Eine Ausbildung zur Arzthelferin, ein nachgeholtes Abitur, mehrere begonnene Studiengänge… Stefanie hat zehn Jahre lang nach einem Beruf gesucht, der zu ihr passt. Dann kamen ihre Zwillinge zehn Wochen vor dem errechneten Geburtstermin zur Welt. Auf der Neonatologie wurden nicht nur die beiden „Frühchen“ gut betreut, sondern dort hat Stefanie auch endlich ihre Berufung gefunden! Von ihrem Arbeitsalltag als Pädiatrische Intensivfachpflegerin und dem Teamausflug zum Coldplay-Konzert neulich erzählt sie im Interview.
Ich fand sie so kompetent und ihre Arbeit unheimlich interessant! Sie wussten so viel über meine Kinder, was ich nicht wusste, und konnten ihre Bedürfnisse sehr gut erkennen. Durch meine erste Ausbildung zur Arzthelferin war ich sowieso schon medizinisch interessiert, und die Erfahrung auf der Neonatologie gab mir dann den Anstoß, eine weitere Ausbildung zu machen.
Im Jahr 2000 habe ich im Alter von 29 Jahren und mit zwei zweieinhalbjährigen Kindern die Ausbildung zur Kinderkrankenschwester hier bei den DRK Kliniken Berlin begonnen und direkt danach auf der Neonatologie angefangen. Nach einigen Jahren Berufserfahrung ging es mit der Weiterbildung zur Pädiatrischen Intensivfachpflegerin weiter, die ich vor drei Jahren abgeschlossen habe.
Wir bekamen viel theoretisches Hintergrundwissen vermittelt und ich habe zwei dreimonatige Praktika an verschiedenen Standorten der Charité gemacht. Dort betreuen sie noch kleinere Kinder als wir hier, die kleinsten sind bereits in der 23. Schwangerschaftswoche geboren! In der Weiterbildung erwirbt man aber nicht nur Wissen, sondern auch die Berechtigung für eine neue Gehaltsgruppe.
Ich habe lange gebraucht, meinen Weg zu finden, aber dafür passt es jetzt perfekt. Na gut, im Nachtdienst um halb fünf habe ich schon manchmal einen Hänger. Oder wenn ich nach dem Nachtdienst einfach nicht einschlafen kann. Aber dieser Beruf ist auch nach 20 Jahren noch mein Traumberuf!
Das erste Kind, das verstirbt, und das erste, das man reanimiert, vergisst man nicht. Diese Momente sind der schwierige Teil unserer Arbeit. Aber das Strahlen der Eltern, wenn sie ihr ehemals kleines Frühchen gesund mit nach Hause nehmen, ist immer wieder wunderbar.
Ich erzähle nicht oft, dass ich selber frühgeborene Zwillinge habe, aber wenn mir ein Elternpaar sehr ans Herz wächst oder Grund zu großer Sorge um sein Kind hat, erzähle ich es schon – und das macht den Eltern oft Mut.
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Viele examinierte Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger:innen trauen sich das zuerst nicht zu. Sie möchten lieber auf der Pädiatrie einsteigen und sagen: „In ein paar Jahren kann ich es mir vielleicht vorstellen“. Wir sagen dann immer: „Probier es aus! Keiner muss von Anfang an alles können. Wir arbeiten lange und gut ein.“
Allerdings muss man schon der Typ für die Intensivpflege sein und es mögen, den ganzen Tag unter Strom zu stehen. Ich kann jederzeit von meiner Tätigkeit weggerufen werden. Wenn aus dem Kreißsaal der Anruf kommt: „Schlappes Kind!“, dann muss ich alles stehen und liegen lassen. Ich weiß aber auch, dass ich mich in Notfallsituationen auf meine Kolleg:innen verlassen kann. Wenn ich am Inkubator oder Bett stehe und rufe: „Wir brauchen hier Adrenalin!“, dann kann ich mich darauf verlassen, dass sofort eine Kollegin losläuft und es mir bringt. Dieses gegenseitige Vertrauen ist auf einer Neonatologie unheimlich wichtig.
Wir waren viele Jahre lang ein stabiles Team mit wenigen Kündigungen. Es ging höchstens mal jemand in Elternzeit. So sind wir eng zusammengewachsen, kennen uns gut und haben viel Spaß miteinander. Wir unternehmen auch sehr viel zusammen. Ein ehemaliger Arzt aus der Abteilung kam aus Rom. Seine Eltern haben dort ein kleines Hotel. Mit 25 Kolleg:innen sind wir also ein Wochenende nach Italien geflogen und er hat uns seine Stadt gezeigt! Die Zuhausegebliebenen haben unterdessen die Station gerockt… Dieses Jahr reist eine Gruppe aus dem Team nach Mallorca. Im August treffen wir uns bei einer Kollegin im Garten und die Weihnachtsfeiern richte ich traditionell bei mir aus, weil ich um die Ecke vom Krankenhaus wohne und es für alle praktisch ist. Und dann kam neulich das Abenteuer mit Coldplay!
Das Management der Band, die zu den erfolgreichsten Pop-Rock-Bands der 2000er Jahre gehörte, rief auf der Neonatologie an! Es sollten Geschenke für kranke Kinder und Jugendliche und Konzertkarten für die Mitarbeitenden vorbeigebracht werden, die sich in den DRK Kliniken Berlin Westend um die Jüngsten kümmern.
Zu sechst gingen wir zum Konzert im Olympiastadion. Für mich war das wirklich ein Riesenzufall, weil ich kurz vorher meinem Mann Karten für Coldplay geschenkt hatte und nicht mitgehen konnte, denn ich war krank. Dabei hatten wir uns so darauf gefreut! Wir gehen sehr gerne auf Konzerte konnten es wegen Corona lange nicht tun. So konnte ich das Coldplay-Konzert nun aber mit den Kolleg:innen nachholen, wir hatten Stehplätze im Innenraum. Es war eine sensationelle Show und eine tolle Stimmung! Sänger Chris Martin kam unheimlich sympathisch rüber und der Song „Fix You Up“ hat mir am besten gefallen.
Wir durften sogar zu Aftershow-Party in der VIP Lounge am Südtor des Olympiastadions gehen und hatten keine Ahnung, was uns da erwarten würde! Letztendlich gab es Häppchen und Getränke, getanzt hat niemand und die Band kam auch nicht vorbei. Aber wir sahen ein paar Promis, Barbara Becker mit ihrem Sohn Noah und Heike Makatsch.
Solche Erlebnisse hat man sicher nicht mit jedem Team, wir sind schon was Besonderes! Und wir freuen uns sehr über Bewerbungen von Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger:innen oder Pädiatrischen Intensivfachpflegekräften, die Interesse an der Neonatologie haben. Beim nächsten Teamabenteuer seid ihr dann dabei!
Interview: DRK Kliniken Berlin / Maja Roedenbeck Schäfer
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