Auszubildende organisieren eine Konferenz für sich selbst. Mit Themen, die sie wirklich interessieren, und ganz viel Raum für Fragen – an die Geschäftsführung, die Pflegedienstleitung, die Zentralen Praxisanleiter*innen, die Gesundheitsmanagerin, das Diversity Team und und und. Das ist die jährliche biz Pflegekonferenz in unserem Bildungszentrum! Am Freitag fand sie zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie wieder live statt – alle frisch getestet natürlich. Ein Bericht.
Die Auszubildenden sind in zehn Gruppen à 15 Personen eingeteilt. Leider können nur diejenigen teilnehmen, die heute nicht im Praxiseinsatz auf Station sind, das ist ungefähr die Hälfte der über 300 Auszubildenden, die in unserem biz Bildungszentrum die Berufe Pflegefachfrau*mann, Operationstechnische*r Assistent*in oder Pflegefachassistent*in lernen. Es gibt Moderator*innen auf der Bühne, Ordner*innen mit orangen Westen, die den Weg zum morgendlichen Coronatest oder in den Workshopraum weisen, ein Konferenzbüro, in dem die Mitglieder der Auszubildendenvertretung, die heute den Hut aufhaben, auf die Schnelle noch Laptops oder Feedbackbögen besorgen – und ganz viele neugierige Teilnehmende.
Der Konferenztag ist in vier Blöcke eingeteilt, und jede Azubigruppe absolviert eine andere Zusammensetzung aus Programmbausteinen. Die einen starten mit einer Yoga-Session zum Wachwerden, die anderen versammeln sich im Hörsaal, um Pflegedienstleiterin Martina Parow bei einer Podiumsdiskussion schon ab kurz nach acht Uhr früh mit Fragen zu löchern. Es traut sich zwar niemand auf die Bühne, aber als das Eis erstmal gebrochen ist, sprudeln die Auszubildenden los:
Martina erklärt geduldig die gesetzlichen Regelungen zum Coronabonus, den Unterschied zwischen Investitionsmitteln und Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft und die Karrieremöglichkeiten nach der Ausbildung. Die Gehälter für Pflegekräfte sind bei den DRK Kliniken Berlin in den letzten zwei, drei Jahren kräftig gestiegen. Die Weiterbildung Anästhesie- und Intensivfachpfleger*in kann man erst nach zwei Jahren Erfahrung im Beruf machen. Sie wird vom Unternehmen finanziert und in der eigenen Weiterbildungsakademie angeboten, dafür verpflichtet man sich, im Anschluss für drei Jahre zu bleiben. Schließlich hat das Unternehmen etwa 20.000 Euro in einen investiert.
Alle Infos und Bewerbungsmöglichkeiten zu unseren Ausbildungen findest Du hier!
Nachdem durchaus viel Kritisches zu Themen wie Praxisanleitung, Menge an Lernstoff oder Motivationstiefs gefragt und berichtet wurde, lädt Moderatorin Nele ein, sich jetzt mal auf die schönsten Momente in der Ausbildung zu besinnen. Hieran erinnern sich unsere Auszubildenden gerne:
Am Ende der Podiumsdiskussion erklären die Auszubildenden sich untereinander, dass man auch selbst dafür verantwortlich ist, dass die Ausbildung gut wird. Nicht nur warten, bis einem jemand auf Station eine Aufgabe zuteilt, sondern signalisieren, dass man jetzt selbst mal Medikamente stellen oder Infusionen anhängen möchte. Im Gespräch zu Beginn des Praxiseinsatzes klar und deutlich sagen, was man konkret üben will und was man sich von den kommenden Wochen erwartet. Und bei Problemen diese auch ansprechen – bei der schuleigenen Sozialarbeiterin, bei den Zentralen Praxisanleiter*innen oder in der Ausbildungsvertretung. Nur so können sie gelöst werden.
Den Bericht zur biz Pflegekonferenz 2021 findest Du im Karriereblog!
Nach anderthalb Stunden geht der erste Block zu Ende und die Gruppen sortieren sich neu. Ein bisschen was geht schief– so bleiben zwei Workshopräume leer, weil die geplanten Teilnehmer*innen sich in andere Gruppen verirrt haben, und die Dozent*innen haben unerwartet Pause. Aber Pflegefachkräfte Bella und Jürgen führen eine Gruppe in das Thema Diversity ein.
