina und den beiden Michaelas wirklich nicht. Um 16 Uhr 05 kommt ganz außer Atem eine junge Frau zur Tür herein voller Panik, dass sie das Speeddating verpasst haben könnte. Sie hat sich in der Altstadt Köpenick verfahren und war plötzlich auf einer Einbahnstraße, die in die völlig entgegengesetzte Richtung unseres Krankenhauses führte! Astrid Weber bietet erstmal ein Wasser an: „Ganz entspannt!“ Es ist doch noch Zeit bis 18 Uhr. Die junge Frau braucht ein paar Minuten, um herunterzukommen und zu realisieren, dass alles gut ist: „Danke, danke, dass ihr mir noch eine Chance gebt!“

Text: DRK Kliniken Berlin / Maja Roedenbeck Schäfer

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Maja_Schaefer, am 17. November 2022
Recruiting
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