„Das Tollste ist der MRT-Simulator“: Ausbildung Medizinischer Technologe für Radiologie

Vom Flugsimulator hast Du sicher schonmal gehört, aber wusstest Du, dass es auch einen MRT-Simulator gibt? Das ist ein Gerät, an dem unsere Auszubildenden für den neuen Beruf Medizinische:r Technologe:in für Radiologie üben, Schnittbilder des menschlichen Körpers zu machen. Im Interview erzählt Nermin Corbic, Leitender Medizinisch-Technischer Radiologieassistent, mehr über seine persönlichen Lieblingsmomente im Arbeitsalltag und die „Ideen gegen Langeweile in der Ausbildung“, die das Team am Standort Westend gesammelt hat. Wir bieten die MTR Ausbildung auch an den Standorten Mitte und Köpenick an.

Warum haben sich die DRK Kliniken Berlin entschieden, die MTR Ausbildung anzubieten?

Damit reagieren wir auf das MTA-Reformgesetz und das neue Konzept der Ausbildungen im medizinisch-technischen Bereich. Daran möchten wir uns gerne beteiligen. Auch vorher haben wir ja in der Radiologie schon MTRA-Schüler:innen ihr Praktikum ermöglicht. MTRA, also Medizinisch-Technische:r Radiologieassistent:in, war die frühere Bezeichnung für die Ausbildung.

Aber mit der Ausbildungsreform wird uns viel mehr Handhabe gegeben. Nicht mehr die Schule, in der der Theorieunterricht stattfindet, sondern wir in der Praxisausbildungsstätte kümmern uns jetzt hauptsächlich um die Schüler:innen, denn der Praxisanteil der Ausbildung wurde deutlich erhöht. Und das ist auch richtig so, denn man lernt den Job erst wirklich, wenn man mit einem echten Patienten und einer echten Kollegin an einem echten Gerät sitzt.

Wir freuen uns sehr darauf, gemeinsam mit den Nachwuchskräften ihre Zukunft zu gestalten und ihren beruflichen Werdegang über die Ausbildung bis zum Berufseinstieg zu begleiten! Toll wäre natürlich, wenn sie nach dem Staatsexamen bei uns blieben. Während der ausführlichen praktischen Teile der Ausbildung können wir uns gegenseitig über drei Jahre gut kennenlernen und eine fundierte Entscheidung treffen, ob wir zusammenpassen.

Der Beruf wurde von MTRA zu MTR umbenannt, warum wurde das gemacht und was ändert sich noch?

Aus dem Namen wurde der „Assistent“ gestrichen, um den Beruf sprachlich aufzuwerten. Die Kombination aus Medizin und Technik soll im Vordergrund stehen.

Mir persönlich ist das nicht so wichtig, denn natürlich bin ich ein Assistent, ich assistiere dem Radiologen bei den Untersuchungen. Ich verstehe Assistenz nicht als etwas Negatives. Ohne uns Medizinisch-Technische Radiologieassistent:innen oder die zukünftigen Technolog:innen für Radiologie würde kein Krankenhaus funktionieren. Die Pandemie hat es wieder gezeigt, wie enorm wichtig wir für das Gesundheitssystem sind, als wir die Statusverläufe bei Covidpatient:innen bildlich dokumentiert haben. Aber auch für andere medizinischen Fachbereiche sind wir eine wichtige Schnittstelle. Ohne uns läuft keine Bildgebung, es könnten keine Operationen durchgeführt werden.

Viel wichtiger als den neuen Namen der Ausbildung finde ich, dass das Schulgeld abgeschafft wurde und die Auszubildenden jetzt vom ersten Tag an eine Vergütung bekommen. Ich musste damals noch 100 Euro im Monat Schulgeld bezahlen!

Was lernt man in der Ausbildung zum MTR, worauf dürfen sich die neuen Azubis freuen?

  • Du lernst, wie man Röntgenbilder zur Diagnostik verletzter und erkrankter Patient:innen aufnimmt
  • Wie man Schnittbilder des Körpers mit Hilfe der CT- und MRT-Geräte erstellt
  • Wie Du den Radiolog:innen bei der Angiografie oder bei Gefäßinterventionen (Eingriffen) assistierst
  • Wie Du unsere Geräte prüfst und kontrollierst, damit sie immer richtig funktionieren und die Patient:innen nicht gefährden
  • Du lernst, wie Du Deinen eigenen Arbeitstag und Workflow am besten organisierst: Wie viele Patient:innen bestelle ich mir heute ein, welche Untersuchung mache ich zuerst, wo plane ich Slots für Notfälle oder hochansteckende Patient:innen ein?
  • Du bekommst neben der Radiologie auch Einblicke in die Strahlentherapie und Nuklearmedizin
  • Im Theorieunterricht hast Du auch Fächer, die Du aus der Schule schon kennst, wie Biologie, Physik und Chemie. Aber auch neue Fächer wie Krankheitslehre und Anatomie.

