„Schwierig sind manchmal die Gerüche im OP“: Lena und Merle, OTAs in Ausbildung

Merle und Lena sind angehende Operationstechnische Assistentinnen. Die Springerprüfung nach dem ersten Ausbildungsjahr, um allein als unsterile Assistentin im OP arbeiten zu dürfen, haben sie mit Bravour gemeistert. Im Interview berichten die beiden, was das genau bedeutet, welche Besonderheiten die Arbeit im OP mit sich bringt und was ihnen an der Ausbildung gefällt.

Von der Schule in den OP – wie kam das Interesse für diese Ausbildung?

Lena: Ich hatte schon immer ein großes Interesse an Medizin, aber ich wollte weder Ärztin werden noch auf die Station. Da lag die Ausbildung zur Operationstechnischen Assistentin (OTA) für mich nahe. Die DRK Kliniken Berlin wirkten für mich schon immer sehr nahbar. Ich wollte auf keinen Fall in einem riesigen Krankenhaus meine Ausbildung machen und gern in Wohnortnähe bleiben – ich komme aus Köpenick.

Nach der Schule habe ich erstmal ein Freiwilliges Soziales Jahr bei den DRK Kliniken Berlin Köpenick in der OP-Schleuse gemacht, um zu erfahren, was im Beruf Operationstechnische Assistenz auf mich zukommt. Es hat mir super gefallen, und so bin ich danach einfach geblieben 😉 .

Merle: Mir ging es ähnlich, und vor allem wollte ich nach 12 Jahren Schule nicht studieren, sondern eher etwas Praktisches machen. Meine Tante hat mir den Beruf der OTA erklärt, und das war genau mein Ding.

Ich habe schon während der Schulzeit verschiedene Praktika in diversen Häusern gemacht und bin dann letztlich bei den DRK Kliniken Berlin in Köpenick gelandet. Ich mag das Haus, den Campus und die Nähe zur Natur super gern.

Wie sieht eine typische Woche bei euch aus?

Lena: Die Ausbildung ist in Theorie- und Praxisblöcke eingeteilt. Der sechswöchige Theorieteil, der im Bildungszentrum für Pflegeberufe (biz) stattfindet, ist sehr anspruchsvoll. Wir lernen wirklich jeden kleinen Muskel und dessen Funktion sowie zahlreiche Operationen und Instrumente kennen 😉 .

Zusätzlich gibt es viele fachpraktische Übungen, unter anderem in den Skills Labs. Kürzlich hatten wir zum Beispiel das Thema Blut und Bluttransfusionen und haben uns gegenseitig Blut abgenommen, um ein Gespür zu entwickeln und praktischen Input zu bekommen.

Merle: Das ist anfangs sehr komisch, aber auch irgendwie beruhigend, weil die andere Person auch noch lernt. Da ist der Druck nicht so hoch, alles richtig machen zu müssen, und man bekommt direkt ein Feedback.

In der Praxisphase kommen wir zum Beispiel morgens um 7:30 Uhr in den OP zur Frühbesprechung, dann werden wir auf die sieben Operationssäle am Standort Köpenick aufgeteilt und bereiten diese vor. Dann kommen in der Regel schon die ersten Patienten*innen. Im Anschluss an die Eingriffe reinigen wir die technischen Geräte, stellen die Saalordnung wieder her und bereiten alles für die nächste OP vor. Gegen Mittag kommen die Kolleg*innen vom Spätdienst und wir können in die Mittagspause gehen. Als Operationstechnische Assistenten*innen sind wir auch Vermittler*innen zwischen Pflege, Operateur*innen, Anästhesie und dem Reinigungspersonal.

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Welche praktischen Aufgaben übernehmt ihr in der Ausbildung?

Lena: Grob gesagt, sind wir immer in zwei Haupttätigkeiten eingeteilt: die sterile und die unsterile Assistenz. Letztere ist dafür zuständig, dass die OP am Laufen bleibt. Die Operateure*innen und sterilen Assistenten*innen können natürlich nicht während der Operation im Saal herumlaufen und sich Instrumente holen, das übernehmen die unsterilen Assistenten*innen dann. Auch bereiten sie den Saal vor, kleiden die sterile Assistenz ein, damit sie steril bleibt, schließen vor dem Start der OP die medizintechnischen Geräte an, checken sie und reichen die Materialien an. Anfallende Präparate werden von den unsterilen Assistenten*innen aufbereitet, damit diese in die Pathologie können. Und ganz wichtig: Sie kümmern sich um die Patient*innen. Es wird darauf geachtet, dass die Person gut liegt und auch immer die Privatsphäre gewahrt wird. Zudem dokumentieren die unsterilen Assistenten*innen in unserer Kliniksoftware Orbis die gesamte Operation akribisch von Anfang bis Ende.

Merle: Die sterile Assistenz steht direkt am OP-Feld und hilft den Operateuren*innen beim Operieren, indem sie die Instrumente reicht. Vor jeder OP beziehen sie die Tische steril, sortieren die Instrumente vor und helfen den Operateuren*innen, sich anzukleiden. Zudem waschen und desinfizieren sie die Patient*innen und das OP-Feld. Die Zusammenarbeit mit den Operateuren*innen ist sehr eng.