Man hat den Eindruck, alle teilnehmenden Azubis in diesem Workshop (siehe Foto oben) sind dem Thema gegenüber aufgeschlossen und manchem kann man sogar im Gesicht ablesen, wie das Gehörte zum Nachdenken anregt. Der Umgang mit Diversität im Alltag (zum Beispiel bei der persönlichen Ansprache) wird gemeinsam in praktischen Beispielen besprochen.
„Die Auszubildenden wünschen sich, dass Diversität ein Bestandteil der Lehrinhalte werden soll, das würden wir in jedem Fall unterstützen! Außerdem würden wir uns wünschen, dass alle Mitarbeitenden im Unternehmen, die es möchten, die Möglichkeit haben, den Umgang mit Diversität zu lernen und ihre offenen Fragen dazu zu stellen. Dazu regen wir vom Diversity Team zusätzliche und regelmäßige Schulungen an“, berichtet Jürgen.
Das wiederum führt zu neuen Fragen: Wie sieht glaubwürdige Diversitätsarbeit aus, die mehr ist als nur symbolisch Flagge zeigen und die das ganze Jahr über Wirkung zeigt? Und zwar nicht nur beim Thema queere Arbeitskräfte, sondern auch in Bezug auf andere Vielfaltsaspekte (Ethnie/Geschlecht/Religion). Wie werden Akzeptanz und Antidiskriminierung in Unternehmen nachhaltig gelebt? Gibt es Vorzeigestrategien, die als vorbildhaft gelten können? Das Diversity Team jedenfalls hofft, den richtigen Impuls hierzu gegeben zu haben, denn letztendlich geht es, ob sprachlich oder menschlich, immer um Respekt, Verständnis und Akzeptanz füreinander.
Im Workshop des Betrieblichen Gesundheitsmanagements im Nebenraum wird unterdessen eifrig selbstreflektiert. Gesundheitsmanagerin Renate Weier hält sich nur kurz mit dem theoretischen Hintergrund auf. Gesundheitsmanagement hat nämlich nichts damit zu tun, wie viele Azubis glauben, wie man sich als Pflegefachmann*frau vor Ansteckung schützt, oder wie lange man arbeiten darf, bevor man eine Pause machen muss. Stattdessen kümmert sich Renate um Mitarbeitende, die lange krank waren, und nun langsam wieder in den Beruf einsteigen möchten. Oder um den Umgang mit Stress, gesunde Ernährung im Schichtdienst und darum, dass Führungskräfte sich trauen, ihre Mitarbeitenden zu fragen, ob es ihnen gut geht oder sie Hilfe brauchen, wenn sie mit Augenringen bei der Arbeit erscheinen.
Heute aber lädt unsere Gesundheitsmanagerin die Auszubildenden ein, sich gegenseitig ihre Stärken aufzuzählen. Da fällt allen sehr viel ein! Diese Übung hilft übrigens auch gegen Belastung und die am Morgen in der Podiumsdiskussion beschriebene Motivationslosigkeit. Dann werden verschiedene Typen in einer Klasse definiert: der Streber, die Prinzessin, der Klassenclown, das Sonnenscheinchen. Hinter jeder „Schublade“ stecken schlechte, aber auch gute Eigenschaften – das kommt am Ende der Diskussion heraus. Und als sich die Azubis auf einer Skala von 1 bis 10 positionieren sollen, je nachdem wie zufrieden sie mit ihrer Ausbildung sind (8 Punkte im Durchschnitt), wie gut sie miteinander klarkommen (10 Punkte im Durchschnitt) und wie hoch die Belastung im Moment ist (5 Punkte im Durchschnitt), fällt ihnen auf, dass sie es eigentlich wirklich gut getroffen haben.
Es gab noch viel, viel mehr zu erleben an diesem Tag – musikalische Unterhaltung im Pausenraum mit Gesundheits- und Krankenpflegerin Ute Spiegel, eine Fragerunde mit Geschäftsführer Dr. Christian Friese und der Leitenden Zentralen Praxisanleiterin Sofie Müller, Workshops zu Themen wie „Generationskonflikte in Pflegeteams“ und und und. Am Ende hat sich das Format biz Pflegekonferenz einmal mehr als superspannend bestätigt!
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