Während der MTR Ausbildung absolvierst Du ein Pflegepraktikum in unserem Haus, um die Abläufe auf einer Station kennenzulernen. Es ist wichtig, dass wir nachvollziehen können, was dort eigentlich passiert, warum es zum Beispiel manchmal ein bisschen länger dauert, bis die Patient:innen in die Radiologie gebracht werden. So können wir besser planen.

Wir möchten auch gerne einführen, dass unsere Auszubildenden einzelne Patient:innen komplett von der Einlieferung bis zur Entlassung begleiten, um jeden Schritt im Krankenhaus kennenzulernen. Was passiert bei der Patientenaufnahme, unter welchen Umständen kommen Menschen ins Krankenhaus? Welche Untersuchungen bekommt der Patient, wie lange dauert ein Krankenhausaufenthalt für bestimmte Fragestellungen, wir sind die Abläufe im OP, wie wird ein Eingriff organisiert, wie läuft die Nachbehandlung?

Je intensiver unsere Auszubildenden sich damit beschäftigen, umso einfacher wird der Berufseinstieg nach der Ausbildung. Umso schneller kann der Nachwuchs ins Schichtdienstsystem einsteigen und in den Gehaltsstufen unseres Haustarifs aufsteigen. Und umso schneller kann er eine vollwertige Rolle im Team einnehmen.

Nermin hat Dich überzeugt und Du möchtest den Beruf Medizinische:r Technologe:in für Radiologie lernen? Sichere Dir hier Deinen Ausbildungsplatz in Westend, Mitte oder Köpenick!

Was ist der Vorteil der MTR Ausbildung in einem Krankenhaus? Man kann sie ja auch in einer radiologischen Arztpraxis machen…

In der radiologischen Arztpraxis arbeitest Du oft nur mit zwei, drei Kolleg:innen zusammen, bei uns dagegen gibt es ein großes Team, in dem Du bestimmt Menschen findest, die ähnlich ticken wie Du! Und darüberhinaus andere Abteilungen, mit denen wir viel zu tun haben. Zum Beispiel mit den Kardiolog:innen beim Herz-CT oder Herz-MRT. Auch die Zusammenarbeit mit der Notaufnahme erlebt man in der radiologischen Arztpraxis nicht.

Wir bieten die Ausbildung als Medizinische:r Technologe:in für Radiologie an unseren Standorten in Westend, Mitte und Köpenick an, und jeder Standort hat unterschiedliche Schwerpunkte. In Westend untersuchen wir durch die Kinderrettungsstelle, die Kinderurologie und die Neonatologie, die hier angesiedelt sind, viele Kinder. Das ist nicht so schwierig wie man es sich vorstellt – die wenigsten schreien und hampeln herum. Wenn man den richtigen Ton anschlägt und die Untersuchung spielerisch gestaltet, machen die meisten super mit. Am Standort Mitte liegt der Schwerpunkt durch unser dortiges Lungenzentrum auf der Lunge. Und in Köpenick gibt es durch die Stroke Unit, wo Schlaganfallpatient:innen behandelt werden, viele neurologische Untersuchungen, also Bildgebungen vom Kopf. Du kannst Dir Deinen Ausbildungsplatz in unserem Unternehmen entweder nach dem Kriterium Wohnortnähe oder medizinischem Schwerpunkt aussuchen.

Im Krankenhaus hat man alle praktischen Ausbildungsteile der Radiologie in einer Abteilung, in einem Praxisverbund muss man oft mehrere Standorte durchlaufen, um alle Geräte zu erleben. In der radiologischen Arztpraxis gibt es viel mehr Routine, die auch schnell langweilig werden kann. Man röntgt am Tag fünf Knie, fünf Schultern und fünf Halswirbelsäulen und dann ist der Arbeitstag vorbei. Bei uns dagegen erlebt man viel mehr verschiedene Krankheitsbilder. Wir haben die Krebspatient:innen, bei denen regelmäßig nach Tumoren und Metastasen geschaut wird. Wir haben aber auch Unfallpatient:innen.

Diesen Teil des Jobs, das Röntgen von Schwerverletzten, finde ich persönlich am spannendsten – auch wenn man natürlich niemandem einen schweren Unfall wünscht. Aber es geht ja darum, diesen Menschen zu helfen. Mit ihnen kann man nicht die Standardbilder machen wie mit einem mobilen Patienten, sondern man muss seinen „Grips“ anstrengen: Wie mache ich gute Bilder, wenn der Patient sich nicht bewegen kann oder Schmerzen hat? Winkele ich die Röhre an oder arbeite ich mit aufgestellter Kassette? Wenn ein gutes Bild gelingt, klopft man sich schonmal selber auf die Schulter!

Andere Kolleg:innen haben andere Steckenpferde und arbeiten lieber am CT- oder MRT-Gerät. Auf jeden Fall hat man im Krankenhaus immer Abwechslung, wird geistig gefordert, muss alles beherrschen, kann seine Vorlieben entdecken.