Gibt es auch schwierige Momente im Ausbildungsalltag?

Lena: Der Zeitdruck ist recht hoch. Wir starten morgens und wollen alle Patient*innen, die für den Tag geplant sind, schaffen, um nicht in die späten Abendstunden zu geraten. Als Auszubildende müssen wir mindestens 80 und höchstens 120 Nachtstunden im OP verbringen. Es wird natürlich nicht regulär in der Nacht operiert, sondern das sind dann Ruf- und Bereitschaftseinsätze, zu denen wir kommen. Den Umgang mit dem Zeitdruck lernt man aber recht schnell, da einem von Anfang an bewusstgemacht wird, wie wichtig ein reibungsloser Ablauf ist. Man muss zudem lernen, nicht nur für sich zu denken, sondern einen Rundumblick zu entwickeln, da man füreinander verantwortlich ist und nur dann alles funktioniert. Man darf nicht vergessen, wir OTAs arbeiten in einem sehr verantwortungsvollen Bereich – ein kleiner Fehler kann große Auswirkungen haben.

Merle: Am Anfang ist es schwierig, wenn es zum Beispiel Komplikationen während einer Operation gibt. Das bekommen wir natürlich hautnah mit. Dann kann es auch schnell sehr hektisch werden und der Ton rauer. Damit muss man erstmal umgehen können und sich klarmachen, dass es nicht persönlich gemeint ist.

Anspruchsvoll sind auch die Lernphasen – es fühlt sich manchmal wie ein kleines Medizinstudium an, aber am Ende der drei Ausbildungsjahre als Operationstechnische Assistenten*innen sollen wir möglichst breit aufgestellt sein, um in allen Sälen und mit allen Fachbereichen (zum Beispiel in der Urologie, der Thorax-, Trauma- oder Allgemeinchirurgie) arbeiten zu können.

Lena: Schwierig sind für mich manchmal die Gerüche im OP. Wenn zum Beispiel Wunden entzündet sind oder Blutungen mit Strom gestillt werden, riecht es schon sehr speziell. Es gibt dafür aber einen Geheimtrick: Man kann sich vorbeugend tolle Duftöle in die OP-Maske träufeln. 😉

Was würdet ihr zukünftigen OTA-Azubis raten, welche Tipps habt ihr?

Merle: Lernt jeden Tag ein bisschen. Ohne regelmäßiges Nacharbeiten wird es wirklich schwer, den komplexen Unterrichtsstoff zu lernen. In der Praxis würde ich den Tipp geben, nichts persönlich zu nehmen und sich in manchen Situationen ein dickes Fell anzulegen 😉 .

Lena: Kommuniziert viel und traut euch, Fragen zu stellen! Sprecht wirklich alles an. Alle Fehler, die uns zum Beispiel bisher passiert sind, hätte man mit einer besseren Kommunikation vermeiden können. Unsere Praxisanleiter*innen, die Sozialarbeiter*innen, die Leitung oder die Lehrkräfte sind immer für uns ansprechbar und haben ein offenes Ohr bei Sorgen oder fachlichen Rückfragen. Der Job an sich macht super viel Spaß und ich würde definitiv nicht mehr tauschen wollen!

In welchem Fachbereich wollt ihr im Anschluss der Ausbildung arbeiten?

Merle: Das weiß ich persönlich noch gar nicht so genau. Es gibt ja super viele Möglichkeiten für uns. Eigentlich sollte man nach der Ausbildung alles können, aber viele Azubis haben schon jetzt ihre Vorlieben. Die einen arbeiten lieber in der Traumatologie, wo viel gehämmert, gesägt und gebohrt wird. Das ist ein bisschen wie auf der Baustelle und entsprechend körperlich anstrengend.

Lena: Und die anderen mögen zum Beispiel eher die Gefäßchirurgie, wo es sehr filigran, fein und teilweise auch recht blutig zugehen kann. Ich selber möchte gern in Köpenick bleiben. Hier hat man viel Abwechslung, kann alle Bereiche kennenlernen und ausprobieren. Langeweile kommt in unserem Job nicht auf – das mag ich sehr!

Was macht ihr nach der Arbeit?

Lena: Ich spiele in meiner Freizeit Eishockey. Dieser Kontaktsport ist für mich ein super Ausgleich zum Berufsalltag und ich kann mich ordentlich auspowern. Aber ich bin auch gern mal für mich und lese zum Beispiel.

Merle: Ich gehe viel ins Fitnessstudio. Zum einen macht es mir super viel Spaß und zum anderen benötigt man eine gewisse Grundfitness für unseren Job. Man steht sehr viel und die Behälter mit den Instrumenten sind teilweise recht schwer. Außerdem gehe ich oft spazieren, um den Kopf frei zu bekommen, und treffe mich gern mit meinen Freunden.

Interview: DRK Klinken Berlin / Aline Creifelds

Aline Creifelds, am 21. August 2024
Ausbildung, OP
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