Was musste hinter den Kulissen vorbereitet werden, damit der Ausbildungsgang starten kann?

Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut! Wir haben Praxisanleiter:innen ausgebildet und wirklich tolle Kolleg:innen dafür gefunden, die motiviert sind, den Auszubildenden ihr Wissen weiterzugeben. Wir haben gemeinsam mit dem Letteverein, wo unsere Schüler:innen die Theorie absolvieren, einen detaillierten Ausbildungsplan erstellt, sodass wir immer genau wissen, was gerade in der Theorie gelehrt wird und die praktischen Lerneinheiten daran anpassen können.

Wir haben ein Onboardingkonzept erstellt, damit die neuen Azubis nicht erst groß herumfragen müssen, wo sie ihre Wäsche und ihren Schlüssel bekommen, welche Ansprechpartner:innen wichtig sind und wie ihre Telefonnummer lautet.

Wir haben auch im Team „Ideen gegen Langeweile“ gesammelt. Wie kann man bestimmte Ausbildungsteile wie die Anatomie, die einfach trockenes auswendig Lernen ist, mit Fragespielen interessanter gestalten? Auch die Radiolog:innen haben sich bereiterklärt, den Schüler:innen die Bilder zu der Untersuchung, die sie gerade gefahren haben, persönlich zu erklären.

Aber das Tollste ist der MRT-Simulator, den wir extra angeschafft haben! Das ist wie ein Flugsimulator, nur für die Radiologie. Wir spiegeln unsere echten Fälle in das Simulationsprogramm und die Schüler:innen können ausprobieren, wie sich die Bilder verändern, wenn sie bestimmte Einstellungen und Parameter am Gerät ändern. Man sieht sofort, was man falsch gemacht. Das macht richtig Spaß und man kann sich sogar von zu Hause aus einloggen und sich am Simulator ausprobieren. Wir wollen auch noch Tablets anschaffen und Lernprogramme installieren.

Wir haben uns fest vorgenommen, unsere Schüler:innen schon während der Ausbildung als festen Teil des Teams wertzuschätzen, sie nach der Einarbeitung eigenständig arbeiten zu lassen und ihnen Vertrauen zu schenken, damit sie sich nicht permanent beobachtet oder wie ein unwissender Neuling fühlen.

Wie sieht euer „Traumbewerber“ aus, was soll er oder sie charakterlich und an Vorerfahrungen mitbringen?

Vorerfahrungen im Krankenhaus oder im medizinisch-technischen Bereich braucht er oder sie nicht. Wir haben auch schon Menschen ausgebildet, die vorher Elektriker oder Barkeeperin waren und heute zu unseren besten Mitarbeitenden gehören!

Man sollte aber offen, freundlich und ein Teamplayer sein. Das ist sehr wichtig, nicht nur eine Floskel. Spaß in der Gruppe haben, gerne mit Menschen kommunizieren, ob mit Patient:innen, Kolleg:innen oder Mitarbeiter:innen aus anderen Fachabteilungen – das macht den Beruf aus. Wer eher der stille Typ ist, dem fällt es schwer, Patient:innen Anweisungen zu geben, wie sie sich hinstellen oder hinlegen sollten. Das muss man aber können, denn die Patient:innen kennen sich ja gar nicht aus. Dazu braucht es keinen Kurs im Smalltalk, aber man sollte auch nicht erstarren, wenn man jemanden ansprechen muss.

Ein Interesse für Technik und Physik ist wichtig. Der Fortschritt der letzten zehn oder 15 Jahre in der Radiologie ist unglaublich. Alle fünf oder sechs Jahre kommen neue Geräte, die wieder etwas Neues können. Davor sollte man keine Scheu haben. Ich erlebe da aber die jungen Kolleg:innen als sehr neugierig, sie probieren es einfach aus, machen in den ersten Tagen zwei kleinere Fehler und bauen einmal großen Mist, aber danach beherrschen sie das Gerät.

Wir nehmen natürlich Bewerber:innen jeden Geschlechts, doch da wir in letzter Zeit viele männliche neue Kollegen eingestellt haben, freuen wir uns besonders auch über Frauen, die wir in der Mammografie (Untersuchung der weiblichen Brust) einsetzen können. Das ist für die Patientinnen einfach angenehmer.

Ich kann nur jedem sagen: Trau Dich, bewirb Dich! Wir sind ein wirklich tolles Team, bearbeiten ein breites Spektrum und dennoch sehr spezifisch. Wir arbeiten supergut zusammen, haben viele junge Kolleg:innen, eine bunt gemischte Truppe und sehr schöne Räumlichkeiten!

Interview: DRK Kliniken Berlin / Maja Roedenbeck Schäfer

Wenn Du den Beruf Medizinische:r Technologe:in für Radiologie mit anderen Ausbildungsberufen vergleichen möchtest, verschaffe Dir einen Überblick auf unserer Ausbildungsseite!

Maja_Schaefer, am 03. August 2022
Ausbildung, Radiologie
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